19. Café und unangenehme Momente

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Mary Pov

Der Wecker klingelte und ich bereute es jetzt schon, dass ich mir den gestern gestellt hatte. Aber da nichts half, stand ich auf und zog mich um. Eine lockere zerissene Jeans, lockeres Shirt von Black Sabbath und band mir meine Haare in einen lockeren Zopf.

Danach packte ich meinen Laptop, Handy und Portmonnaie in meinen Jutebeutel und zog meine schwarzen Stiefel an. Mein Plan war es in einem Café in der Nähe zu lernen, damit ich auch endlich mal was mache und nicht weiter prokrastiniere.

In der Bahn hörte ich Musik und dachte über meinen Studiengang nach. Ich hatte rein aus Interesse angefangen Psychologie zu studieren, jedoch war mir es einfach zu trocken. Interessant war es, aber auch nur ein Teil des Studiengangs. Therapeutin möchte ich definitv nicht mehr werden. Ich bezweifelte, dass ich dann Beruf und Privatleben auseinanderhalten könnte und ganz zu schweigen davon, dass ich mir den Beruf für mich nicht vorstellen konnte.

Im Café angekommen suchte ich mir eine ruhige Ecke, bestellte einen Kaffee mit Hafermilch und kramte meinen Laptop raus. Ich hörte weiter Musik, da ich mich sonst nicht konzentrieren konnte.

Nachdem ich die Hälfte einer Vorlesung durchgearbeitet hatte, beschloss ich eine rauchen zu gehen. Zur Sicherheit packte ich meinen Laptop wieder ein und nahm meine Tasche mit nach draußen, man konnte ja nie wissen. Ich bezahlte auch schonmal und ging raus, es war bewölkt jedoch regnete es noch nicht.

Ich zündete meine Zigarette an und sah auf das Feuerzeug, welches mir Felix geschenkt hatte. Eine flüchtige Begegnung mit ein paar Leuten, ich werde vor allem ihn wahrscheinlich nicht mehr so schnell wiedersehen. Außerdem war gewissermaßen berühmt. Vorstellen konnte ich es mir zwar nicht, aber bei dem Gedanken, dass er auf der Bühne rumhampelte musste ich schmunzeln.

,,Was ist denn so lustig?", ich sah auf und sah, dass Tommi vor mir stand, ebenfalls mit einem Laptop in der Hand.

,,Ach nichts, hatte heute noch keinen halb-Verrückten gesehen, deswegen muss man die Rolle manchmal selbst übernehmen und alleine lachen. Neukölln wäre nicht Neukölln ohne Kuriosität." er musste ebenfalls schmunzeln und nickte zum Café: ,,Gehst du gleich rein oder machst du dich auf den Heimweg? Würde dich gerne auf ein Kaffee einladen, falls du noch Zeit hast."

Nach kurzem überlegen stimmte ich zu und drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus.

,,Was verschlägt dich in ein so einfaches Café?", fragte ich ihn als wir uns hinsetzten.

,,Es gibt nichts besseres als in einem Café zu arbeiten, so tun als würde man die nächsten Wahlen organisieren und beschäftigt Kaffee schlürfen.", er zeigte auf seinen Laptop und musste grinsen.

,,Ja mensch, den gleichen Plan hatte ich auch. Aber nach einer Stunde habe ich mich umentschieden und wollte die Wahlen wem anders überlassen. Und tadaa: du bist aufgetaucht!", ich klatschte begeistert in die Hände und er lachte. Der Kellner kam und er bestellte einen normalen Kaffee, ich wieder einen mit Hafermilch.

,,Was führt dich denn hierher?", fragte er als er an seinem Kaffee rührte.

,,Unizeug..", seufzte ich und nahm bedrückt einen Schluck Kaffee. Meine Stimmung sank schlagartig.

,,Da ist wer ja begeistert. Ich dachte du magst dein Studium?", fragte er schmunzelnd aber mit fragendem Blick nach.

,,Generell ja. Es gibt nichts spannenderes als die Psychologie. Wie jeder tickt, was alles entstehen kann und was es für Krankheiten, Behandlungsmethoden und alles gibt. Aber als Beruf.. Weiß ich nicht.", erklärte ich und er nickte nur während ich erzählte.

,,Aber naja, ist ja nichts neues. Student bricht Studium ab oder vielleicht auch nicht. Kannst wahrscheinlich jeden zweiten Studenten fragen, jeder sacht dasselbe.", grinste ich um die Stimmung aufzulockern, aber Tommis Blick änderte sich nicht wirklich.

Kneipentour - Felix LobrechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt