22. Erste Ehrlichkeit und Mitleidsvögeln

468 16 1
                                    

Felix Pov

,,Ach das ist nicht ungewöhnlich in meiner Anwesenheit. Bester Marketingtrick für eine Kneipe: leute fühlen sich in meiner Anwesenheit scheiße, trinken mehr Alkohol und Ergebnis ist mehr Patte in der Kasse!", sagte sie.

,,Jaaaa perfekt, das klingt doch plausibel. Hast du Lust bei der Aufnahme dabei zu sein? Ist eigentlich immer janz lustig. Also wenn ich rede."

,,Das bezweifel ich ein wenig, aber lasse mich gerne eines Besseren belehren. Außerdem kann ich mich dann vom lernen drücken, also ja auf jeden Fall!", warf sie ein und ich musste schmunzeln. Ich wusste nicht ganz, ob Tommi da so ein Fan von ist, aber eigentlich mag er sie ja auch sehr gerne.

Ich werde mir dabei selbst ins Bein schießen, weil er dann neues Futter für seine schlechten Witze findet, aber das war mir gerade schlichtweg einfach egal.

,,Bevor wir los gehen. Kann ich was fragen?", fragte ich. Ich war nicht sicher, ob das gerade der Richtige Zeitpunkt war sie das zu fragen, aber es interessierte mich gerade zu sehr.

,,Klar schieß los.", sie sah mich interessiert und leicht skeptisch an.

,,Du hattest meinem Bruder ja gesagt, dass du vor dieser Wohnung woanders gewohnt hast. Wieso bist du da raus gezogen. Warum arbeitest du in einer Kneipe um das hier zu finanzieren? Warum helfen dir deine Eltern nicht dabei?"

Sie schluckte und sah sich in ihrer Wohnung um. Es sah aus als würde sie ein wenig mit sich kämpfen.

,,Musste net beantworten, kennen uns ja kaum.", versicherte ich ihr.

,,Nene alles gut. Also ich hab vorher mit meinem Ex zusammen gewohnt. Er kam richtig gut mit meinen Eltern klar, die mochten den lieber als mich. Er war der perfekte Schwiefersohn. Höflich, nett, gut bezahlter Job und alles drum und dran. Aber er war ein absolutes Arschloch hinter verschlossenen Türen.  Will da gar nicht so ins Detail gehen. Sobald ein Tropfen Alkohol floss, waren Beleidigungen, blaue Flecken und alles vorprogrammiert. Am nächsten Morgen hat er sich tausend mal entschuldigt, hat mir Blumen gekauft und war der Süßeste überhaupt.", sie setzte sich wieder aufs Sofa und redete eher zur Wand als zu mir.

,,Aber die Entschuldigungen waren nichts wert, wenn er sich nicht ändert. War es nie und er hatte es auch nie vor. Dann bin ich weg und meine Eltern denken, ich hätte ihn vergrault. Das hat quasi die letzte Verbindung zu meinen Eltern und mir zerschnitten."

,,Das ist heftig. Das tut mir leid. Aber gut, dass du den Schritt der Trennung gegangen bist. Wiederholungstäter verbessern sich nie.", stellte ich fest und setzte mich neben sie.

,,Ja eben. Bin aber absolut über den Typen hinweg. War halt ein Arschloch. Aber solche Erfahrungen kann man nicht so leicht vergessen. Joa das war meine herzzereißende und tragische Geschichte. Normalerweise nutze ich das nur für mitleidssex", Mary grinste mich wieder an und ich musste bei dem plötzlichen Stimmungswechsel lachen.

,,Samma! Ernstes Thema und du machst was Sexuelles daraus! Weiber sind alle gleich!", ich fasste mir theatralisch ans Herz und legte mich hin, als ob ich einen Herzinfarkt erleiden würde.

,,Sacht der, der sich direkt an die Titte grabscht.", stellte sie mit einem Schnauben fest und stand auf.

,,Tommi klang hektisch der Perfektionist. Sollen wa dann mal los?"

,,Jut, dann gehen wir mal los.", kündigte ich an und sie nickte. Sie machte die Musik aus und zog sich ihre Schuhe an.

Ich wusste jetzt ein Stückchen mehr über sie und es war erstaunlich, wie sehr sie es versteckt. Kurz über was Ernsteres geredet, aber dann direkt wieder albern geworden.

Aber ich denke, ich bin dabei sie richtig kennenzulernen. Wenn es überhaupt soweit kommen wird.


Kneipentour - Felix LobrechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt