Mary Pov
Wir setzten uns auf die Therapie-Couch und peinliche Still machte sich erneut in meiner Wohnung breit.
,,Was möchtest du mit deinem Studium machen?", endlich fragte er mich etwas.
,,Abbrechen und vergessen.", antwortete ich knapp und er schmunzelte.
,,Jut. Warum?" . Ich seufzte und hatte selber keine wirkliche Antwort drauf.
,,Finds interessant, aber davon leben? Das den Rest meines Lebens machen?", fing ich an und wurde direkt unterbrochen: ,,Bei deinem Lebensstil ist der Rest deines Lebens also noch ca. 5 Jahre."
,,Wenn ich davon ausgehen würde, sieht meine Zukunft ja doch gar nicht so scheiße aus!", grinste ich und er schüttelte den Kopf.
,,Ist halt interessant, aber selbst Kellnern macht mir mehr Spaß. Nichts gegen meinen Job, ich lieb den. Aber da kann ich Job und Privatleben trennen. Außer natürlich wenn man plötzlich einen Kunden aus der Kneipe hier sitzen hat, versteht sich von selbst.", ich sah ihn angewidert an und er erwiderte es mit einem gespielt schockierten Blick: ,,Da müssteste direkt die Bullen rufen, brandgerfährlich die Situation!"
,,Jut Studium ist Müll, warum hörst du net auf?"
Ich stand auf und machte uns noch einen Kaffee. ,,Schwierig. Glaube das ist das letzte was meine Eltern respektabel finden. 20 Jahre studieren kein Ding, aber komm bloß nicht mit einer Ausbildung an. Glaube das Studium ist das Einzige was wirklich Bestand in meinem Leben hat, da muss ich über meinen Schatten springen. Aber gleiche Situation, fühl mich nur Querschnittsgelähmt dabei.", ich reichte ihm seinen Kaffee und er fing beim letzten Satz an zu lachen.
,,Das ist unpraktisch. Kennste diese Springbretter vom Turnen früher im Sportunterricht? Wo man würdelos über den Bock springen musste? Dat bräuchtest du!", er ahmte diese Springpostion nach.
,,Ja dann her mit dem scheiß Springbrett! So genug über meine Lebenskrise, was machste so wenn du nicht auf Tour bist?", versuchte ich das Gespräch abzulenken.
,,Darüber reden wa noch, da kommste nicht so leicht davon. Sport, Skripte schreiben, Meetings und sonst Sachen die auf Tour unmöglich sind. Vor allem aber mal entspannen."
,,Mhmmm das klingt gar nicht mal so schlecht.", ich trank einen Schluck von meinem Kaffee, Felix nickte und trank dann auch was.
,,Mit Alkohol ist es leichter Leute kennenzulernen.", dachte ich laut nach.
Er stand auf, stellte seine Tasse ab und ging wieder zu meinen Cds.
,,Warum hörst du diese Art von Musik?", er hielt eine Metal CD hoch und ich zuckte mit den Schultern: ,,Musik ist halt gut, gefühlvoll, noch mit echten Instrumenten und die Musiker haben echt was drauf. Hab ich schon immer gehört, da fühle ich mich einfach wohl bei. Was hörst du?"
,,Vieles, eher aber Rap und Hip Hop.", antwortete er knapp.
,,Kenne ich mich nicht wirklich damit aus, aber finds nicht schlecht. Kommt natürlich auch nochmal drauf an, was dann läuft.", ich kannte mich wirklich nicht damit aus.
Er wollte grad zum reden ansetzen, wurde dann von einem Handyklingeln unterbrochen. Er sah auf sein Handy, sah mich kurz an und ging ran.
,,Tommi was los?", er stellte auf laut und grinsend ein Zeichen leise zu sein.
,,Bist du noch bei deiner Zukünftigen?"
,,Ja klar, haben sogar schon Heiratspläne gemacht. 3 Kinder wuseln sich um uns und unser gemeinsamer Familienhund macht Raudau.", antwortete er sarkastisch und ich stieg mit ein: ,,Timothy lass deinen Bruder los!", schrie ich in Richtung des Telefons und Felix verkniff sich ein lachen.
,,Ja haha sag doch direkt, dass du mich auf laut gestellt hast. Wollte nur fragen ob wir nachher noch eine Folge Hack aufnehmen oder ob du besseres vor hast?", fragte Tommi und ich sah Felix fragend an. Dieser drehte sich weg und bestätigte, dass sie es heute aufnehmen.
Kurz danach legte er auf.
,,Ich hoffe mal, dass das irgendwie eine Serie oder Podcast oder sowas ist. Ansonsten habe ich da ein, zwei fragen.", ich setzte mich wieder auf die Couch und er ließ sich neben mir fallen.
,,Neee das ist ein homoerotischer Porno.", erklärte er recht trocken und ich lachte auf.
,,Aaaachsoo okay perfekt. Dachte schon irgendwas ekliges mit Tieren.", stellte ich die Theorie auf.
,,Nene ich bin Vegetarier. Ick nehm kein Stück Fleisch vom Tier in den Mund.", ich hatte ein Schluck Kaffee im Mund und verschluckte mich daran. Felix schlug mir mit ein bisschen zu viel Kraft auf den Rücken und ich beruhigte mich.
,,So also Vegetarier. Siehste, wir lernen was von einander. Ich lebe seit ein paar Jahren vegan.", teilte ich ihm mit und er nickte.
,,Jetzt fühl ick mich schon fast wieder schlecht."
,,Ach das ist nicht ungewöhnlich in meiner Anwesenheit. Bester Marketingtrick für eine Kneipe: leute fühlen sich in meiner Anwesenheit scheiße, trinken mehr Alkohol und Ergebnis ist mehr Patte in der Kasse!"
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Kneipentour - Felix Lobrecht
Novela JuvenilMary arbeitet seit kurzem in einer Kneipe. In Neukölln aufgewachsen und lebt immer noch dort. Durch ihren Arbeitskollegen lernt sie Julian, Tommi, Caro und Felix kennen. Unerwartet und auf die eigene Art und Weise freundet sie sich gut mit ihnen a...