KAPITEL 10

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Habt einen schönen Sonntag, ihr Lieben!

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Oktober 1998

Paddy

Natürlich hat unser Einzug auf Gymnich großes Medieninteresse hervorgerufen. Auch weil sich I will be your bride nach mehreren Wochen immer noch in den Top 20 der Charts hält und die Vorfreude auf das neue Album spürbar ist, entscheiden wir uns ein paar Wochen vor dem Release des Albums eine Pressekonferenz auf dem Schloss zu geben. Es ist echt praktisch, dass wir jetzt sogar eigene Räume ganz offiziell für solche Veranstaltungen nutzen können, ohne dass wir groß irgendwo hin fahren müssen. Kathy, Dad und ich haben auch schon entschieden, Teile unserer Firma in ein Seitengebäude umziehen zu lassen.

Zur Pressekonferenz sind um die zwanzig Journalisten geladen, und es ist ein wahnsinnig cooles Gefühl, die Reporter auf unserem Schloss zu empfangen. Wir alle lieben Gymnich jetzt schon, und ich glaube, dass sich sogar Barby ziemlich wohl fühlt. Jedenfalls hat sie heute Morgen davon erzählt, dass sie sich ein Malzimmer gestalten will und natürlich werden wir auch hier ein Tonstudio einrichten.
Natürlich haben wir vorher eine Zusammenstellung der Fragen bekommen, und diesmal sind durchaus interessante dabei, wie zum Beispiel nach dem Denkmalschutz, unter dem die Gebäude nun einmal stehen, oder nach dem Catering, das von hier aus betrieben wurde. Eine Journalistin möchte wissen, wie wir unsere Songs schreiben, eine Frage, die wichtig ist, um das allgemeine Interesse auf das neue Album zu lenken.

Natürlich wird auch nach Jimmy, Barby und Patricia gefragt, die heute nicht dabei sind. Jimmy will noch nicht wieder in die Öffentlichkeit, Trisha redet immer noch kein Wort mit Dad und Barby meidet die Presse ohnehin, aber natürlich haben wir uns dazu etwas einfallen lassen. Jimmy, erzähle ich, sei zum Schneiden des I will be your bride-Videos in Irland und Trisha wegen ihres Rückens in einer Behandlung. Ich hoffe wirklich, dass Trisha und Dad das irgendwie wieder hinbekommen. Sie gehört schließlich dazu, und es fehlt etwas, wenn sie nicht dabei ist, auch bei einer Pressekonferenz. Kathy und ich schaffen es ganz gut, unsere Meinungsverschiedenheiten außerhalb der Albumproduktionen beiseite zu schieben. Auch heute beantworten wir die Fragen, ich, weil ich am besten Deutsch spreche und Kathy, weil sie eben der Boss ist. Aber nach dem Jahr in Irland muss selbst ich bei manchen Wörtern überlegen, man vergisst das alles einfach echt schnell. Alles läuft professionell ab, nach dem Interview werden die Reporter von den Bodyguards nach draußen geleitet, wo wir noch ein kleines Fotoshooting machen.

Als ich nach dem Shooting und einer kurzen abschließenden Besprechung mit Kathy in die riesige Küche im Wohngebäude komme, muss ich grinsen: Kira und Maite kochen, es riecht verdächtig nach Gulasch.
»You know, eigentlich könntest du doch direkt mit Angelo hier zusammenziehen«, witzele ich und schnappe mir ein Stück Paprika, die Kira gerade schnippelt. »Ihr könntet einen ganzen Schlossflügel für euch und eure zukünftigen zehn Kinder haben.«
»Ey, Finger weg«, klopft Kira mir auf die Finger. »Spinner. Zehn Kinder? Niemals.«
Ich muss lachen. »Wie war das mit Angelo und dir? Never ever würdest du dich in ihn verlieben… also sag lieber nicht mehr never ever.«
»Ich weiß auch nicht«, meint Kira, und jetzt lächelt sie ein bisschen verträumt. »Das ist einfach passiert. Und jetzt… fühlt es sich richtig an.«
»Musst doch mir nichts erklären«, kichere ich. »Das war schon ewig klar. Bekomm ich eigentlich was dafür, dass ich all die Jahre Recht hatte?« Ich schaue Maite über die Schulter, aber bevor ich nach einem Stück angebratenem Fleisch greifen kann, stößt sie mich in die Seite.
»Höchstens nen Arschtritt raus aus unserer Küche, Michael Patrick Kelly!«, tadelt sie und ich rette mich lachend in Richtung Tür.
»Zehn Kinder, love«, gebe ich Kira noch mit auf den Weg, und ducke mich, als ein Handtuch in meine Richtung fliegt. »Mark my words!«

Joey

Ich bin ziemlich froh, dass ich mich nach dem Umzug und neben den Konzerten auch wieder voll und ganz auf den Sport konzentrieren kann. Ein paar Wettkämpfe stehen dieses Jahr noch an, aber soweit bin ich mit meinen absolvierten Triathlons sehr zufrieden. Mit dem Ironman in Roth habe ich meinen achten Ironman dieses Jahr hinter mich gebracht, der Ultraman auf Hawaii, auf den ich ziemlich stolz bin, kam noch dazu. Und auch 1999 habe ich große Ziele, früh genug anfangen kann man ohnehin nie.

Jimmys Geheimnis IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt