KAPITEL 23

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Habt einen schönen Sonntag!

Eure Reniawen und Patricia_Raven

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Weihnachten 1999

Patricia

Der Advent ging dieses Jahr unfassbar schnell vorbei. Völlig beschäftigt mit der Tour und verschiedenen Promoauftritten blieb mir bisher kaum Zeit um etwas zur Ruhe zu kommen oder die besinnliche Vorweihnachtszeit zu genießen. Aber ehrlich gesagt sind wir es ja auch gar nicht anders gewohnt, es ist schließlich nicht das erste Jahr, in dem wir an Weihnachten nur zwei Tage Konzertpause haben. Allzu viele Konzerttermine der Best Of Tour bleiben uns sowieso nicht mehr, nur noch heute am 26.12. in Köln und dann Anfang Januar mit München, Cottbus und Rostock die letzten drei Stationen. Wie wir jetzt seit wenigen Wochen wissen, werden es leider auch die letzten Konzerte mit Johnny sein, zumindest die letzte Tour, auf der er dabei ist. Für ein paar vereinzelte Auftritte hat er in den ersten Monaten des neuen Jahrtausends noch zugesagt, dennoch ist klar, dass es nicht mehr allzu viele sein werden. Als Tribut an ihn haben wir uns dafür entschieden, seinen aktuellen Hit I really love you, der auch auf der Tour fester Bestandteil des Akustik-Sets ist, noch spontan zu Weihnachten als weitere Single aus unserem letzten Albums From Their Hearts auszukoppeln. Obwohl es irgendwie erwartbar war, stimmt mich Johns Entscheidung immer noch etwas traurig, jeder einzelne Kelly weniger ist einfach ein großer Verlust für die Familienband und ich mag mir überhaupt nicht ausmalen, was mit uns passiert, wenn das mit den Ausstiegen so weitergeht. Es könnte auch die letzte größere Tour von Barby gewesen sein, in Absprache mit ihr und ihren Ärzten ist in der Frage bisher noch nichts eindeutiges herausgekommen. Aktuell hat sie wieder eine gute Phase und genießt zur Freude aller auch unsere Konzerte wieder mehr.

Mir fällt es einfach noch schwer mit dem Gedanken klarzukommen, dass ich schon bald die älteste der aktiven Geschwister in der Band sein werde. Schon immer war ich das Sandwichkind gewesen, die Nummer 7 von 12 Kindern und bisher nie in der Situation, die Verantwortung als Älteste übernehmen zu müssen. Obwohl ich natürlich auch weiß, dass ich heute selbst auf unsere Jüngsten nicht mehr wirklich „aufpassen“ muss, fühle ich mich der Situation nicht so ganz gewachsen. Dennoch ist für mich auch klar, dass ich sicher nicht die nächste sein will, die die Band verlässt, auch wenn ich vom Alter her an der Reihe wäre. Aber mir bedeutet das Projekt Kelly Family einfach zu viel und ich weiß auch, dass ich mit Denis einen wirklich sehr geduldigen und verständnisvollen Partner gefunden habe, der mich in all dem sehr unterstützt und für den ich nicht so wie John für Maite das Land verlassen muss. Daher ist ein Ausstieg für ich auch absolut keine realistische Option – warum sollte ich auch? Und ein Kind, so wie Kathy, kann ich wegen meiner Endometriose wahrscheinlich auch nicht bekommen, auch wenn ich gerne welche hätte.

Da ich abgesehen von den Pflichtterminen auch viel Zeit unabhängig von der Familie verbringe, stehe ich auf der aktuellen Tour sowieso weniger im Vordergrund. Tatsächlich singe ich nur meinen Part bei The Rose, Please don’t go zusammen mit Jimmy und als Solosong It’s okay now, der erst mit dem Bonus-Tracks Album so richtig bekannt geworden ist und davor nur als B-Seite der Single When the boys come into town veröffentlicht war. Nicht nur bei uns Mädels dominiert auf der aktuellen Tour vor allem Maite stark, aber auch Barby singt nicht nur ihre alten Hits wie Break Free, sondern auch ihr nagelneues Lied I wanna kiss you, das mit dem zweiten Best Of Album neu veröffentlicht wurde. Sie spielt aber auch seit langem wieder mal Akkordeon auf der Bühne, wahrscheinlich ein bisschen wegen Kathys Ausstieg, deren Part das in den letzten Jahren vornehmlich war. Maite ersetzt auch Kathys Einsätze in beliebten Songs wie The Rose und When the boys come into town, die natürlich nicht einfach plötzlich aus dem Programm fliegen können. Ebenso versucht sie sich an Children of Kosovo, einen der letzten Solosongs von Kathy, doch natürlich ist allen klar, dass sie dabei gesanglich an die Qualitäten unserer großen Schwester nicht heran kommen kann. Dennoch bin ich stolz auf meine kleinste Schwester, dass sie ihre Schüchternheit auf der Bühne von früher nun wohl definitiv abgelegt hat und noch zur richtigen Entertainerin aufblüht.

Jimmys Geheimnis IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt