PROLOG

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Halli, hallo!
Und schon geht es weiter mit Teil zwei, damit ihr nicht zu lange warten müsst. Wir haben schon ein gutes Stück vorgeschrieben, es macht riesig Spaß und wir sind tierisch gespannt, wie ihr es findet.

Wir haben uns die Sichten aufgeteilt: ich schreibe Jimmy, Joey und Paddys Sicht,  Patricia_Raven schreibt Patricia, Kathy und Johnny.
Und für alle, die darauf hoffen: es wird auch noch einen Schwung zum Prolog von Teil eins geben.

Jetzt erstmal viel Spaß mit diesem Prolog!

Eure Reniawen und Patricia_Raven

**

Jimmy,
20.12.1997, Carreras-Gala

»Happy Birthday to you, happy Birthday to you, happy Birthday lieber Joey, happy Birthday to you.«
Das übliche Ständchen erfüllt die Garderobe im Backstagebereich der Veranstaltungshalle. Meine Geschwister und ich haben uns in einem Kreis zusammen gefunden und Sektgläser in der Hand. »Happy 25th, Joseph Maria«, lege ich einen Arm um Joeys Schultern und ignoriere seinen vernichtenden Blick. »C’mon, guys, das muss gefeiert werden!«
»Bro, wir müssen nachher auf die Bühne, hier wird jetzt nicht gefeiert«, erklärt Joey scharf.
Ich runzle die Stirn. »Bühne? Well, da war ja was. Aber bis dahin ist noch Zeit, und das Catering hier hat sicherlich auch ein Bierchen oder…«
»Jimmy, hast du schon wieder gekifft?«, fragt Patricia, irgendwo zwischen besorgt und sauer. »Das hier ist eine Gala!«
»So what?«, erwidere ich. »Just another appointment in all the appointments we’ve got, right?«
»Es geht um krebskranke Kinder, das hier ist José Carreras! Früher hätte dich das noch gekümmert, bevor du drogenabhängig wurdest«, faucht Joey.
Aber wieder zucke ich nur die Schultern.
»Kathy, please, can’t we sing another song?«, bittet Patricia Kathy. »Can’t we just get Jimmy out of focus?«
Ich fühle Kathys verärgerten Blick auf mir ruhen, aber sie schüttelt den Kopf. »Das hier ist keins unserer Konzerte, wo wir einfach spontan die Songs ändern können, Trisha! I’m sorry, it’s All along the way. Jimmy, you’ll make it?«
»Of course«, erwidere ich mechanisch. Natürlich packe ich es, unseren neuen Song All along the way mit Kathy zu singen. »As always.«
Trotzdem frage ich mich kurz, warum es ausgerechnet dieser Song sein musste. Paddy hat einen Hit geschrieben, One more song, was immerhin die nächste Single werden soll, Angelos Because it’s love wäre auch okay gewesen. Aber nein, meine Schwester muss ja unbedingt mit Barby und mir singen. Ein weiteres Album, neue Singles, neue Videodrehs. Immer derselbe Kreislauf. Es gibt kein Entrinnen.

Das Programm spule ich wie immer instinktiv herunter. Während des Auftritts hauen die Joints rein, die ich heute gezogen habe. Dennoch kann ich mich zur Musik bewegen, das habe ich inzwischen perfektioniert. Glücklicherweise kann ich mich in der Musik immer verlieren, und eigentlich liebe ich es sehr, All along the way zu singen. Es hat schöne Melodien, ich mag Barbys Bridge sehr, und sie lächelt beim Singen sogar ab und zu in die Kamera.
»C’mon, Joey, let’s have a party«, sagt Johnny nach dem Auftritt zu meinem Bruder. »A 25th Birthday-party. I’ve heard they‘ll have an After-Show-Party.«
»Perfect, this will be a great party then«, zeige ich mich begeistert.
»Fine, da müssen wir uns eh blicken lassen«, lässt Joey sich nun doch überreden.
Natürlich treffen wir wie überall auf diesen After-Shows die Stars der Gala, Peter Maffay, Lindenberg, Chris de Burgh, Nana Mouskouri. Es geht etwas vornehmer zu als auf anderen After-Show-Parties, hier sind keine Dealer, die Ecstasy verkaufen oder so. Dennoch kann ich noch einen Joint ziehen, denn eigentlich bin ich zu platt. Zu platt, um diese Party durchzuziehen, war vorher auch schon zu platt für diesen Auftritt. Mein Kopf ist leer in letzter Zeit, ich habe keinen neuen Song für das aktuelle Album Growin‘ Up geschrieben, weil sich alles nur noch wie Watte anfühlt. Und so singe ich nur einzelne Parts, eben bei All along the way, Leave it to the spirits und Ego.
Die Party ist schon um kurz nach eins beendet, es geht zurück ins Hotel. Morgen steht wieder irgendein Konzert an, ich weiß nicht einmal wo.

Als ich alleine an der Hotelbar sitze, weil die anderen Partymuffel schlafen gegangen sind, frage ich mich, wie es sein kann, dass Joey nicht mal seinen Geburtstag feiern will. Ich muss irgendetwas nicht mitbekommen haben, früher hätte er zu keiner Party nein gesagt. Wahrscheinlich denkt er nur noch an sein Laufen.
Ich bestelle mir ein weiteres Bier und drehe das Glas in den Händen. Ich weiß genau, dass ich jetzt nicht runterkommen kann, nicht nach einem live-Fernsehauftritt, immerhin war es echt die José Carreras-Gala. Ich brauche das, und gleichzeitig bin ich müde. Müde von allem hier. Ich spüre, dass die Musik mich seit einiger Zeit nicht mehr so erfüllt, wie es vorher der Fall war. In all den Jahren hatte ich immer die Musik als Anker, aber inzwischen hilft mir das nicht mehr so. Es ist too much, mein Körper ist erschöpft.
Ich sollte aufhören mit allem hier, eine Auszeit nehmen. Wie vor fast acht Jahren. Wen würde es kümmern? Gleichzeitig weiß ich aber, dass weder Vater noch Kathy oder Joey mir das zugestehen werden.

Goes for everyone.
Das ist unser Credo, das verfolgt mich, und das wird immer so sein.

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Foto: aus meiner Fansammlung

Jimmys Geheimnis IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt