Unterdrückung

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Ava

„Und bitte." Ich hatte das Gefühl heute nicht komplett in meine Rolle eintauchen zu können. Chris stand vor mir in einem blutigen weißen Shirt. „Lass mich mal sehen." „Das siehst schlimmer aus als es ist." Er spielte seine Verwundung herunter, wenn er wüsste das ich es war, hätte er mich noch weniger ran gelassen. „Steve, du blutest noch immer, wir sollten die Blutung schleunigst stoppen." Er ließ sich breit schlagen und zog das Shirt aus. Der Stahlanzug war schon grenzwertig, doch jetzt wo er Oberkörper frei vor mir stand, war es noch schlimmer. Unterdrücken, ich muss diese Gedanken unterdrücken, nur für diese Szene mehr nicht. Er drehte sich um, damit ich die Wunde auf seinem Rücken begutachten konnte. „Ich kann das nähen, setz dich dort rüber." „CUT." Schrie Joe aus der Regie. „Ava, du klingst als würde nicht Cap vor dir stehen, sondern ein totes Stück Fleisch. Tu so als würdest du dir wenigstens etwas Sorgen machen, nicht so teilnahmslos. Nochmal von dem letzten Satz." Ich schüttelte mich einmal durch, bevor ich nochmal durch atmete. „ Stell dir vor, ich sei jemand den du magst." Was für ein Arsch. „Mir würde schon ausreichen, wenn du so etwas nicht sagst." „Ich wollte dir damit nur helfen." „Hast du aber nicht." „Gibt's dort drüben Probleme?" „Nein, alles gut wir haben uns nur kurz abgesprochen." „Wenn ihr dann so weit seid." Ich nickte ihm zu, so dass er rief. „Klappe die Zweite."
Ich ging auf ihn zu und sah mir seine Wunde an, dabei fuhr ich mit einer Hand die unversehrte Fläche um die Wunde ab. Chris zuckte zusammen, was in der Kamera zu sehen war. „Cut cut cut. Leute, habt ihr voreinander Angst? Soll das wie im Kindergarten laufen?" „Sie hat total kalte Hände, als wäre sie aus dem Meer gezogen wurden." Er drehte sich zu Joe und sah ihn entsetzt an. „Soll ich sie vorher an wärmen, damit der feine Herr nicht friert?" Ich lass das nicht länger auf mir sitzen, er kann mich nicht ewig so behandeln. Chris drehte sich zu mir und zischte mich an. „Lass deine Finger solange wie nötig bei dir." „Ich gebe mir wenigstens Mühe es so aussehen zu lassen, als würde ich dich mögen." „Das war gut von ihr, wir wollen das nochmal, ohne das du zusammen zuckst." Ich sah ihn triumphierend an und machte mich für den nächsten Take bereit. „Klappe die Dritte." Dieses Mal strich ich noch etwas langsamer über seine Haut, damit er die Kälte zu spüren bekam die er so abstoßend fand. „Ich kann das nähen, setz dich dort rüber." Er tat wie ihm befohlen und setzte sich auf das Bett. „Wer hat dir das angetan?" Ich holte Nadel und Faden und setzte mich hinter ihm aufs Bett. „Das weiß ich nicht, sie war skrupellos. Nat hat eine ganze Weile mit sich gekämpft, da sie ein Giftgas einatmete und mir hat sie direkt ein Messer in den Rücken gerammt." „Sie hat euch allein fertig gemacht?" „Nein, sie hatte Unterstützung von..." Er konnte den Satz nicht beenden, die Kameraperspektive änderte und filmte uns nun von vorne, damit sein Gesicht zur Geltung kam. „Bucky?" Sprach ich so sanft wie mir möglich. „Er erkennt mich nicht, ich dachte ich habe ihn für immer verloren, so wie jeden anderen auch, doch dann taucht er aus dem Nichts aus als tödlicher Assassine. Das ist nicht fair, sie haben ihn sein Leben genommen." „Er braucht Zeit, jahrelang wurde er von Hydra manipuliert, dass kann man nicht in zwei Tagen rückgängig machen. Er ist nicht der einzige, dem sein Leben genommen wurde." Ich wurde gerade fertig uns stand auf um die Sachen zurück zu legen. „Bucky war das einzige was ich damals hatte, er hat ein solches Leben nicht verdient." Er sah so traurig aus, so wie er auf dem Bett saß und auf den Boden stierte. „Das hat niemand. Wir werden alles daran setzen ihn wieder ein Stück seiner selbst zurück zu geben." „Wie willst du das wissen?" Ich kniete mich vor ihn und nahm seine Hände in meine, dieses mal stand es im Skript. „Ich weiß es eben." Sein Blick war das erste mal nicht abschätzig, bis jetzt hatte er mich nur einmal so angesehen und das war der Tag als ich ihn belogen hatte. Ich wünschte mir so sehr, dass er mich immer so ansehen würde, auch hinter der Kamera. Das würde alles so viel einfacher und entspannter machen. „Cut, sehr gut. Sehr gut." Er zog seine Hände zurück, ja genau wir konnten uns nicht ausstehen, das war gespielt. Ich stand auf und ging zur Kamera um mir das Material anzusehen. Es sieht leichter aus als es war. „Wirklich gutes Material, Ava du musst demnächst besser auf ihn eingehen. Auch wenn es jetzt noch nicht danach aussieht, eure Blicke müssen mehr sagen als tausend Worte. Verstehst du was ich meine." Ich nickte ihm zu mit dem Wissen, dass es niemals leicht werden würde mit Chris.

„ Es war grauenvoll, und dann drückt er mir noch so einen dummen Spruch. Ganz ehrlich ich bin so froh, dass ich bis jetzt nicht so viele Sequenzen drehen musste. Ich würde das nicht aushalten mit ihm. Noch ein paar Woche und dann bin ich zurück." „Beruhig dich erst mal, so schlimm kann es nicht gewesen sein, ihr habt die Szene im Kasten und das ist die Hauptsache." „Ja aber wie ist die Frage, jeder wird sehen das es nicht gut ist." „Wenn es so wäre, dann hätten sie es euch öfters machen lassen." „Ach man, Yves. Ich hab versucht mich zu entschuldigen, aber er ist einfach zu stur um es anzunehmen. Selbst Seb konnte da nichts dran ändern." „Warte ab, was noch kommt, vielleicht werdet ihr ja noch miteinander warm." „Das glaube ich nicht." Ich schwieg einen Moment am Telefon, bis sie wieder einsetzte mit sprechen. „Danke für das süße Bild von heute." „Oh das, ja Seb bestand darauf." Es zeigte Seb und mich in den Seilen bei unserer letzten Stunt Sequenz. „Das sieht echt lustig aus bei euch." „Ja mit den anderen ist es wirklich lustig, Scar bringt mir derzeit bei wie ich richtig vor der Kamera Pose, sie meinte nach dem Dreh, werden sicher die ersten Anfragen für Shootings kommen." „Da hat sie recht, die Vogue ist auch schon wieder hinter ihr her, wenn erstmal die Nachricht von dir die Runde macht, könntest du auch ein paar Seiten bekommen." „Was wenn ich das gar nicht möchte." „Du musst, die PR ist das aller Wichtigste für dich, also musst du da durch komme was wolle." „Dann mach ich das nur bei dir." „Ich hätte nichts anders zugelassen." „Ich vermisse dich." „Ich dich auch, aber ich verspreche wir sehen uns ganz bald." „Weißt du schon wann?" „Nein, noch nicht genau, aber ich werde kommen, versprochen." „Okay, ich muss jetzt Schluss machen. Wir hören voneinander." „Bleib stark und lass dich nicht von Evans unter kriegen." „Niemals und du Grüß mir Curie."

Als ich frühs in der Maske saß, kam Joe herein und stellte sich zu mir. „Guten Morgen, na ausgeschlafen?" „Geht so, und du?" „Sehr gut, sehr gut. Also wir haben eine kleine Änderung vorgenommen, Anthony und ich saßen gestern noch zusammen und haben das Material ausgewertet, da ist uns aufgefallen, dass bei der Cap/Julia Szene noch etwas mehr Dramatik rein könnte für kommende Filme. Wir sind uns beide einig, dass wir sie nochmal nach drehen werden." „ Und was genau soll sich ändern?" „ Wir wollen eine kleine Romanze zwischen euch etablieren." Ich drehte mich abrupt zu ihm um, so dass die Visagistin ihren Pinsel fallen ließ. „Aber Nat und Cap sind dafür viel besser geeignet, ich weiß nicht ob das so gut auf Julia passen würde. Sie hat nichts übrig für ihn, sie ist diejenige die alle hinter geht, warum sollte sie etwas mir der Verkörperung der Gerechtigkeit anfangen? Sie ist das nicht." „ Wir sind immer sehr erfreut über solchen Einsatz für die Figur, aber diese Entscheidung hast du nicht getroffen. Wir haben uns schon für kommende Projekte Gedanken gemacht, es wäre perfekt die Linie jetzt aufzunehmen und nicht erst später wo alles so gedrängt und fragwürdig aussieht." „ Aber warum kann sie nicht einfach die starke etablierte Frau bleiben die sie ist, anstatt wieder auf eine Romanze begrenzt zu werden." „ Sie wird nicht eingeschränkt, wir wollen sie damit weiter ins Rampenlicht rücken, gemeinsam mit Cap." „ Aber..." „ Kein aber, wir geben die Anweisungen und du hast sie auszuführen." Ich hielt mich zurück um keine dummen Sachen zu sagen die ich im Nachhinein bereuen werde. „ Wie weit wollt ihr gehen?" „ Wir haben uns überlegt den Part von gestern noch einmal zu drehen und etwas zu erweitern, außerdem werden wir ihre Background Line überarbeiten." „ Wie erweitern? „ „ Mit einem klassischen Kuss." „Ihr nehm ihr damit jegliche Macht und Kraft, sie wird herunter gespielt." „Ava, du wirst nichts daran ändern können. Wir haben den Dreh für heute Nachmittag angesetzt." „Was sagt Evans dazu?" „Er musste es genauso akzeptieren wie du." „Aber er war nicht erfreut?" „Er weiß, wann es vergebens ist zu diskutieren." Das heißt er war damit auch nicht einverstanden. „Ich muss jetzt wirklich los, wir sehen uns später." Er klopfte mir auf die Schulter und sah mich mitleidig an. „Sie wird darunter nicht leiden." „Das glaubt ihr jetzt. Sie wird sein wie alle anderen auch, abhängig von einem Mann."
Ich saß wie erstarrt in der Maske, Wut vermischte sich mir Trauer und kochte langsam in mir über. Nicht nur der Rolle gegenüber war es ungerecht, sondern auch mir. Ich wollte nicht noch mehr mit Evans zu tun haben, schon gar keine Romanze auf den Screen. Das war das erste Mal das ich es bereute unterschrieben zu haben.

Time goes by and still I am stuck on youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt