Auszeit

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Ava

Ich konnte zu dem neuem Skript nicht nein sagen, diese außergewöhnliche Liebesgeschichte hatte mich zu sehr gefesselt um eine andere in der Hauptrolle zu sehen. Ich wollte Aurora sein, komme was wolle. Ich saß bei meinen Eltern zu Hause als ich den bestätigenden Anruf erhielt und mir sämtliche Daten gegeben wurden. Ich hatte mir nach dem Drehende eine kleine Auszeit zu Hause genommen, weit entfernt von dem ganzen Tumult. Ich konnte keine glamourösen Partys feiern, wollte keine Interviews geben, mich weder mit der Presse noch mit sonstigen Gerüchten auseinander setzen. Es war als hätte ich den Blick auf das wesentliche verloren, das Jahr war an mir vorbei gezogen, als sei es gar nicht da gewesen. So viel war passiert. Ich hatte Richard kennen gelernt und lieben, ihm das Herz gebrochen, Rollen gespielt die ich liebte, einen Award gewonnen und  schwere wie auch gute Zeiten mit meinen Freunden erlebt. Die Weihnachtsfeiertage würde ich noch bei ihnen verbringen bevor es wieder zurück nach NYC ging um dort ein Lächeln auf zusetzen und vorzugeben als sei wie immer alles wundervoll. „ Ava, du musst nicht zurück, wenn du nicht möchtest.“ Mama saß mir gegenüber am Tisch und aß ihren Kuchen. Sie hatte alle eingeladen aus der Familie mit der Begründung das sie mich alle so selten zu Gesicht bekommen würden. „Ich habe einen Job, du kannst doch ab morgen auch nicht mehr gehen nur weil du gerade nicht möchtest.“ „ Kind, wir haben einen normalen Beruf, aber du…“ Sie holte schwer Luft und atmete hörbar aus. „ Wir haben so einige Sachen über dich lesen müssen, Oma konnten wir manche Artikel gar nicht zeigen, sie wäre uns am Tisch gestorben.“ „ Die meisten davon waren Gerüchte und wilde Spekulationen, das alles entspricht nur halb der Wahrheit.“ Hoffentlich würden nicht noch schlimmere Dinge in diesem Jahr folgen. „Auch die Sache mit Richard? Er war ein so lieber.“ „ Das sagst du mir oft genug ich weiß, aber wir haben einfach nicht zusammen gepasst.“ „ Das glaubst du doch selber nicht, ihr ward perfekt zusammen, es gibt keinen besseren für dich da draußen.“ „Es reicht. Ich bin nicht hier um mit euch über Richard zu diskutieren, ich wollte Abstand zu all den Dingen, aber es scheint als würdet ihr mir diese nicht mal hier gönnen.“ Ich stand auf, schob den Stuhl ran und ging nach draußen. „Wo willst du hin?“ „Curie muss raus.“ Und ich auch. Die Luft war frisch im Gegensatz zu NYC, sobald ich aus der Tür trat stand ich auch schon in der Natur die nicht umgeben von Häuserblocks war. Eines der guten Seiten zu Hause zu sein war die Natur, ich verbrachte viel Zeit draußen und ging spazieren. „ Unsere Berühmtheit. Auch mal wieder im Lande?“ Und das war ein Nachteil. Von Kinderfüßen an kannte einen jeder und jetzt war es nur noch schlimmer. Oft genug hatten mir meine Schwester und Mama schon berichtete das sich die Leute das Maul über mich zerrissen haben. „Sieht ganz danach aus.“ Ich grinste ihn an, wir kannten uns von früher und waren ab und zu zusammen auf Partys. „ Wie ist es da drüben so? Hast ja anscheinend viel Spaß.“ „ Das stimmt, ich habe wirklich Spaß.“ Mir gefiel es nicht wie abwertend er das dort drüben betonte. „ Hast du nicht mal wieder Lust mit uns was zu unternehmen?“ „Ich glaube nicht das mir danach ist.“ „Komm schon, dass wird lustig so wie in alten Zeiten. Heute Abend, wie immer in der Bar, wir warten auf dich.“ „ Mal sehen.“ Ich pfiff nach Curie und ging weiter. „ Bis später.“ Ich hob nur die Hand und ging. Ich wollte mit niemanden etwas unternehmen, sondern nur meine Ruhe haben. Ich ging nur um festzustellen, dass ich in diese Gesellschaft nicht mehr hinein passte, schon gar nicht bei diesen primitiven Verhaltensweisen wie diese Menschen an den Tag legten. Ständig fragte man mich ob ich denn nicht mal ein gutes Wort bei jemanden einlegen könnte, damit sie ihre Stars treffen könnten. Für Freunde hätte ich das gemacht, doch dies waren keine Freunde, sondern nur Bekannte denen ich keinen Gefallen schuldig war. Nach kurzer Zeit schon entschuldigte ich mich und verließ die Versammlung der ich nicht mehr beiwohnen wollte. Ich war anders und das schon immer, doch jetzt war es nur noch deutlicher als zuvor schon. Als ich im Dunklen durch die Gasse ging die ich seit meiner Kindheit kannte, erwischte ich mich dabei wie ein alter Gedanke zum Vorschein kam. Ich war in der schmalen Kopfsteingasse, die nur eine Laterne am Anfang und Ende hatte. Ich war gerade wieder in der Mitte als das warme Licht am Ende erlosch und ich im dunklen stand. Früher habe ich mir immer vorgestellt jemand könne mich retten, jemand der keine Angst in dieser Gasse und in der Dunkelheit hatte, nämlich Captain America. Ich musste schmunzeln, jetzt wo ich „den Captain America“ kannte war ich mir nicht mehr so sicher ob er mich überhaupt noch retten sollte. Ich war hier um all die Gedanken die mich in meinem neuen Leben verfolgten zu vergessen und jetzt stand ich wieder hier und dachte daran wie es drüben auf der anderen Seite der Welt wohl ist. Ich zog mein Handy und schrieb Yves.“ Ich weiß Zeitverschiebung, aber ich gehe gerade wieder durch die dunkle beängstigende Gasse in meiner Heimat. Jedes Mal wenn ich das tat schrieb ich dir und deswegen muss ich es auch jetzt tun.“ Ich blieb stehen und tippte mit eisigen Händen auf dem Display herum. Früher wäre ich niemals in der düsteren Gasse stehen geblieben, doch heute fühlte es sich gut an.

Einige Tage später saß ich wieder alleine in meiner Wohnung mit Curie zu meinen Füßen die sich zusammen gekugelt hatte, ich machte seit diesem Vorfall eine Art Social Media detox, was ich bis jetzt sehr erfolgreich durch zog. Ich ging zur Tür als es klingelte und machte einer besorgten Yves auf. „ Wir dachten du seist tot.“ Sie stürzte in meine Arme und drückte zu. „Alles gut, ich lebe noch.“ „Warum gehst du nicht an dein Telefon? Wir haben alle versucht dich zu erreichen.“ „Ich hätte dir sagen sollen, dass ich ein paar Tage Abstand nehme von dem gesamten Internet.“ „Man sieht es dir an?“ „Wieso? Was sieht mal?“ Überall lagen Bücher herum und ich hatte meine Wohnung einmal komplett umgeräumt gehabt, was an der anfänglichen Hektik lag, die sich in Ruhe und Gelassenheit umwandelte. „ Du solltest mal drauf sehen, es quillt sicher über von Nachrichten.“ Sie hatte Recht, ich hatte unzählige Mails, Nachrichten und verpasste Anrufe. Doch das war es mir wert, ich brauchte diese Zeit für mich. „ Wie war dein Ausflug in die Heimat.“ „ Ganz okay.“ „Das klingt gar nicht gut, wer hat dir etwas angetan?“ „ Ach nicht so wichtig. Wie war dein erstes Weihnachten mit Sebastian.“ „ Es war wundervoll, wir waren bei seiner Familie und ich konnte endlich meine neu erworbenen Kenntnisse in der rumänischen Sprache anwenden und erweitern.“ Sie strahlte als sie davon berichtete und ich musste ebenfalls grinsen, froh darüber das sie so glücklich damit war. „ Das freut mich wirklich für euch beide, ich habe übrigens deine neue Ausgabe gelesen. Der Teil mit Ellen gefällt mir sehr gut, wirklich krass das sie dir von ihrem Weg nach oben so unverblümt erzählt hat.“ „Ja, sie war mir in vielen Dingen eine große Hilfe.“ „Du hast sicher schon das Gesicht für deine nächste Ausgabe?“ „ Ja, das habe ich.“ Mir war klar, dass es Sebastian sein würde, jetzt wo die Sache ganz offiziell ist und sie sich nicht weiter verstecken müssen, leben sie ihre Liebe offen aus. „ Kommst du auch zu der Party?“ Die alljährliche Silvesterparty von Mackie stand bevor und wir alle waren geladen. „ Ich muss, auch wenn ich nicht wirklich Lust habe.“ „ Ach lass dich nicht so hängen, letztes Jahr hattest du doch auch Spaß.“ „ Ja, für den Moment sicher, aber danach ging es Berg ab.“ „Komm schon, es ist die erste Party zu der Seb und ich als Paar gehen können.“ „ Ich werde da sein, versprochen.“ „ Vielleicht begegnet dir ja der Richtige und verschlägt dir die Sprache.“ Sie zwinkerte mir zu, während sie auf meinem Sofa lag und Curie ihren Kopf in ihren Schoss gelegt hatte.

Time goes by and still I am stuck on youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt