Zweisamkeit

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Yves

Wir hatten uns ausgemacht, an einem neutralen Ort zu starten, wo niemand uns überraschen konnte. Deswegen fuhr ich mit dem Taxi bis in einen ruhigen Außenbezirk der Stadt und wartete an dem vereinbarten Treffpunkt. Ein Auto hielt vor mir und die dunkle Scheibe ging herunter, niemand geringeres als Sebastian selbst steckte seinen Kopf heraus und sagte. „Wo möchte eine so schöne Frau zu solch später Stunde hin?" Ich schmunzelte ihn an und beantwortete seine Frage mit den Worten. „Ich warte hier auf meinen Freund." „Zu schade, mir hätte klar sein sollen, dass eine solch bezaubernde Frau nicht mehr zu habe ist." „Da war jemand schneller als Sie.", federleicht schwang ich meine Haare über die Schulter. Er öffnete mir die Tür und Curie sprang direkt auf den Rücksitz. Als ich im Auto neben ihm saß, lehnte er sich zu mir rüber und küsste mich zur Begrüßung. „Du hast mir gefehlt." „Du mir auch." Wir sahen uns die letzten drei Wochen nicht, da sein Film »The Bronze« Premiere feierte. „Nur du und ich und dass ein gesamtes Wochenende lang."

Ich mochte es, wenn er unvorhersehbar seine Hand auf mein Bein legte und darüberstrich, alleine die Fahrt in unsere abgelegene Hütte war traumhaft schön. Als wir an ihr ankamen, fühlte es sich an, als seien wir in einem Traum gelandet. Die Landschaft war so idyllisch, in der Nähe hörte man ein Flusslauf rauschen und in der Ferne sah man den angrenzenden Wald. „Gefällt es dir?" „Ja sehr sogar." Er hielt mich in seinen Armen, bevor er mich packte und auf den Arm nahm. „Dann wird dir das Innere genauso gut gefallen." „Sebbae lass mich runter." Doch er setze mich erst wieder ab, als er in der urigen Hütte ankam. „Macht man das nicht so mit seiner Frau?" „Schon, aber ich bin nicht deine Frau." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und flüsterte „Noch nicht."

Tagsüber unternahmen wir Ausflüge in die Natur, was auch Curie gefiel. Sie tollte durch das viele Grün und brachte uns jeden Stock, den sie fand. Wir saßen gerade auf einer Wiese, nahe dem Ufer eines Teiches. Ich hatte uns einige Sachen für ein Picknick eingepackt. Der Hochsommer ließ die Temperaturen ins unermessliche steigen. Ich zog meine Sandalen aus, als Seb mich fragend ansah. „Was hast du vor?" „Ich halte es nicht mehr aus." Ich knöpfte mein gelb gepunktetes Kleid auf und ließ es auf die Decke fallen. „Kommst du nun endlich mit oder willst du hier davon fließen?" Er sprang auf und zog sich sein Shirt über den Kopf. „Wer zuletzt drin ist, muss heute Abend kochen." Ich war schon auf halber Strecke, als ich ihm das über die Schulter zu rief. „Das ist nicht fair, ich bin noch nicht so weit." Natürlich berührte ich als Erste das Wasser, außerdem liebte ich es, wenn er kochte, somit hatte ich zwei Dinge mit einmal gewonnen. Er folgte mir und kam an meine Seite. „Vorsicht." Mit einem Satz sprang er von dem Steg ins kühle Nass und machte mich somit auch nass. Ich wählte die sanftere Methode des vorsichtigen vor Tasten. Geschockt stand ich da und rang nach Luft, als er vor mir auftauchte und seine nassen Haare nach hinten glättete. Teuflisch grinste er mich an, worauf hin ich ihn eine Ladung Wasser ins Gesicht stieß. Wir lieferten uns eine kleine Schlacht bis ich aufgab, er war einfach der bessere im nass machen. „Okay, Stopp, du hast gewonnen." „Also kochst du heute Abend?" Er kam auf mich zu geschwommen und nahm mich in den Arm. Ich schlug meine Arme um ihn und zog mich an ihn heran. „Das war eine andere Wette, du kommst nicht drumherum." Er strich mir mein nasses Haar aus dem Gesicht und legte es hinter mein Ohr. „Gott, du bist so wunderschön." Er ließ mein Herz jedes Mal wieder schmelzen, seine Anwesenheit machte mich schwach und beflügelte mich gleichzeitig. Ich küsste ihn liebevoll, während meine Hände in seinem nassen Haar spielten.

Wir lagen auf der Decke und ließen uns von der Sonne trocknen, mein Kopf ruhte auf Sebs Brust, während er durch mein Haar fuhr. Einen besseren Ort auf der Welt hätte ich mir nicht vorstellen können.

Er kochte wirklich, doch wir standen beide vor dem Herd und gaben unser Bestes aus den Resten etwas Großartiges zu zaubern. Es war unser letzter Abend, morgen schon mussten wir wieder zurück und der Alltag würde uns einholen, doch daran wollte ich noch nicht denken. „Weißt du, worauf ich Lust hätte?" „Was?" „Einen guten Film mit dir." „Nichts leichter als das." Er warf sich auf das Sofa und klopfte neben sich auf den Stoff. Ich setzte mich neben ihn und zog eine DVD aus meiner Tasche. „Nein, nicht dein Ernst, wie bist du darangekommen?" Er sah mich mit großen Augen an, als ich mit der DVD vor seinem Blickfeld herumwedelte. „Ich bin nicht blöd, Lorence hat mir eine Sonderausgabe geschickt." „Schatz, du willst das nicht sehen." Er griff nach der Hülle, doch ich zog sie ihn kurz bevor er sie bekam weg. „Doch will ich." Schnell legte ich die DVD ein und hörte ihn dramatisch ausatmen. „Ich möchte doch sehen, was für eine Rolle du in deinem letzten Film spieltest." „Ich weiß nicht, ob es dir gefallen wird." „Alles, was mit dir zu tun hat, liebe ich." Doch nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass the Bronze ein etwas gewöhnungsbedürftiges Szenario darstellte. Seb sank neben mir zusammen und drehte sich leicht weg. „Was ist los?" In dem Moment änderte sich die Sequenz und ich sah gebannt auf den Bildschirm. Je länger ich starrte, desto tiefer sank Seb in das Sofa ein. Noch nie hatte ich eine solch verwirrende und doch total anziehende Sexszene gesehen. Als mir wieder einfiel, dass er neben mir saß, hustete ich vor lauter Scham. Jetzt wusste ich, warum er es nicht sehen wollte. „Hat deine Mum den Film gesehen?" Er sah mich beschämt an. „Ich hoffe nicht." Ich drückte auf die Taste, um zurückzuspuhlen. „Was machst du da?" „Ich bin so geschockt, dass ich beim ersten Mal nicht alles mitbekommen habe." Er nahm mir die Fernbedienung aus der Hand, doch ich war gerade an der Stelle, wo er sein bestes Stück zeigte. „Was ist das für ‚ne Pose?" Ich kicherte los, doch er fand es weniger lustig. „Yves, können wir bitte was anderes gucken." Ich wollte ihn damit nicht aufziehen. „Ich wollte dich damit nicht bloßstellen." „Du solltest das nicht sehen." „Warum? Weil ich dann dasselbe will?" Er sah mich überrascht an. „Du willst was?" „Seb, ich weiß doch, dass es eine Rolle ist, die du spielst." Ich holte kurz Luft, bevor ich fortfuhr. „Aber es war sehr überzeugend. Es ändert nichts daran, wie ich dich sehe." Ich kroch näher an ihn ran und gab ihn einen Kuss auf die Wange. „Versprochen?" „Versprochen, Sebbae." Ich gewann etwas an Mut und flüsterte ihn ins Ohr. „Ich habe die eine Stelle im Film nicht ganz verstanden, würdest du mir die vielleicht erklären?" „Welche genau meinst du?" Er nahm es mir nicht übel, das war meine größte Sorge. Ich zog mein Shirt über den Kopf und küsste ihn leidenschaftlich. „Ich verstehe welche."

Solche Wochenenden sollten wir öfters machen, leider saßen wir schon wieder im Auto. „Warum kann es nicht immer so sein?" „Wir werden versuchen, so oft wie möglich solche Wochenenden zu haben, versprochen." Als wir wieder in NYC waren, setzte er mich nicht wie vereinbart ein paar Blocks vor meiner Wohnung ab, sondern schlug eine andere Route ein. „Wo willst du hin?" „Ich möchte dir jemanden vorstellen." Als wir unser Ziel erreichten, standen wir vor einem süßen Einfamilienhaus am Rande der Stadt. „Wo sind wir?" Er sah mich an und lächelte. „Zu Hause." Panik stieg in mir auf, wenn er damit seine Familie meinte, wusste ich das ich nicht bereit war. „Ich bin nicht vorbereitet, ich hätte mir was Besseres anziehen sollen und deiner Familie was mitbringen sollen." „Yves ganz ruhig, es ist alles gut. Ich bringe ihnen das beste Geschenk überhaupt mit." Er nahm meine Hand in seine und gab ihr einen Kuss. „Sebastian, ich weiß nicht." „Aber ich." Nach einer kurzen Diskussion standen wir vor der Tür. Er nahm mich bei der Hand, da ich sonst wahrscheinlich weggerannt wäre. Eine freundlich wirkende blonde Frau öffnete die Tür. Als sie Seb sah, schnappte sie nach Luft und nahm ihn direkt in die Arme. „Mein Sebastian, ich freue mich ja so dich endlich mal wieder zu sehen." „Hallo Mum." Ich stand teilnahmslos dabei, als sie ihren Jungen begutachtete, bevor er sich umdrehte und mich verliebt ansah. „Mum, ich möchte dir jemanden vorstellen. Das ist Yves, meine Freundin." Ich reichte ihr die Hand. „Hallo, Yves." Das war das Einzige, was ich zustande brachte. Sie sah mich fröhlich an und nahm meine Hand, doch nur um mich in eine Umarmung zu ziehen. Mit so viel Herzlichkeit hatte ich nicht gerechnet, es kann nur ein gutes Zeichen sein. Er ist bereit gewesen mich vorzustellen und das nach nicht mal fünf Monaten. „Ich bin Georgeta." „Es freut mich, Sie kennenzulernen." „Nun hör aber auf damit, nenn mich Geta." „Danke sehr." Sie sah mich an und sagte stolz zu Sebastian. „E frumoasă, băiete." „Aceasta este chiar ea." Erwiderte er strahlend. Ich verstand keinen der beiden und stand nur dumm daneben. „Wie unhöflich, du hast uns sicher nicht verstanden." „Schon gut, ich würde auch in einer anderen Sprache lästern." Sie lächelte mich an und sagte. „Ich habe gesagt, dass du wunderschön bist." O nein, jetzt hatte ich sie auch noch beleidigt, mir war es so peinlich, dass ich rot anlief. „Oh, das war nicht so von mir gemeint." „Yves, du hast niemanden beleidigt." Ich fühlte mich unwohl, dabei waren sie so nett, genau deswegen wollte ich niemanden verletzen. „Ich habe Kuchen, wenn ihr ein Stück möchtet." Wir endeten in der Stube und seine Mum löcherte uns mit Fragen. Sie schien an meiner Arbeit interessiert zu sein, worauf hin ich für mich beschloss, ihr ein Exemplar meiner ersten Ausgabe zuzuschicken. „Ich hoffe, ich sehe euch beiden jetzt öfters." Wir standen schon wieder an der Tür, denn Sebs Flug würde in zwei Stunden gehen. „Bucuros." Sie sahen mich beide begeistert an und ich grinste sie an. „Das ist das Einzige, was ich kann." „Es hat mich gefreut dich kennenzulernen, mach meinen Sohn weiterhin so glücklich." „Das werde ich, er macht mich ebenfalls sehr glücklich." Sie nahm mich in den Arm, jetzt fühlte es sich nicht mehr so gezwungen an wie anfangs noch. Als sie sich von Sebastian verabschiedete, kamen ihr die Tränen und sie hielt ihn lange im Arm. „Ține-o strâns, nu vei mai găsi o femeie ca ea."* Dieses Mal würde ich nicht nachfragen, was sie gesagt hat, es war sicher nur für seine Ohren bestimmt.

„Du hast es überlebt." „Gerade so, das nächste Mal würde ich gerne Bescheid wissen, damit ich nicht so unvorbereitet bin." „Versprochen, aber ich musste die Gelegenheit nutzen, meine Mum wollte dich schon länger kennenlernen und jetzt schien es passend zu sein." Ich hatte dieses Wochenende nicht nur ihn, sondern auch das Privileg seine Mutter kennenzulernen. Er meinte es ernst mit mir, da war ich mir nun ganz sicher.

 * Halt sie fest, eine Frau wie sie wirst du nicht nochmal finden.

Time goes by and still I am stuck on youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt