(Sherlocks POV)PENG.
Für einen Moment bin ich wie gelähmt. Alles in mir zuckt, mein linkes Ohr piept, ich fühle mich wie in Watte. Ich sehe Johns Gesicht vor mir, leer und weiß, wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Seine Augen bohren sich in meine, mit einem Ausdruck, der alles in mir zusammenzieht. Starr und voller Angst. Ich habe ihn noch nie so schauen sehen. Es ist ein Blick wie ein Schlag.„Sherlock ..."
Er sieht mich nicht mehr an, nur noch durch mich hindurch, seine Augen sind trüb, werden blass, als würden sie an Farbe verlieren, so wie sein Gesicht es tut.
„John."
Er blinzelt, rührt sich aber nicht. Seine Augen sind dunkel und groß, die Sterne spiegeln sich in ihnen. Es ist ein schöner Anblick in einem schrecklichen Moment.
„Wir müssen uns beeilen", sage ich leise, springe auf und zerre John hoch. „Verdammt, kommen Sie schon!"
John zittert, starrt auf den Boden zwischen unseren Füßen, dort, wo wir eben noch saßen und wo nur wenige Zentimeter davon entfernt eine Kugel im Holz steckt. Ich schiebe ihn vorwärts, runter vom Steg und zurück in Richtung Wald. Johns Füße gehen mit, aber seine Gedanken scheinen längst woanders zu sein.
„John, reißen Sie sich zusammen!", zische ich, stütze ihn, trage ihn fast. „Wir müssen verschwinden."Der Wald ist endlos und dunkel. Ich weiß, wo wir sind, aber ich weiß nicht, wo sie sind. Sie könnten überall sein. Hinter uns, vor uns, neben uns. Die Nacht ist tiefschwarz und macht es mir unmöglich, etwas zu erkennen. Es ist still um uns herum. Ich höre Johns schnellen, schweren Atem und das Rascheln von Blättern im Wind, sonst nichts. Ist das eine Falle?
Ich kann nicht denken. Nicht so, wie ich es sonst tue. Mein Kopf ist leer, es ist nur für einen Namen Platz. John. Ich sehe zu ihm und in sein erstarrtes Gesicht. Ich frage mich, woran er denkt, was er sieht, was er fühlt, aber ich spreche es nicht aus, zerre ihn nur weiter, immer weiter durch die Dunkelheit und den Wald.Diese Träume ... Sherlock, Sie waren ja nicht dabei, höre ich Lestrades Stimme in meinem Kopf sagen. Das sind keine Träume, das sind ... es ist, als wäre er in seinem Kopf noch immer an diesem Ort. Ich schaue erneut zu John und frage mich, wie ich das nur übersehen konnte. Wie ich so dumm, so unaufmerksam, so leichtsinnig sein konnte. Du warst nicht da, höhnt Mycrofts Stimme. Du hast ihn allein gelassen und dich lieber um dich selbst gekümmert. Du hast das getan, was du immer tust, wenn es dir zu kompliziert wird. Dich hinter einem Fall versteckt und vergessen, dass es Menschen gibt, die dich brauchen könnten. Aber das kümmert dich ja ohnehin nicht.
Ich denke an den Ring in Lestrades Mantel und an die Art, wie er ihn festgehalten hat. Wie nah sie beieinander lagen, Johns Kopf auf der Brust des Inspektors, dessen Hände auf seinem Rücken. Ich sehe seinen Blick vor mir und wie er John ansieht, wie er ihn in den Arm nimmt, kurz nachdem wir ihn im Wald gefunden haben. Ich höre John weinen, nur ganz leise und nur vor Lestrade. John weint nicht oft und nicht vor mir. Aber vor ihm hat er geweint. Er hat in seinen Armen gelegen und sich an ihm festgehalten, das Gesicht in seiner Brust und die Finger in seinem Mantel vergraben. Ich schlucke, sehe abermals zu John. Lestrade ist für ihn da gewesen. Ich war das nicht. Ich habe mich nur wieder versteckt.
„John?", flüstere ich in die Dunkelheit. Er sieht mich nicht an, stolpert nur weiter benommen neben mir her. „John, ich ... es ..." Ich stocke, weiß nicht, wie ich ihm das sagen soll, was nur als dumpfes Gefühl in meinem Kopf herumspukt. „Es ... es tut mir-"
Plötzlich geht ein Ruck durch Johns Körper. Er gibt einen seltsamen Laut von sich, es ist kein Schrei, nur ein leises, ersticktes Geräusch, er taumelt, hält sich an mir fest.
„John?!"
Seine Beine sacken unter ihm weg, er starrt mich an, es ist ein Blick, der mich zerreißt. Erkenntnis, Schock, dann Leere.
„John!"Ich gehe mit ihm zu Boden, halte ihn fest, sein Kopf in meinem Schoß, meine Hände an seinen Wangen. Seine Lippen bewegen sich, aber ich kann nicht verstehen, was er sagt, weiß nicht einmal, ob er überhaupt etwas sagt. Dann erkenne ich es. Lauf. Und beginne, zu verstehen.
John ist hinter mir gelaufen, die ganze Zeit, nicht neben mir, nicht vor mir, nur hinter mir. Wie ein Schatten in meinem Rücken. Ich habe geglaubt, er wäre zu benommen, um schneller zu laufen. Aber das war er nicht. Er hat es nicht getan, weil er unter Schock stand oder Angst hatte. Er hat es getan, weil er es so wollte. Weil er es wusste - womöglich sogar wusste, was passieren würde.
Ich denke daran, wie er mich angesehen hat, als der Schuss fiel. Er hatte Angst. Aber er war nicht überrascht. Er hat es wirklich schon gewusst.„John ..." Meine Stimme bricht. „John, bleiben Sie bei mir!"
Seine Augen wandern orientierungslos über mein Gesicht. Sie sind trüb und sein Blick ist verschwommen. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, dann rollen seine Augen nach hinten. Ich starre ihn an, höre Schritte dicht hinter mir, weiß, dass ich das tun sollte, was John gesagt hat, aber ich kann ihn nicht hierlassen. Nicht bei diesen Männern, nicht hier im Wald, nicht, ohne es nicht wenigstens versucht zu haben.
Also richte ich mich auf und tue das, was John wollte. Laufen. Aber nicht weg, sondern auf die Stimmen zu.
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Hallo ihr Lieben,
das heutige Kapitel ist kurz und gefällt mir selbst nicht wirklich ^^. Aber es noch weiterzuschreiben, hätte wiederum auch nicht gepasst, weswegen ich es lieber an dieser Stelle beenden und ein neues anfangen wollte. Dieses bekommt ihr dafür noch heute oder morgen zu lesen.
Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende und könnt den Sonntag noch genießen!
Wir lesen uns,
Eure Leli
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When they kissed
Фанфик⚠️ enthält sexuelle Inhalte ⚠️ Sherlock war nie verliebt. Es gab weder Frauen noch Männer, bloß seine Experimente und die Einsamkeit. Bis er auf John trifft. Einen Mann, der ihn und seine Fassade durchschaut und ihm zur Seite steht. Zum ersten Mal l...