My light in the dark

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(Johns POV)

„John, sie werden gleich hier sein."
Mein Herz rast und mein Atem ist flach.
„Ich habe eine Idee."
Seine Lippen auf meinen, sein Atem, flach und schnell, seine Hände an meinem Rücken, die mich zögerlich an ihn ziehen, sein Herzschlag an meiner Hand, seine Haare unter meinen Fingern.
„Sagen Sie bloß, Sie fangen an, sich um mich zu sorgen?"
„Bilden Sie sich nicht zu viel ein. Sie haben mich nur geküsst, John."
Sein Blick. Ein Blick wie ein Schlag.
„John!"

Ich schrecke hoch. Grau gekachelte Wände, weiß gefliester Boden, flackernde Neonröhren, die Luft ist abgestanden und feucht. Ich höre mich nach Luft schnappen, rasselnd und keuchend, atme zu schnell und zu flach, huste, Tränen verschmieren mein Sichtfeld, alles pulsiert vor meinen Augen. Mein Atem hallt von den Wänden wider. Mein Herz schlägt schnell und lauter als sonst. Sonst höre ich nichts. Die Stille ist leer und bedrückend.

Ich liege auf der Seite, mein rechter Arm ist taub und meine Schulter schmerzt. Mein Mund ist trocken, alles ist kalt und nass. Ich friere. Meine Zähne klappern und mein Atem hängt milchig und in kleinen, halb durchsichtigen Wolken in der Luft. Meine Hände sind blau und seltsam klamm. Meine Klamotten sind feucht, machen es noch kälter, als es sowieso schon ist. Ich richte mich unbeholfen auf, stütze mich mit den Armen auf dem Boden ab, sehe verschwommen, blinzle, blicke durch den Raum. Nichts. Nur Wände und Neonröhren. Mein Kopf dröhnt, mir ist schlecht. Ich muss würgen, presse mir eine Hand an den Mund und die andere in meinen schmerzenden Nacken. Als ich sie zurückziehe, ist sie rot. Blut. Mein Blut?

Ich versuche, mich an etwas zu erinnern, zu verstehen, was passiert ist, aber die Bilder in meinem Kopf ergeben keine vollständige Erinnerung. Nur zerfetzte Momente, wild durcheinandergeworfen, die keinen Zusammenhang finden wollen. Als ich schlucke, kratzt es in meinem Hals.
Ein paar Minuten bleibe ich noch regungslos so sitzen, dann rapple ich mich umständlich auf und bleibe unschlüssig in dem Raum stehen, zitternd und schwankend. Meine Glieder sind steif von der Kälte und meine Hände taub. Ich drehe mich um, suche die Wände und den Boden ab und finde nichts. Der Raum ist leer.

Ein Geräusch lässt mich zusammenzucken. Jemand hat das Licht angemacht. Es ist nicht mehr als eine dünne Linie unter der Tür und ein kleiner Fleck auf den Fliesen. Mein Atem beschleunigt sich. Kurz stehe ich bewegungslos da, horche atemlos in die Stille hinein. Mein Herz jagt das Adrenalin durch meinen Körper. Mir ist schwindelig. Ich höre Stimmen und Schritte, dumpf und unverständlich. Sie kommen näher. Jeden Moment sind sie da. Ich gehe langsam in Richtung Tür, versuche, kein Geräusch zu machen, traue mich nicht einmal, zu atmen. Schatten zucken über den Boden, teilen das gelbe Licht auf den Fliesen in zwei Hälften. Dann höre ich das Klirren von Schlüsseln, keine Schritte mehr. Sie stehen direkt vor der Tür und ich dahinter. Meine Beine und Arme zucken. Ich presse mich an die Wand, halte den Atem an, bete, dass sie vorbeigehen. Dann geht die Tür auf.

Alles passiert zu schnell. Die Bilder verschwimmen, alles dreht sich, Hände, die nach mir greifen, ein scharfer Schmerz an meinem Oberarm, Wärme, leises Fluchen, Metall. Die Tür fällt lautlos ins Schloss, der Boden ist glatt, ich rutsche aus, strauchle, fange mich wieder, renne, renne, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt bin, höre Schreie, Stimmen, direkt hinter mir.

„Bleib stehen, verdammt!"

Es knallt. Ein Schuss, der die laute Stille durchschneidet. Er trifft mich nicht, dafür aber die gekachelte Wand neben mir. Meine Füße treffen auf die Fliesen, ein dumpfes, hastiges Geräusch. Ich werde schneller, renne blind durch die leeren Gänge. Rechts und links zweigen Türen ab. Ein Labyrinth aus Korridoren und Türen. Eine von ihnen stoße ich auf. Ein weiterer, leerer Gang, dann eine Treppe. Ich sprinte die Stufen hoch, schwanke, mir ist schwindelig. Alles dreht sich. Die Schritte werden lauter, holen auf. Der Boden bewegt sich und die Wände lehnen sich bedrohlich in meine Richtung. Ich kneife die Augen zusammen, versuche, wieder klar zu sehen, erreiche eine weitere Tür, stemme mich dagegen.

„Haltet ihn auf!", höre ich einen Mann hinter mir schreien. „Er darf nicht entkommen!"

Seine Stimme ist nah. Gleich haben sie mich. Ich stoße die Tür auf, stolpere in tiefes Schwarz, kalte Luft legt sich auf mein Gesicht, ich höre jemanden schreien und versuche, mich zu orientieren. Es riecht nach Wald. Ich sehe mir über die Schulter, die Männer sind immer noch da, ich spüre ihre Anwesenheit wie einen Schatten. Meine Jeans klebt an meinen Beinen und mein Pullover an meiner Brust. Ich schnappe nach Luft, versuche, auf den unebenen Boden nicht den Halt zu verliere, laufe, immer weiter und immer schneller. Hinter mir knackt und raschelt es, ich sehe Bäume als verwischte Schatten an mir vorbeiziehen, überlege, mich hinter einen von ihnen zu verstecken, verwerfe den Gedanken, renne weiter.

Dann legt sich plötzlich etwas von hinten auf meinen Mund, erstickt meinen Schrei und reißt mich unsanft zurück. Blut rauscht in meinen Ohren, die Nacht pulsiert vor meinen Augen. Ich trete wild um mich, sehe flirrende Sterne und vage Erinnerungen. Ich kann nicht atmen, mein Brustkorb ist eng, meine Lungen ziehen sich schmerzhaft zusammen, ich schlage um mich, rutsche aus. Auf einmal bin ich wieder frei. Hände greifen nach mir, aber ich weiche ihnen aus, stolpere zurück, suche Halt an einem Baum, strauchle, renne wieder.

Eine bleierne Schwäche legt sich über mich. Meine Muskeln brennen, meine Beine sind schwer und zittern. Ich sehe Sherlock vor mir, wie er am Fenster steht, sehe sein Lächeln und wie er die Geige beiseitelegt, höre, wie er auf ihr spielt, sehe ihm dabei zu, wie er seine Finger über die Saiten tanzen lässt, die Augen geschlossen, die Gesichtszüge weich und entspannt.
Sherlock.
Der Gedanke an ihn treibt mich an. Ich will ihn sehen. Ich will ihn nur noch einmal sehen. Wissen, dass es ihm gut geht - auch ohne mich. Ich will noch einmal seine Stimme hören, in seine Augen sehen, seinen Körper an meinem spüren. Ich will ihn noch einmal spüren.

„Stehen bleiben!"

Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, ihn wiederzusehen. Niemals. Nur noch bis dahin. Nur noch bis zu diesem Moment muss ich kämpfen. Danach ist es vorbei. Danach ist alles gut. Danach, nicht jetzt. Bitte noch nicht jetzt.

„John!"


-


Hallo meine Lieben!

Dieses Kapitel hat länger gedauert, als gedacht. Aber irgendwie war ich nicht zufrieden. Bin es auch jetzt noch nicht. Egal.
Was glaubt ihr, wer seinen Namen gerufen hat? Oder bildet John es sich nur ein?

Falls ihr Ideen zum weiteren Verlauf der Story habt, dürft ihr mir diese auch gerne schreiben - egal ob per Direktnachricht oder Kommentar. Zwar habe ich schon einen Handlungsablauf, aber dieser mag auch gerne noch geändert werden :).

Habt noch einen schönen Dienstag!
Wir lesen uns,


Eure Leli


When they kissedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt