Stay

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Achtung: Auch hier werde zu Beginn sexuelle Inhalte angedeutet und sind in Maßen vorhanden, halten sich jedoch eindeutig im Rahmen. Wer es dennoch nicht lesen möchte, sollte die ersten sechs Absätze überspringen.

(Sherlocks POV)

Ich öffne die Augen und sehe Johns Gesicht. Es ist meinem ganz nah, ich spüre seinen ruhigen Atem auf meiner Haut. Er hat die Augen geschlossen, ein kleines Lächeln liegt in seinen Mundwinkeln. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ist berührend unschuldig. In mir wird alles warm und weich, als würde ich innerlich zerfließen.

Ich schmiege mich vorsichtig noch dichter an Johns warme Haut, atme seinen vertrauten Duft ein und vergrabe das Gesicht in seinem Haar, als wollte ich mein dämliches Lächeln darin verstecken. Wir haben miteinander geschlafen. Das ist alles wirklich passiert! Am liebsten würde ich Mycroft anrufen und es ihm unter die Nase reiben, ihm sagen, dass ich kein hoffnungsloser Fall bin, dass mich jemand wollte, dass ich sogar mit ihm geschlafen habe und dass es gut war, richtig gut. Ich weiß, dass es ihn nicht interessieren würde, weil ihn gar nichts von mir genug interessiert, aber wenn ich ehrlich bin, dann interessiert mich seine Meinung gerade auch nicht. Denn zum ersten Mal brauche ich sie nicht. Zum ersten Mal habe ich nicht das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Ich schließe die Augen, denke an Johns Gesicht in dem Moment, in dem es kein Zurück mehr gegeben hat. Er hat sich an mich gepresst und mich angesehen, als würde er sich verlieren. Sein Körper hat sich angespannt und sich gegen meinen bewegt und ich habe die Orientierung verloren. Ich glaube, ich habe sie immer noch nicht wiedergefunden. Wie kann man bloß so viel für jemanden empfinden?

Ich denke daran, wie ich mich vor wenigen Tagen noch gefühlt habe. In dem Augenblick, in dem ich den Ring in Lestrades Tasche gefunden, ihn und John eng umschlungen im Bett gesehen habe. Der Gedanke daran lässt mich schlucken, aber er schmerzt mich nicht mehr so sehr. Denn jetzt bin ich es, der in Johns Armen liegt. Völlig nackt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. John hat alles von mir gesehen. Und ich habe ihm gezeigt, wer ich bin, wer ich wirklich bin. Wie unsicher ich sein kann und wie viel Angst ich vor diesem Moment hatte, davor, ihn zu enttäuschen und nicht auszureichen. John ist geblieben. Vielleicht, nur ganz vielleicht, hätte ich ihn früher fragen sollen, ob er bleibt. Denn nur mit ihm an meiner Seite fühle ich mich komplett.

John gibt einen Laut von sich, der beinahe einem Schnurren gleicht. Dann schlägt er die Augen auf, blinzelt verschlafen und sieht mich an. Ich versuche, mein verdammtes Grinsen zu verstecken, und schaffe es nicht. John lächelt.

„Du bist ja gut gelaunt", murmelt er und seine Stimme klingt rau und kratzig. Ich spüre, wie sich eine zarte Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet. Ich habe ihn schon oft so gehört, aber noch nie ist er dabei auch neben mir aufgewacht. Verlegen senke ich den Blick. John fängt leise an zu lachen und zieht mich an sich, so nah, dass ich kaum atmen kann. Aber das stört mich im Moment recht wenig. Ich spüre seine warme, nackte Haut auf meiner und wie sich seine Muskeln anspannen, während er lacht. Er sieht mich an und seine Augen glitzern. Ein heißer Schauer läuft über meinen Rücken und Beine, als er mit seinen Fingern zwischen unsere Körper gleitet. Ich genieße das Gefühl seiner Hände und hole zittrig Luft, als er mich berührt. Ich sehe, wie er lächelt, und erkenne den Kuss schon in der Art, wie er mich anschaut, bevor seine Lippen sich auf meine senken.

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Es ist schon nach zehn Uhr, als John und ich geduscht und angezogen das kleine Wohnzimmer betreten. Wir haben uns geküsst. Stundenlang und überall. Und wäre es nach mir gegangen, dann hätten wir das auch noch ein bisschen länger tun können. Vielleicht, weil es sich so anfühlt, als würde außerhalb seines Zimmers nichts Gutes auf uns warten. Und weil ich es nicht länger leugnen kann. Ich bin verliebt in John. Ich bin so verliebt in ihn, dass ich es kaum aushalte.

When they kissedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt