(Johns POV)
Ich habe Angst. Davor, ihn wiederzusehen, ihn und sein verdammtes Lächeln, davor, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden, davor, dass er für mich vielleicht nicht mehr derselbe ist. Es macht mir Angst. Es, das sind Sherlock und ich. Und das mit uns, was für ihn kein Uns ist und mir die Welt bedeutet.
Ich bin mir sicher, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will, dass er mich womöglich sogar bittet, die Baker Street zu verlassen, weil er denkt, dass ich ihn mag. Zu sehr mag. Dabei habe ich schon viele geküsst. Nur Frauen zwar, aber das macht ja keinen Unterschied. Oder? Doch, eigentlich ist das für mich sogar ein ganz gewaltiger Unterschied. Eine Frau zu lieben, ist richtig, einen Mann zu lieben, ist falsch. Zumindest für mich. Ich will nicht auf Männer stehen. Ich will nicht schwul sein. Und ich bin es auch nicht.
Gerade, als ich das denke, schießen mir Erinnerungen durch den Kopf, die ich so gerne für immer vergessen hätte. Ein Gesicht ohne Namen direkt zwischen meinen Beinen, Lippen an meinem Bauch und an meiner Leiste, Hände an meiner Hüfte, heißer Atem an meiner Erektion. In dieser Nacht habe ich die Kontrolle verloren, heute schäme ich mich dafür. Ich war erregt. Wegen eines Mannes. Gekommen bin ich nicht. Ein Einsatz hat das beendet, was ich selbst nicht mehr beenden konnte.
Seitdem verdränge ich jegliche Gedanken an diese Nacht. Weil ich mir wünsche, sie wäre nie passiert. Weil es für mich immer bloß Frauen gegeben hat und es auch weiterhin nur sie für mich geben soll.Ich will eine Frau lieben. Aber auf einmal ist da Sherlock, mit seinem verfluchten Lächeln und dem hitzigen Funkeln in den Augen, der mir das Gefühl gibt, endlich angekommen zu sein. Ein Zuhause gefunden zu haben. Ich will nicht, dass es so ist. Aber ändern kann ich es nicht. Egal, wie sehr ich es auch versuche. Die Gefühle verschwinden nicht.
-
Als ich unsere Wohnung betrete, ist es totenstill um mich herum, aber in mir ist es furchtbar laut. Mein Verstand wird von den Gedanken überrannt, die ich so gerne in die hinterste Ecke meines Kopfes verdrängt hätte, die ich am liebsten gar nicht erst dort gehabt hätte.
Kurz glaube ich, tatsächlich allein zu sein. Die Küche ist unberührt und das Wohnzimmer ist es auch. Wäre nicht alles so schrecklich unordentlich und durcheinander, sähe es beinahe so aus, als wäre die Wohnung unbewohnt. Etwas in mir beginnt, sich langsam zu entspannen, und meine Gedanken werden ruhiger. Dann fällt plötzlich eine Tür ins Schloss. Und mein Herz überschlägt sich.Ich wollte nicht hinsehen und will das noch immer nicht, aber mein Blick wird von seinem gefangen gehalten. Er ist kalt und glitzernd und so tief und geheimnisvoll, dass ich darin versinke, ohne auch nur das Geringste dagegen unternehmen zu können. Sherlock steht mitten im Flur und sieht mich an. Und ich starre wie ein Idiot zurück und kann nicht verhindern, dass meine Augen dabei länger auf seinem nackten Oberkörper verweilen, als sie sollten. Ich weiß, dass ich ihn nicht so ansehe, wie man seinen besten Freund ansieht. Dass ich dringend wegsehen muss. Aber ich kann es nicht. Ich kann gar nichts mehr.
„John", sagt Sherlock plötzlich. Seine Stimme klingt viel rauer als sonst. Oder bilde ich mir das bloß ein? „Sie waren ja gar nicht bei Lily."
Lily. Sie ist blond und schön und ich kenne sie seit wenigen Wochen. Gestern habe ich keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet. Das tue ich sowieso nur selten. Meistens bloß dann, wenn ich wieder eine Verabredung absagen muss.
Ich beiße mir auf die Unterlippe, etwas, was ich viel zu oft in seiner Gegenwart tue und trotzdem jedes Mal genieße. Weil sein Blick dabei der Bewegung folgt und noch für eine ganze Weile auf meinem Mund ruht, bevor er mich wieder ansieht. Und weil das etwas in mir auslöst, ein hitziges, kribbelndes Gefühl, was ich nicht beschreiben kann und auch nicht beschreiben will. Denn dann müsste ich zugeben, dass es mich erregt. Dass mich alles an Sherlock Holmes erregt. Und das tut es nicht. Das darf es auch gar nicht.
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When they kissed
Fanfic⚠️ enthält sexuelle Inhalte ⚠️ Sherlock war nie verliebt. Es gab weder Frauen noch Männer, bloß seine Experimente und die Einsamkeit. Bis er auf John trifft. Einen Mann, der ihn und seine Fassade durchschaut und ihm zur Seite steht. Zum ersten Mal l...