Türchen 3

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Kapitel 3

Am nächsten Morgen wurde Frieda von dem kleinen Hoppel geweckt. Dieser fiepte laut und drückte sich an ihr Gesicht. Verschlafen öffnete sie ihre Augen. Wo war sie hier? Ach ja! Der Wirt hatte sie im Stall übernachten lassen. Leider war ihr Kleid noch immer feucht, weshalb sie das Ersatzkleid aus der Tiefe ihres Rucksacks fischte, und dieses anzog. Das andere steckte sie in den Rucksack. Anschließend aß sie die restlichen Dinge aus dem Korb vom Vortag. Gestärkt wollte sie nun den Korb und die Decke zum Wirt zurückbringen und dann weiter gehen. Sie wusste nicht wo sie hingehen würde, aber in Bree wollte sie auch nicht bleiben. Mit Hoppel wieder in der Schürzentasche ging sie zum Wirtshaus zurück, wo sie im Schankraum gleich von Gustav Butterblüm begrüßt wurde. 

„Hast du gut geschlafen, Kleines?", „Ja. Sie auch?", fragte Frieda freundlich, worauf der Wirt herzlich lachte. „Gut, aber wenig", antwortete er dann, als er an die lange Nacht zurückdachte. Es hatte lange gedauert, bis auch der Letzte gegangen war. „Ich wollte noch den Korb und die Decke zurückbringen, bevor ich weiter gehe", sagte Frieda und reichte dem Wirt eben diese Dinge. Nun wurde Butterblüms Miene ernster. „Wo willst du denn eigentlich hin?", fragte er. Daraufhin schwieg Frieda. „Wenn ich dir einen Rat geben darf. Geh nach Hause. Deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen". Niedergeschlagen nickte Frieda. „Ich gib dir noch etwas mit für den Rückweg", sagte der Wirt zufrieden gerade, als ein paar Männer weiter hinten nach Frühstück riefen. „Gerstenmann!", rief der Wirt und kurz darauf kam ein kleiner Junge die Treppe heruntergeeilt. „Mach den Korb hier mit Essen voll und gib ihn der kleinen Hobbit-Dame hier. Ich muss mich um ein paar Gäste kümmern", sagte er ihm und gab ihm den Korb, den Frieda gerade noch zurückgegeben hatte. Danach verabschiedete er sich von ihr und verschwand in die Küche. Mit dem Korb verschwand der Junge ebenfalls in diese Richtung. 

Ganz wohl fühlte sich Frieda dabei nicht. Natürlich war sie dankbar, aber sie konnte ihn nicht bezahlen. Frieda spielte schon mit dem Gedanken zu verschwinden, damit sie nicht noch mehr Essen umsonst hergeben mussten, als Gerstenmann, wie Gustav ihn genannt hatte, zurückkam. „Hier ist der Korb", sagte er und übergab ihn. Mit einem etwas scheuem „Danke" nahm sie ihn an. „Wie kommt es eigentlich, dass du hier alleine bist?", fragte er neugierig. Beschämend senkte Frieda den Blick. „Bin weggelaufen", nuschelte sie, in der Hoffnung, er würde sie nicht verstehen. Doch das tat er. Was er darauf sagen sollte, wusste er nicht, weshalb er schnell das Thema wechselte. Und dabei half ihm ein gewisser Vierbeiner. „Ist das dein Kaninchen?", fragte er und deutete auf eben dieses, welches seinen Kopf aus der Tasche steckte und schnüffelte. Frieda sah zu Hoppel und antwortete dann: „Sozusagen. Ich hab ihn vor einigen Tagen gefunden". Auf die genaueren Umstände wollte sie nicht eingehen. „Wie heißt es denn?", fragte Gerstenmann weiter. „Er heißt Hoppel", eine kurze Pause entstand, „Wie kommt es eigentlich, dass du hier hilfst? Ich dachte Menschen fangen viel später an zu arbeiten", fragte nun Frieda. „Eigentlich schon, aber Gustav ist mein Vater. Ihm gehört die Gaststätte und ich werde sie, wenn ich größer bin, übernehmen. Deswegen helfe ich jetzt schon aus", erzählte Gerstenmann stolz. Die beiden lächelten. „Ich sollte dann mal los", sagte Frieda und wollte schon gehen, als Gerstenmann sie noch einmal zurückhielt: „Kommst du mal wieder vorbei?", „Wenn es sich ergibt". Gerade als das Hobbitmädchen zur Tür hinaus wollte, rief ihr der Junge wieder hinterher: „Wie heißt du eigentlich?". „Frieda", sagte sie. Das waren ihre letzten Worte an ihn, bevor sie endgültig hinaus ging. 

Sie verließ Bree und stand dann vor der Wahl. Links oder rechts? An Gustav Butterblüms Worte denkend ging sie nach rechts. Aber sobald sie einige Schritte in Richtung Heimat gegangen war, hielt sie wieder an. „Manchmal frage ich mich, was wir uns damals gedacht haben, eine Tuk zu adoptieren", diese Worte hallten erneut in ihren Kopf, als wären sie vor wenigen Sekunden erneut ausgesprochen worden. Und wieder stellte sie sich die Frage, ob sie wirklich eine solche Last für sie darstellte. Ihre Augen wurden bei dem Gedanken feucht, ihr Magen krampfte sich zusammen und auch ihr Herz fühlte sich so an, als würde jemand versuchen es mit bloßen Händen zu zerdrücken. Nein, dachte sie, sie konnte nicht zurück. Eine Träne lief ihre Wange hinunter, als Frieda sich umdrehte und die Ost-West-Straße gen Osten entlang ging. Weitere Tränen entkamen ihren Augen und ein Schluchzen unterdrückend ging sie etwas schneller. Frieda wusste nicht, wohin ihre Beine sie tragen würden. Sie wusste nur, dass sie nicht zurück konnte, obwohl ihr Inneres danach schrie, einfach nur noch in die Arme ihrer Eltern zu rennen und sich für alles zu entschuldigen. In der Hoffnung, dass sie ihr glauben und verzeihen würden. „Mit dir gibt es nur Ärger!", „Ich glaube dir kein Wort". Die Erinnerung ließ ihre Hoffnung in tausend Scherben zerspringen. Die dadurch ausgelöste innere Verlorenheit und Wut auf sich selbst ließen sie immer weiter gehen. Immer weiter nach Osten.

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