Türchen 11

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Kapitel 11

Es war 20 Minuten nach 9Uhr als Frieda den Tropfenden Kessel verließ. Ihr Gepäck geschulter, mit Hoppel in der Umhängetasche und der Karte in der Hand lief sie durch London. Sie brauchte fast eine Stunde, bis sie beim Bahnhof ankam. Mit Mühe zwängte sie sich im Gebäude durch die Massen, ständig in Gefahr zu stürzen, wenn sie mal wieder angerempelt wurde. Somit hatte sie kaum die Möglichkeit das große Gebäude zu bewundern. Erst als sie zu einer wenig besetzen Bank kam, konnte sie sich in Ruhe hinstellen und alles ansehen. Sie staunte über die großen Maschinen, die mit viel Lärm her- und wegfuhren. Sie fragte einen etwas pummeligen Schaffner nach dem Gleis 9, denn sie bezweifelte, dass er vom Gleis 9¾ wusste. Sie folgte seiner Wegbeschreibung und konnte tatsächlich die rothaarige Familie vom Vortag entdecken, die gerade nach und nach in einer Mauer verschwanden. An den Seiten des Pfeilers hingen Schilder mit den Aufschriften 9 und 10. Hier war sie also richtig. 

Kurz sah Frieda sich um und rannte dann auf die Mauer zu. Für einen Moment hatte sie die Befürchtung, dass sie gegen die Mauer krachen würde, aber diese Sorge wurde ihr schnell genommen, als sie bei einem ganz anderen Gleis ankam. Die scharlachrote Lock fiel ihr direkt ins Auge. Ein ebenso rotes Schild zeigte die Zahl, die auch auf ihrer Fahrkarte war. 9 ¾ . Aufgeregt drängte sie sich durch die Masse, wobei sie sich innerlich vornahm, das nächste Mal das zweite Frühstück direkt im Zug zu essen. Dann wäre sie zwar zwei Stunden zu früh da, aber es wäre lange nicht so voll wie jetzt. Die Suche nach einem Abteil war eine Qual. Sie hatte keine Ahnung, in welchem Abteil noch Platz war und in welchem nicht, denn sie musste ständig in die Höhe hüpfen, um durch das Fenster zu sehen. Die anderen Schüler machten es nicht einfacher. „Hey, kleines Mädchen! Du solltest den Zug verlassen, bevor er abfährt", sagte ihr eine ältere Schülerin. Und das nicht auf die höfliche Art. Frieda erwiderte nichts, sondern suchte weiter nach einem Sitzplatz. Am liebsten hätte sie laut gejubelt, als sie endlich an einem Abteil vorbeikam, dessen Tür offen stand und leer war. 

Freudig betrat sie den kleinen Raum und schloss direkt die Tür hinter sich. Ihren Seesack stellte Frieda neben sich auf die gemütliche, rote Sitzbank. Deutlich entspannter atmete sie tief durch und ließ Hoppel aus der Tasche. In einer halben Stunde würde der Zug losfahren. Da sie keine Ahnung hatte, wie lange die Fahrt dauern würde, beschloss sie ein kleines Nickerchen zu machen. Also holte sie die Decke raus und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Gegen den Sack gelehnt schlief Frieda ein. Eine halbe Stunde später wurde sie von einem lauten Pfiff geweckt, der über den Bahnhof hallte. Zumindest über diesen Teil. Dann setzte der Zug sich in Bewegung. Aufgeregt sah sie aus dem Fenster und sah, wie sie langsam losfuhren. Gerade als sie den Bahnhof verließen, ging die Abteiltür auf und die ältere Schülerin von eben kam, zusammen mit einem Jungen und einem weiteren Mädchen rein. 

„Hab ich dir nicht vorhin gesagt, dass du den Zug verlassen sollst, bevor er losfährt", fuhr sie Frieda direkt an. „Ich geh auch nach Hogwarts", sagte Frieda. „In fünf Jahren vielleicht. Falls du es nicht weißt, man kommt erst mit 11 Jahren nach Hogwarts", giftete die Schülerin sie an. Frieda zuckte bei diesem Ton zurück. „Ich bin elf", versuchte Frieda der Schülerin klar zu machen, aber die stoß mit dieser Aussage auf taube Ohren. „Das glaube ich kaum, du Zwerg. Sag bloß du gehörst zu diesen behinderten, Kleinwüchsigen!", rief das unbekannte Mädchen aus. „Ich bin ein Hobbit", flüsterte Frieda leise, von den anderen ungehört. 

Das geht ja gut los, dachte sich Frieda und durfte sich die nächste halbe Stunde Beleidigungen, sowohl über ihre Größe als auch über ihre Füße anhören, denn die Schülergruppe hatte keineswegs vor zu gehen. Umso erleichterter war Frieda, als die drei beschlossen das Thema zu wechseln und das Frieda ihrer Zeit und Aufmerksamkeit nicht weiter wert war. Und auch wenn Frieda es sich nicht anmerken ließ: die Beleidigungen hatten gesessen. Bevor sie in diese Welt kam, hatte sie nie jemand ihre Größe oder ihren Füßen wegen verurteilt oder gar geärgert. Wieso auch? Sie war ein Hobbit und Hobbits waren nun mal kleine Wesen, die Schuhe nicht nötig hatten. Nicht umsonst wurden sie bei den Menschen oft auch als Halblinge bezeichnet. Trost bot ihr nur Hoppels weiches Fell und die wunderschöne Aussicht. Weite grüne Wiesen, Felder und ein strahlenblauer Himmel. Es verging immer mehr Zeit, die Frieda mithilfe ihrer Bücher und Schlaf totschlug. Bald wurde es dunkel und Erleichterung durchflutete sie, als der Zug endlich hielt. 

Endlich könnte sie diesen Zug verlassen.

Endlich konnte sie Abstand zwischen sich und diese Menschen bringen. 

Endlich würde sie Hogwarts sehen.

Hobbit in Hogwarts (Hobbit/Harry Potter Crossover)-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt