Türchen 1

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Kapitel 1

Es war bereits dunkel, als Frieda mit Dreck an Füßen und Kleidung leise nach Hause kam. Vorsichtig machte sie langsam die runde Türe der Höhle zu. Sie wagte es kaum zu atmen, während sie den Gang entlangschlich. Das Knarzen einer Diele zerriss die Stille. Vielleicht hatte sie Glück und ihre Eltern schliefen schon und hatten es nicht gehört. Doch ihre Hoffnung zerplatzte als sie die Schritte ihrer Eltern weiter oben im Gang hörte und kurz darauf der Schein einer Kerze sie erfasste. Jene Kerze, in deren schwachen Licht sie die wütenden Mienen ihrer Eltern erkennen konnte. Ihr Magen krampfte sich zusammen, während ihr Vater auf sie zu kam und ihre Mutter ein paar weitere Kerzen anzündete, damit es heller wurde im Flur.

„Hält es die junge Dame auch mal wieder für nötig sich nach Hause zu begeben?!", sprach ihr Vater mit zorniger Stimme. „Tut mir leid, ich war noch bei...bei...", versuchte Frieda sich rauszureden, aber ihr Vater unterbrach sie: „Spar dir deine Ausreden! Wir waren bei all deinen Freunden und keiner von denen konnte uns sagen wo du bist! Ständig treibst du dich irgendwo herum, ohne irgendeiner Seele zu sagen wo du bist, und verschwindest für Stunden! Dieses Mal für mehr als einen ganzen Tag! Denkst du auch mal nach wie viel Kummer du uns damit bereitest?!", „Es tut mir wirklich leid! Das wird nicht wieder vor kommen, ich schwör's!", versuchte Frieda sich rauszureden, aber es brachte nichts. „Das sagst du jedes Mal und es ist immer wieder passiert. Wieso sollten wir es dir also jetzt glauben? Die Nachbarn schauen uns ständig schief an wegen dir! Mit dir gibt es nur Ärger! Und als wir dich, mal wieder, suchen mussten, weißt du was uns die Borgers erzählt haben? Das du dich gestern mit deren Sohn Hans wegen eines blöden Kaninchens geprügelt und dann deren Beete in Brand gesteckt hast! Und seitdem hat dich keiner mehr gesehen! Kannst du dich nicht wie jeder normale Hobbit verhalten?! Hat es nicht gereicht, als du letzte Woche bei ihnen die Scheibe eingeschlagen hast?! Hm?!". „Ich war das nicht! Ich hab nichts angezündet und ich hab doch schon gesagt, dass ich das mit der Scheibe nicht gewesen bin! Und ich hab mich mit Hans geprügelt, weil ich sauer auf ihn war. Das Kaninchen war noch klein und verletzt. Und er wollte es einfach umbringen, um es zu essen!", versuchte Frieda sich zu verteidigen. „Ach und das Beet hat von ganz alleine Feuer gefangen und die Scheibe ist auch von alleine in tausend Scherben zersplittert? Einfach so aus dem Nichts?", „Ja! Es war wie...durch Zauberei", beteuerte Frieda. „Ich glaube dir kein Wort. Sowas zu machen ist eine Sache, aber zu lügen und nicht zu seinen Taten zu stehen ist eine andere, die ich genauso wenig in diesem Haus dulde!", kurz atmete der Hobbit durch, „Sofort auf dein Zimmer, heute gibt es kein Nachtessen mehr für dich! Vielleicht bekennst du dich ja dann zu deinen Fehlern. Und du hast eine Woche Stubenarrest", schloss er und zeigte mit ausgestreckten Arm in die Richtung ihres Zimmers. Traurig lies Frieda den Kopf hängen und folgte der Aufforderung ihres Vaters.

In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie leise die Tür und legte sie ihre Umhängetasche vorsichtig auf dem Bett ab. Tränen liefen ihre Wangen herunter, als sie das kleine Kaninchenbaby, das sich in dieser Tasche befand, herausholte. Langsam setzte sie sich auf ihr Bett und streichelte das kleine Tier, während sie leise vor sich her weinte. Sie dachte an die drei angesprochenen Vorfälle.
Vor einer Woche hatte sie sich mit Hans gestritten. Er hatte seiner kleinen Schwester, mit der Frieda gerne spielte, ihr geschnitztes Holzpferd weggenommen und es weggeworfen. Wütend hatte Frieda ihn angeschrien, doch er hatte nur gelacht und sie geschubst. Als die Wut sich dann in ihr gesteigert hatte, zerbrach plötzlich eine Fensterscheibe von der Höhle der Bolgers. Natürlich hatte Hans ihr die Schuld gegeben.

Am gestrigen Tag hatte Frieda auf der Wiese des Hügels, in dem die Höhle der Bolgers hineingebaut war, ein kleines Kaninchenbaby entdeckt. Es war in eine Falle geraten. Als sie es befreien wollte, kamen Hans und seine Freunde angelaufen. Sie hatten die Falle aufgestellt. Hans meinte, das Kaninchen würde perfekt in einen leckeren Eintopf passen. Daraufhin hatte Frieda sich mit ihm geprügelt. Seine Freunde haben unterdessen das Kaninchen aus der Falle geholt und wollten ihm schon den Hals umdrehen, da gab es unten am Hügel, im Beet der Bolgers, eine Stichflame. Zum Glück wurde das Feuer schnell bemerkt und konnte mit einem Eimer Wasser gelöscht werden. Das Feuer war für Frieda Ablenkung genug, um sich das kleine Tierbaby zu schnappen und mit ihm wegzulaufen. Die Nacht hatte sie sich im Wald verbracht, wo sie sich eine kleine Höhle gebaut hatte.

Den darauffolgenden Tag verbrachte sie mit dem Kaninchen dort. Einerseits um es gesund zu pflegen. Andererseits hatte sie Angst vor dem Ärger, der daheim auf sie warten würde. Schließlich hatte sie sich dazu aufgerafft nach Hause zu gehen. Sich innerlich sagend, dass es sonst nur noch mehr Ärger geben würde, würde sie noch länger fort bleiben.
Und nun saß sie hier auf ihrem Bett. Erneut mit dem nagenden Gefühl, ihre Eltern wieder enttäuscht zu haben. Dabei wollte sie doch nur einem Kaninchen das Leben retten.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als besagtes Kaninchen begann an ihrer Hand zu knabbern. „Hey. Meine Finger sind nicht zum Essen da. Du hast wohl Hunger, stimmts?", natürlich kam keine Antwort. „Ich hol dir schnell etwas", sagte Frieda und legte das Kaninchen auf ihrem Bett ab. So schlich sie sich trotz des Stubenarrests in die Speisekammer. Schnell griff sie sich eine Möhre und wollte damit auch schon wieder in ihrem Zimmer verschwinden, als Schritte sich näherten. Sofort versteckte sie sich hinter einem Regal. Noch mehr Ärger konnte sie nicht gebrauchen. „Denkst du nicht du warst etwas zu hart mit ihr?", hörte Frieda die Stimme ihrer Mutter. „Schatz, sie hat ein Feuer gelegt, sich geprügelt und dann ist sie bis vor einer halben Stunde nicht mehr nach Hause gekommen. Frieda muss lernen, dass es so nicht laufen kann. Manchmal frage ich mich, was wir uns damals gedacht haben, eine Tuk zu adoptieren". Bei diesen Worten wich jegliche Farbe aus Friedas Gesicht.

Sie war adoptiert?
Die nächsten Minuten saß sie verkrampft dort, versteckt hinter dem Regal. Alle möglichen Gedanken rasten durch ihren Kopf. Laute Stimmen rissen sie aus ihrer Starre. Es waren die Stimmen ihrer El...Adoptiveltern.
Langsam stand sie mit zitternden Knien auf und näherte sich dem Esszimmer. Frieda realisierte die Worte gar nicht. Das Einzige was sie wahrnahm, war, dass sie sich stritten. Wegen ihr.
Sie dachte an die Dinge, die ihr...Vater, gesagt hatte. Dass sie ihnen Kummer bereiten würde. Dass sie nur Ärger machte. Vermutlich sind sie ohne mich besser dran, dachte Frieda.

Und damit war ihr Entschluss gefallen. Sie ging in die Speisekammer, nahm sich einiges von dem Essen und ging damit in ihr Zimmer. Schnell packte sie ein paar wenige Ersatzkleider, das Essen und einen Schlauch Wasser in ihren Rucksack. Eine Decke wurde darauf geschnallt. Sie zog sich ihren Mantel über, schulterte ihren Rucksack und verschwand, zusammen mit dem Kaninchen auf dem Arm, aus dem Fenster.

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