Türchen 4

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Kapitel 4

Über zwei Wochen vergingen und Frieda war noch immer ziellos unterwegs. Sie war bereits an der Wetterspitze vorbeigekommen, hatte dort im Schutz der Felsen übernachtet. Auch 'die letzte Brücke' hatte sie überquert. Der Weg hatte sie in einen dichten Wald geführt. Weiter am Rand des Waldes war sie für eine Nacht und einen Tag bei einer netten Bauernfamilie untergekommen. Als sie dort mit den drei Kindern der Familie im Garten gespielt hatte, konnte sie ihre Sorgen für mehrere Stunden vergessen. Diese glücklichen Stunden waren noch nicht lange her, da erreichte sie das Ende des Waldes und vor ihr erstreckte sich eine weite, hüglige, felsige Ebene. Sie hielt für eine kurze Rast an und sammelte einige Beeren, die sie nur wenige Meter entfernt fand. Das Zwitschern der Vögel und den Anblick von Hoppel, der sich vergnügte, genießend, saß sie im Gras und aß die gesammelten Beeren. 

Doch der idyllische Schein trog. 

Hoppel stellte sich auf die Hinterbeine und schnupperte in der Luft, dann erstarrte er. Zuerst dachte sich Frieda wenig dabei, aber das änderte sich schnell, als sie ein lautes Heulen hörte. Sie wusste nicht, was genau es war, dennoch wollte sie nicht hierbleiben, um es herauszufinden. Sofort packte sie ihre Sachen und Hoppel und rannte. Weg von dem Geheul und raus auf die Ebene. Frieda hörte wie das Heulen näher kam, doch wagte sie es nicht sich umzudrehen. Das Hobbitmädchen rannte wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Es dauerte nicht lange bis Frieda die lauten Schritte ihrer Verfolger hinter sich hören konnte. Erschrocken schrie sie auf, als sie mit ihrem Fuß an einem Stein hängen blieb und zu Boden stürzte. Genau in diesem Moment sprang ihr Verfolger über sie hinweg und bremste ab. Frieda sah auf. Was sie sah, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Vor ihr, wenige Meter entfernt, stand ein Warg. 

Zitternd brachte sie sich in eine sitzende Position und robbte auf dem Boden zurück, bis sie mit dem Rücken auf Stein traf. Panisch sah sie nach hinten und warf einen Blick auf den Felsen. Das Knurren zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Warg, der sie ins Visier genommen hatte. Zähnefletschend ging er in Angriffsstellung und sprang dann los. Kurz bevor er bei ihr ankam, warf Frieda sich reflexartig zur Seite und wich damit Zähnen und Krallen aus. Der Warg krachte mit voller Wucht gegen den Felsen und ging benommen zu Boden. Doch hier endete der Albtraum nicht. Frieda sah weitere Warge die Waldgrenze durchbrechen. Panisch rappelte sie sich auf und rannte weiter, aber das Rudel holte sie schnell ein. Plötzlich wurde sie niedergerissen. Die Pranke eines Warges hatte sie am Rucksack erwischt. Erneut lag Frieda am Boden. Dann durchfuhr sie ein heftiger Schmerz. Sie schrie auf. Ein Warg hatte ihren Fuß fest im Maul. Seine Zähne durchbohrten Haut und Fleisch. Und als er sie zu schütteln begann, erklang ein hässliches Knacken. Verzweifelt versuchte Frieda nach ihm zu schlagen, aber da biss ein weiterer Warg in ihren linken Arm. Sofort durchflutete eine neue Schmerzwelle ihren kleinen Körper. Tränen traten in ihre Augen und sie schrie wie am Spieß. War das ihr Ende? Würde sie so sterben? Mit einem Mal wünschte sie sich, sie wäre wieder zuhause. Zuhause in der gemütlichen Hobbithöhle bei ihren Eltern. Doch dann erfüllte ein weiteres Geräusch die Luft. Es war kein Bellen der Warge und keine Schreie eines Kindes. 

Es war ein Horn. Ein leises Zischen drang an Friedas Ohr, als auch schon der Warg, der sich in ihrem Arm verbissen hatte, von ihr abließ. Für einen kurzen Moment blickte Frieda zu dem Warg und sah, wie die Spitze eines Pfeils aus der Stirn des Tieres ragte. Kurz darauf durchbohrte ein Pfeil auch den Kopf des anderen Warg. Zitternd befreite sich Frieda von dem Warg und krabbelte schnell zwischen ein paar Felsen, um dort Schutz zu finden. Sie war nicht die einzige. Hoppel war beim ersten Angriff aus der Tasche geflohen und hatte sich hier her verkrochen. Frieda nahm das Kaninchenjunge auf den Arm und hielt es fest an sich. Ängstlich biss sie sich auf ihre Zunge, um nicht vor Schmerz zu schreien und damit die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So kauerten sie dort gemeinsam, stets Ausschau nach Gefahren haltend. Mit Grauen erfüllt sah sie zu, wie bewaffnete Reiter die Warge töteten. Der Kampf dauerte nur wenige Minuten und die Warge, die noch am Leben waren, flohen zurück in den Wald. Die restlichen lagen tot am Boden. 

Einer der Reiter hielt vor dem Versteck an und stieg ab. Unter dem Helm traten lange, dunkelbraune Haare hervor; graue Augen blickten ihr entgegen. Er nahm seinen Helm ab und kniete sich vor sie. Dadurch konnte Frieda seine spitzen Ohren sehen. Es waren also Elben, die sie gerettet haben. „Wer bist du?", fragte er mit sanfter Stimme. Unsicher schwieg sie. „Es gibt keinen Grund mehr Angst zu haben. Die Warge tun dir nichts mehr", redete er beruhigend auf sie ein. Dann bemerkte er das Blut, welches noch immer aus ihren Wunden floss. „Du bist verletzt. Komm, wir können dir helfen", sagte er und streckte seine Hand aus. „Elladan!", rief plötzlich ein anderer Reiter, wodurch Frieda zusammenzuckte. „Ich bin hier!", antwortete der Elb und ein weiterer kam angeritten. „Wen hast du denn da gefunden?", fragte er, stieg ab und nahm ebenfalls seinen Helm ab, als er das Kind sah. Frieda fiel auf, dass die beiden Elben genau gleich aussahen. „Ich bin Elrohir und das hier ist mein Zwillingsbruder Elladan", stellte sich der Elb vor, der gerade dazugekommen war. Elrohir kniete sich neben seinen Bruder und sah nun ebenfalls die Wunde. „Das sieht nicht gut aus", murmelte er, „Wie heißt du denn?", fragte er. Zuerst sah Frieda die beiden abwechselnd an, abwägend, ob sie ihnen vertrauen konnte. Andererseits hatten sie ihr gerade das Leben gerettet und boten ihr an, ihre Wunden zu behandeln. Also antwortete sie ihnen: „Frieda". „Ein schöner Name. Du bist ein Hobbit, nicht wahr?", fragte Elladan und Frieda nickte. „Und wer ist das?", fragte Elrohir und deutete auf das Kaninchen. „Er heißt Hoppel", antwortete Frieda nun etwas sicherer. „Wie wäre es du kommst mit uns? Dann können wir uns um deine Wunden kümmern", sprach Elladan. „Kann Hoppel auch mit?", fragte Frieda und die beiden Brüder nickten lächelnd. Frieda erwiderte das Lächeln und kam aus dem Versteck. Doch sobald ihre Anspannung fiel und sie aufstand, spürte sie die Schmerzen noch mehr als zuvor und Schwindel überkam sie. Elladan stütze sie, als sie schwankte. „Wir sollten und beeilen", sagte Elrohir besorgt, „Sie hat viel Blut verloren". „Dann los", stimmte Elladan zu, setzte Frieda vorne auf sein Pferd und stieg selbst auf. Die Brüder preschten los, ritten den anderen Kämpfern voraus, auf direktem Wege nach Bruchtal. Noch während dem Ritt wurde Frieda schwarz vor Augen. Das letzte was sie hörte, war, wie Elladan zur Eile rief.

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