Brandt 3.

1.1K 65 3
                                    

Pov. Julian

Müde werde ich wach, als mir durch die Haare gestrichen wird. Augenblicklich zucke ich ängstlich zusammen. Sofort wusste ich auch wer es ist. Tom. Mein Entführer. Er hat mich entführt, weil er schon echt krankhaft in mich verliebt ist und er will das ich bei ihm bin und das für immer. Es gibt schon komische Menschen auf dieser Welt.

Deswegen muss ich auch mit bei ihm im Bett schlafen, obwohl ich mich alles andere als wohl fühle. Ich bin am Fuß mit einer Eisenkette festgekettet, sodass ich zwar vom Schlafzimmer zum Bad komme, aber nicht abhauen kann. Und nach Hilfe schreien bringt nichts, es ist alles schallisoliert und die Fenster sind so getönt das man von innen raus gucken kann, aber nicht von draußen rein, und öffnen kann man diese auch nicht. Und ein Handy, Telefon oder so hat er nie in meiner Reichweite.

Das ich in der Öffentlichkeit als tot erklärt bin, weiß ich durch die Nachricht, da ich ab und zu ein bisschen Fernsehen darf. Ich will gar nicht wissen wie es meiner Familie und meinen Freunden geht mit dieser Nachricht, also das sie denken das ich tot bin. Oder wie Tom es geschafft hat, das alle glauben das ich das bin. Also ich weiß das er in so einem Labor arbeitet, in denen man sowas auswertet, aber trotzdem ist es mir rätselhaft wie er es geschafft hat die DNA-Proben zu vertauschen und wer dann die andere Person ist, die jetzt wirklich tot ist.

„Guten Morgen mein Schatz" haucht Tom und küsst meinen Hals. Bah ich könnte kotzen. Mir ist das auch super unangenehm. Er fasst mich auch immer und überall an. Das ist einfach ekelhaft.„Morgen" grummel ich verschlafen.„Ich muss gleich zur Arbeit Schatz. Du kannst gerne den Fernseher anmachen. Essen bring ich dir gleich noch" meint er und fängt nebenbei an mir über meinen Bauch und meine Hüfte zu streichen. Zustimmend brumme ich, in der Hoffnung das er jetzt geht. Glücklicherweise wurden meine inneren Gebete erhört und Tom verließ kurze Zeit später das Zimmer.

Erleichtert atme ich aus und merke wie die Anspannung erstmal von mir abfällt. Auch wenn ich weiß das er gleich wieder kommt, bin ich einfach froh das er für einen kurzen Moment weg ist. Und außerdem muss er gleich arbeiten und ist dann für ein paar Stunden weg. Dann werde ich versuchen diese blöden Fesseln aufzubrechen oder zu knacken.

Nur ein paar Minuten später kam Tom mit einem Tablett wieder, wo Toast, Obst und Kakao drauf ist.„Hier mein Schatz. Lass es dir schmecken. Wir sehen uns dann nachher" lächelt er liebevoll.„Bis nachher" murmel ich nur und versuche mir das Würgen zu verkneifen, als Tom mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Dieser Typ ist widerlich. Mit einem letzten Lächeln und winken verließ er das Zimmer und kurze Zeit später höre ich wie die Haustür ins Schloss fiel.

Schnell springe ich aus dem Bett und gehe in den Flur um zu gucken wie die Eisenkette am Boden befestigt ist. Sie ist nur an einer Eisenplatte befestigt, die in den Boden geschraubt wurde. Eilig schaue ich mich um um zu sehen ob ich irgendwo etwas finden kann, womit ich diese scheiße öffnen kann. Ins Arbeitszimmer komme ich nicht, dafür ist die Kette zu kurz.

Im Schlafzimmer öffne ich alle Schubladen und Schränke, aber auch hier befindet sich absolut nichts was man gebrauchen könnte. Und langsam fängt die Fessel, durch die Reibung an meinem Knöchel, an echt weh zu tun. Ich kann sehen das es schon extrem geschwollen ist, blau verfärbt ist und an einigen Stellen anfängt zu bluten.

Als nächstes durchsuche ich das Badezimmer. Hier finde ich eine Schere und eine Nagelpfeile. Vielleicht kann ich damit das Eisen durch sägen oder die Schrauben rausdrehen oder das Schloss der Fessel knacken. Ich nehme mir also die beiden Sachen und gehe zurück in den Flur.

Zuerst versuche ich mit der Nagelpfeile das Eisen durch zu sägen. Das hat aber zur Folge das mir die Pfeile einfach durchbricht. Und wirklich weit durch sägen konnte ich die Kette auch nicht.„So eine scheiße" fluche ich und schmeiße sie in irgendeine Ecke. Somit nehme ich jetzt die Schere und versuche die Schrauben rauszudrehen. Und tatsächlich sie löst sich langsam!„Ja!" schrie ich glücklich und machte weiter bis die erste komplett raus ist.„Ja! Ja! Ja!" schrie ich weiter und hätte vor Freude einen Freudentanz aufführen. Eilig schraube ich die restlichen Schrauben raus und sacke erleichtert zusammen.

Warum bin ich nicht vorher schon auf die Idee gekommen?

Endlich kann ich aus diesem schrecklichen Albtraum raus. So schnell wie möglich gehe ich die Treppe runter, schleppe dabei diese blöde Eisenkette hinter mir her. Unten angekommen sehe ich meine Schuhe. Den ersten ziehe ich ohne Probleme an. Beim zweiten schiebe ich die Fessel ein wenig hoch und ziehe den Schuh vorsichtig an, wobei ich wegen den Schmerzen schmerzvoll auf zische.

Den Schmerz ignorierend öffne ich die Tür und trete nach knapp zwei Wochen nach draußen.

Kurz orientiere ich mich, damit ich weiß wo ich bin und mache mich anschließend auf den Weg zum Trainingsgelände. Es ist nämlich morgens und in der Woche. Das heißt die Jungs haben Training.

Eine halbe Stunde lang bin ich durch halb Dortmund gelaufen. Wurde dabei von vielen ungläubig angeschaut. Klar die denken alle ich wäre tot. Und mit der Eisenkette, die ich immer noch mit schleppe, sehe ich vielleicht ein bisschen so aus wie ein Geist.

Am Trainingsgelände angekommen merke ich wie meine Hände anfangen zu zittern und ich unfassbar weiche Knie bekomme. Wie werden die Jungs reagieren wenn ich gleich lebend vor ihnen stehe?

Langsam gehe ich weiter Richtung Trainingsplatz. Ein dicker Klos bildet sich in meinem Hals, als ich um die Ecke gehe und mein Team erblicke und ich fange noch stärker an zu zittern. Tränen bilden sich in meinen Augen. Ich hab mich glaube ich noch nie so sehr gefreut die Jungs zu sehen.

„Jule?" höre ich die unglaubwürdige Stimme von Gio, der auf mich zu gerannt kommt. Oh Gott hab ich den kleinen vermisst.„Gio" flüstert ich als er genau vor mir steht. Stürmisch wollte er mich umarmen, allerdings zucke ich zurück, als Gio's Hand meine Hüfte streift. Dort wo Tom mich immer gestreichelt hat. Nein er soll raus aus meinem Kopf! Enttäuscht sieht er mich an. Nein er soll nicht enttäuscht sein.„Gi so war das nicht gemeint" flüstere ich.

Das sich inzwischen das ganze Mannschaft um uns versammelt hat, habe ich gar nicht mitbekommen so sehr war ich mit Gio beschäftigt.

„Jule?" fragt jetzt auch Thorgan ungläubig.„Du lebst? Du bist nicht tot? Ich dachte du bist tot" meint Mats. Da bist du nicht der einzige.„Ich lebe aber. Ich bin nicht tot" sage ich und zittere noch doller. „Hey Juli, alles gut. Komm mal mit. Du setzt dich jetzt mal da vorne mit auf die Bank. Mats du holst mal Werkzeug womit wir die Eisenkette lösen können, Marius hol mal bitte den Doc und Felix du rufst bitte die Polizei" meint Edin bestimmend und berührt mich leicht an den Schultern und führt mich Richtung Bank. Aufmunternd lächelt er mich an.

-

Es sind jetzt ungefähr zwei Stunden vergangen. In den war die Polizei da und hat meine Aussage aufgenommen, wonach erzählt habe wie der Typ heißt und wo er wohnt der mich entführt hat. Die Fessel bin ich inzwischen auch los. Und der Doc hat sich mein Knöchel angeschaut und behandelt. Zum Glück hab ich das jetzt alles hinter mir. Allerdings steht noch ein Gespräch mit den Jungs bevor.

„Was ist denn eigentlich genau passiert?" fragt Marco. Tief atme ich durch und fange an zu erzählen.„Also der Typ der mich entführt hat heißt Tom. Er ist sowas wie ein kranker Stalker. Also er ist halt bei mir eingebrochen als ich ihm nicht die Tür geöffnet habe, das habt ihr ja im Chat mitbekommen. Als er mich dann gefunden hat, hat er mich mit irgendwas betäubt. Da bin ich dann erst bei ihm im Zimmer, angekettet wieder wach geworden. Er hat mich immer so komisch angefasst und geküsst. Richtig widerlich. Ja und heute bin ich abgehauen als er auf der Arbeit war" beende ich meine Erzählung.

„Du bist so ein starker Junge Jule, das hätte niemand so einfach weggesteckt wie du"„Wir sind so stolz auf dich" und viele weitere Sachen sagen die Jungs mir und nehmen mich alle in den Arm, drauf bedacht mir nicht wirklich an die Hüfte zu kommen.

Gott bin ich glücklich das diese scheiße endlich vorbei ist und ich wieder bei den Jungs bin.


_________________________________

Fußball one Shots bxbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt