9. Dezember (Minho x Seungmin)

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„Guck dir das mal an. Jetzt einen Weihnachtselfen für die Feiertage kostenlos im Haushalt, rufen sie bei Bedarf folgende Nummer an." Minho und Jisung hatten eindeutig nichts zu tun, denn sie scrollten ohne einen bestimmten Anhaltspunkt durch Werbung hindurch. Größtenteils bezog sie sich auf Gutscheine, irgendwelche Rabatte zu Weihnachten oder sonstige Geschenkangebote von irgendwelchen Firmen, doch unter alldem hatte sich diese winzige Anzeige versteckt, die wahrscheinlich irgendjemand als Scherz erstellt hatte. Beziehungsweise, es führte entweder zu irgendeinem anderem Produkt und das ganze war eine sehr bescheuerte Werbestrategie oder man lud sich direkt einen Virus auf den Laptop, wenn man der Seite auch nur zu nah kam. Auf den letzten Fall wollte Minho Jisung gerade mit einem „Klick vielleicht lieber nicht..." hinweisen, da hatte sein bester Freund es schon einfach gemacht. Es sah eigentlich aus wie auf sämtlichen anderen Websiten, denn es führte zu einer Website, abgesehen dass die angegebene Adresse der Nordpol war. „Da denkt doch echt keiner, dass man darauf reinfällt", kicherte Jisung neben ihm, „ernsthaft, ich meine der Nordpol. Da hat sich jemand einen aufwendigen Scherz erlaubt." Minho las derweil den beigestellten Text.

Zu viel zu tun? Wir haben die Lösung für sie, jetzt für die Weihnachtsfeiertage die kostenlose Hilfe eines Weihnachtselfen oder einer Weihnachtselfe. Rufen sie bloß die angegebene Nummer an und warten sie, den Rest erledigen wir.

Darunter war eine angegebene Telefonnummer. Im Grunde gab das ganze kaum Auskunft und klang eher wie Werbung, doch das mit der Telefonnummer, schien sowohl in Minhos, als auch in Jisungs Gedanken etwas auszulösen. Etwas dummes. Sogar etwas sehr dummes. Jisung hatte bereits nach dem Telefon gegriffen und Minho fing an die Nummer zu diktieren. Sie hatten den Lautsprecher angestellt und lauschten gespannt, was passieren würde. Eigentlich hätten sie erwartet, dass es ein Piepsen geben würde, da es eine ungültige Nummer war, doch etwas ganz anderes geschah. Erstmal fing es, wie bei jedem gewöhnlichen Telefonat, mit einem Tuten an bis eine adrette, überdrehte und eindeutig mit Computer verstellte Stimme am anderen Ende zu hören: „Herzlich willkommen bei Elf & Elf, die Agentur am Nordpol. Bei uns gibt es Engel, Feen, Wichtel und Elfen als Unterhaltung und Begleitung. Vielen Dank, dass sie sich für unseren Kundenservice entschieden haben, ihr Elf wird in innerhalb weniger Tage bei ihnen eintreffen, wir wünschen ihnen noch einen angenehmen Nachmittag." Mit diesem Worten legte die Stimme auf und das Tuten war wieder zu hören. Nachdem sich die beiden von ihrem Schreck, dass wirklich jemand dran gegangen war erholt hatten, starrten sie das Telefon an, als wäre es etwas gefährliches, dass es zu verbrennen oder zu vernichten galt. „Ich sage dir, dass ist ein aufwendiger Scherz, wie ich es gesagt habe, das war ein Automat und wir werden so was von verarscht. Wir sollten nicht zu viel darauf geben." Meinte Jisung vorsichtig und Minho nickte.

Doch was Minho nie gedacht oder erwartet hätte war, dass etwa vier Tage später tatsächlich etwas passierte. Und zwar wurde er krank und zwar so sehr, dass er nicht ins Tanzstudio konnte, was für ihn ein absoluter Albtraum war, denn Mittags tatenlos sein, das war für ihn geradezu das schrecklichste überhaupt. Doch er konnte auch nicht leugnen, dass er krank war, denn er hustete, ihm war, egal wie sehr er heizte, schrecklich kalt und er lag am Abend bibbernd im Bett und schlief um halbacht ein. Doch das besondere war, dass er mitten in der Nacht durch etwas geweckt wurde. Und zwar ein sehr leises Geraschel, neben seinem Bett. Er hätte sogar schwören können jemanden leise murmeln zu hören, was ihn so zu Tode erschreckte, dass er panisch das Licht anmachte, nur um festzustellen, dass niemand da war. Das zweite war, dass als er um zehn Uhr morgens aufwachte, absolut alles und zwar wirklich ausnahmslos alles in seinem Zimmer auf den Kopf gestellt worden war, DENN... denn... es war ordentlich. Irgendeine höhere Macht hatte Ordnung in sein Zimmer gebracht, etwas das ihm einfach unmöglich erschienen war. Dazu war es komplett entstaubt und neben seinem Bett lagen auf dem Nachttisch ein Glas Wasser mit einer Kopfschmerztablette, ein Kamillentee und sämtliche Hustenbonbons. Außerdem hatte jemand ganze zwei Wärmflaschen, von denen er vergessen hatte sie zu besitzen, in sein Bett gelegt. Eine auf den Bauch und die andere sehr liebevoll unters Kissen platziert. Nun, das hätte hinreißend sein können, doch wenn du alleine lebst, es niemanden gibt, der deine Hausschlüssel besitzt, außer dein Vermieter, den du nicht leiden kannst, ist das eine wahrhaft traumatische Erfahrung. Minho war schneller aus dem Bett, als er es je in seinem Leben für möglich gehalten hatte und raste ins Wohnzimmer, aus dem das mörderische Geräusch eines Staubsaugers ertönte. Doch was Minho als nächstes sah sorgte dafür, dass er beinahe in Ohnmacht viel. Mit Absicht. Um diesem Albtraum zu entkommen. Der Staubsauger saugte von alleine und die Gegenstände flogen durch die Luft, um sich an ihre richtigen Stellen von selbst zu legen. Er konnte sich nur gerade so fassen, als er Schritte aus der Küche vernahm. Er fasst sich ein Herz und ging voller Mut in die Küche. In dieser war ein Junge von hinten zu sehen, der mit seinen Fingern geschickt die Gegenstände von einem Ort zum anderen Schickte, in etwa wie ein Dirigent. „Wer zur Hölle...", setzte Minho an, doch wurde er von dem Jungen unterbrochen, der sich umdrehte, in die Finger schnippte, woraufhin alles an der Stelle, wo es gerade schwebte zu Boden fiel und begann in einem Tempo und in einem Enthusiasmus, der Minho absolut sprachlos machte, zu sagen: „Guten Morgen, es ist zehn Uhr dreiundzwanzig, hast du gut geschlafen? Ich gehe davon aus, hast du die Tablette genommen? Deinem Gesicht nach zu urteilen nein. Ich bin von der Firma Elf & Elf, aus der Kategorie Elf, im Thema Weihnachten, ich bin ein Weihnachtself, mein Name ist Seungmin, es freut mich dich kennenzulernen, und du bist?" Minho starrte ihn an und war sich jetzt absolut sicher zu träumen. Der Junge war recht zierlich und hatte schwarze Haare, doch das auffällige waren seine Ohren, die Spitz zuliefen und seine Haut, die leicht silbern schimmerte und an der Nasenspitze, den Fingerspitzen und auch am Ende der Ohren kleine Sternchen aufwies. Zudem war sein eines Auge fast Violett und das andere bläulich. Kurz gesagt sah er absolut schräg aus, doch das ganze mit so außerordentlich hübschen Gesichtszügen, die Minho in einer anderen Situation definitiv bemerkt hatte. „Ich bin Minho und was zur Hölle machst du hier?", murmelte er leise. „Oh, du hast vor ein paar Tagen bei meiner Firma angerufen. Ja, ja es gab ein paar Verzögerungen, aber nun bin ich hier und du siehst nach wie vor aus, als würdest du schlicht und einfach ins Bett gehören." Minho sagte nichts sondern braucht eine Weile, um sich zu erinnern, je irgendwo angerufen zu haben, bis es ihm wieder einfiel. „Das hat funktioniert?", fragte Minho absolut entgeistert. „Ja, aber natürlich. Wieso sollte es nicht, aber du bist immer noch krank also Hopp, Hopp, auf, auf ins Bett." Kommentierte der Elf, packte Minho, der immer noch nicht ganz begriffen hatte, was passierte, am Kragen und zog ihn in sein Zimmer. Mittlerweile war sich dieser auch nicht mehr sicher, ob er in einem Horrorfilm oder einer Komödie gelandet war. Seungmin hob mit dem Zeigefinger die Bettdecke und das Kissen in die Luft, richtete mit dem Daumen das Laken, legt das Kissen wieder hin, schubste Minho ins Bett und deckte die Decke über ihn. Minho hätte jede andere Person wahrscheinlich schon erwürgt, aber von einem magischen Elfen mit Sternchenhaut wird man ja nicht alle Tage zu Bett gebracht. „So und jetzt nimm deine Tablette, trink deinen Tee und schlafe. Wenn du etwas zu essen haben willst, sage gerne jetzt wann und was und...", Minho, der endlich seine Sprache wiedergefunden hatte unterbrach ihn. „Darf ich dich fragen, was du noch machen willst, außer meine Wohnung auf den Kopf zu stellen, meine Mami zu spielen und mir Essen zu machen?", fragte er und nahm einen Schluck des langsam kalten Tees, um die Tablette herunterzuspülen. „Hmm", machte Seungmin und schien kurz nachzudenken, „Ich kann dir putzen, die kochen, dein Haus aufräumen, dich pflegen, deine Wäsche waschen, dir die Fernbedienung geben – theoretisch kann ich alles tun, was auch immer gerade dein Bedarf ist." Das klang zwar irgendwie verlockend, aber irgendwie musste die Sache ja einen Haken haben. "Und was ist mit... deinen Bedürfnissen?", fragte Minho. Diese Frage schien Seungmin zu überraschen, denn zum ersten Mal verschwand der übertrieben fröhliche Gesichtsausdruck. "Na ja, das ist nicht so einfach. Danach hat mich eigentlich noch niemand gefragt und eigentlich werden wir ja von Elf & Elf total ausgebeutet, deswegen dürfen wir nicht sagen, was unsere Bedürfnisse angeht, weil die sind naja... irgendwie... irrelevant."

"Aber die Bedürfnisse von allen sind doch relevant."

"Ja, meine nicht." Seungmin tippelte verlegen von einem Fuß auf den anderen. Allerdings fand Minho den Elfen mittlwerweile viel zu freundlich, als dass er einfach so locker gelassen hätte. "Und was ist wenn ich dir sage, dass es mein Bedürfnis ist, dein Bedürfnis zu erfahren." Seungmin schnippte mit dem Finger und eine lange Liste mit der Aufschrift "Elf & Elf Vertrag, für Elfen" rollte sich aus seiner Tasche vor ihm auf. Er fuhr mit dem Finger über die Zeilen ehe er sie auf die gleiche Weise wieder verschwinden ließ. "Also vertraglich ist mir das nicht verboten." Meinte Seungmin. "Also darfst du mir dein Bedürfnis verraten?" Seungmin nickte. Minho sah ihn erwartungsvoll an. "Also eigentlich brauche ich irgendwie... Zuwendung." Minho fragte sich direkt wie es einem Wesen, das so viel Zuwendung geben konnte, an genau dieser fehlen konnte und irgendwie tat es ihm leid. "Also wenn du willst", sagte Minho und versuchte sein unsozial sein zu zügeln, "dann kann ich dir Zuwendung geben."
"Echt? Darf ich dich umarmen?"
"Meinetwegen."
"Darf ich mit zu dir unter die Decke?"
"Wenn du denn willst."
"Darf ich das immer machen?"
"Sicherlich."
"Darf ich bei dir einziehen?"
"Hey jetzt aber mal langsam."
'Ich brauche dringend einen zweiten Hausschlüssel', dachte Minho allerdings bei sich.

Hier der Oneshot für scheba26. Ich hoffe er gefällt dir. Ich habe keine Entschuldigung, dass er erst Mittags kommt. Es tut mir einfach leid, Okay. Schönes Wochenende euch.

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