16. Dezember (Sunoo x Riki)

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Sunoo stand vor der Haustür und tippelte nervös mit dem Fuß auf und ab. Er fragte sich schon seit, er zum Bahnhof gelaufen war, ob das nicht eine äußerst dumme Idee gewesen war. Ein kleiner ängstlicher Teil in ihm schrie, dass er sich nicht in diese Gefahr begeben sollte, fliehen und sich in dem Schutz seiner Festung namens Zuhause verstecken sollte. Doch der andere Teil entschied, dass er sich nicht umsonst eine halbe Stunde lang die Füße taub gefrohren hatte. Denn sein Zug hatte zwanzig Minuten Verspätung gehabt und als er dann gekommen war, war er so voll gewesen, dass niemand mehr einsteigen konnte. Sunoo hatte dann einen noch späteren Zug genommen. (Ich musste das heute durchmachen, also müssen meine Charaktere auch) Das sollte gefälligst nicht umsonst sein, also stand er nun da und fragte sich, ob es schlau wäre die Klingel zu drücken. Doch dann riss er sich zusammen und klingelte. Riki war fast zweieinhalb Jahre jünger als er und noch dazu ging er noch in die Schule. Wahrscheinlich würde der Japaner ihn absolut merkwürdig finden, wenn er jetzt anfing zu stottern oder anders schüchtern zu sein. Im Flur ging das Licht an und er hörte Schritte. Kurz überlegte er, ob er sich nicht doch noch kurz in the Flash verwandeln sollte und verschwinden, als sich die Tür öffnete. Vor ihm stand nicht der Drache der Unterwelt, mit drei Köpfen, Schlangenhaaren und Drachen als Schwänze. Nein, das hätte Sunoo im Ernstfall vielleicht sogar besser verkraftet. Es war Rikis Mutter. Das Schlimme war, dass zwar er und Riki sich kannten, aber er dessen Eltern überhaupt nicht kannte. Und das schlimmste war, dass sie ihn einfach nur zwanzig Sekunden verwirrt anstarrte. "Sie sind?", fragte sie. Das war gar kein gutes Zeichen. Sie siezte ihn. Das bedeutete, dass sie absolut keine Ahnung hatte wer er war. Nicht mal mehr den Anflug einer Idee, woher ihn jemand aus der Familie kannte oder was er hier suchte. "Ich ähhm, ich bin Sunoo." Brachte Sunoo nur heraus. Na toll. Jetzt konnte er nur hoffen, dass der Name einmal irgendwie in der Familie erwähnt worden war. "Wer?" Das Schicksal war eindeutig nicht auf seiner Seite. "Ich bin ein", er suchte nach dem richtigen Wort, "Freund von Ihrem Sohn Riki. Ich habe ihm ab der neunten Klasse einmal Nachhilfeunterricht gegeben." Ein Art langsame Erleuchtung war auf dem Gesicht von Rikis Mutter zu erkennen und ihr Blick wurde freundlicher. "Ah, du warst das. Stimmt du hast ihm ja immer in der Schule bei den Hausaufgaben geholfen." In diesem Moment waren ein paar Schritte und ein "Mama, wer ist da?", zu hören. Und in genau dem Moment stand die Person an der Treppe, wegen der er hier war. "Jemand für dich, wollt ihr nicht nach oben gehen?" Riki sah zu ihm und lächelte. Er sah niedlich aus. In einem T-shirt das ihm, wahrscheinlich beabsichtigt zu groß war, eine ebenso große Jogginghose und ein kariertes Hemd darüber. Dazu waren seine dunklen Haare komplett verwuschelt und seine Brille saß etwas weit unten auf der Nase. Sunoo schlussfolgerte, dass er nicht auf Besuch vorbereitet gewesen war.

Kaum zwei Minuten später, saßen er und Riki in seinem Zimmer. Riki hatte in einem Akt des schnell Handelns, zwei Stellen am Boden frei geräumt, damit sie darauf sitzen konnten. Das war gut so, denn davor wäre es wahrscheinlich unmöglich gewesen, den Raum auch nur zu betreten. Sunoo fragte sich wie zur Hölle man hier drinnen arbeiten konnte. "Und wie geht es dir so?", begann Riki die Konversation. Okay, das würde awkward werden, das spürte Sunoo. "Ganz gut, aber ich wollte dir vor allem", er griff in seinen Rucksack, "das hier geben." Er holte heraus, weshalb er überhaupt den Weg hierher gemacht hatte. Ein kleines Päckchen, in silbernes Geschenkpapier gewickelt. "Für, für mich?", fragte Riki mit großen Augen. Da zeigte sich eine absolut klare Charaktereigenschaft. Immer auf groß, dunkel und sexy tun, aber wenn es darauf ankommt sich in einen kleinen Engel verwandeln. Das kannte Sunoo irgendwie von ihm. Sunoo nickte und biss sich etwas auf die Unterlippe. "Ich dachte mir, dass ich an Weihnachten und auch kurz davor keine Zeit hätte es dir zu geben, deswegen dachte ich, ich bring es dir vorbei." Erklärte Sunoo kurz seine Absichten. "Und du bist extra soweit gefahren." Riki nahm das Päckchen entgegen und hielt es in der Hand, als wäre es äußerst wertvoll und zerbrechlich. "Ich kann doch nicht... ich meine Dankeschön." Stotterte er ein bisschen. Sunoo spürte wie seine Wangen rot anliefen. Ja, er hatte einen offensichtlichen Crush auf den Jüngeren und das seit fast einem Jahr. Sie schwiegen kurz, was Sunoo echt unangenehm war, denn es war offensichtlich, dass beide nicht wussten, was sie sagen sollten. Da fiel sein Blick auf einen Computer. "Machst du was für die Schule, da?", fragte er, denn es sah nach einer Power Point oder so etwas in der Art aus. Riki nickte. "Und wann musst du das fertig haben?" Diese Frage, machte Riki überraschender Weise recht nervös. Er schien kurz nachzudenken, ob er Sunoo anlügen sollte, dann sagte er schnell: "Also eigentlich soll ich das morgen fertig haben, ich habe das Thema überhaupt nicht verstanden, ich habe dieses Referat vergessen und meine Mutter bringt mich um, wenn sie das rausfindet." Ja, Riki war immernoch der Alte. Wenn es um die Sachen ging, die er gerne tat oder in denen er besser sein wollte, arbeitete er wirklich sehr hart. Aber wenn es um Sachen ging, die er nicht mochte, wurden sie beiseite geschoben, verdrängt und anschließend vergessen. "Ach Riki", sagte Sunoo, "du bist genau so sein Dussel wie damals. Soll ich dir helfen?" Riki schien nachzudenken. Dann nickte er, denn er hatte nichts zu verlieren und Sunoo war zwar kein Musterschüler gewesen, aber er war organisiert und intelligent gewesen. Zudem hatte er ihn zwei Jahre als Nachhilfe. "Also gut. Kann ja nur besser werden." Meinte er.

"Meinst du nicht, dass deine Mutter sich fragt, was wir so lange hier oben machen?", fragte Sunoo, während Riki die Presentation auf einen Stick zog. Er schüttelte den Kopf. "Ne, ihr ist glaube ich relativ egal, was ich in meinem Zimmer mache." Irgendwie klang er bei den letzten Worten etwas verbittert. Etwas, das Sunoo schon als er ihm, als Riki in der neunten war, in Mathe geholfen hatte, dass Rikis Eltern sich eigentlich nicht um ihre Kinder sorgten. Einmal war Riki fast eine Stunde länger geblieben, weil sie einmal ein Krisengespräch hatten führen müssen, wegen Mobbing, Rikis Schwierigkeiten in der Klasse und in der Schule. Danach hatte ihn Sunoo gefragt, ob seine Eltern sich denn keine Sorgen machen würden, wo er wäre und ob sie denn etwas von diesen Sachen wissen würden. Riki hatte mit einer Selbstverständlickeit, die Sunoo das Herz zerrissen hatte, gesagt, dass es ihnen absolut egal war, weil seine Eltern eh nur arbeiteten. Irgendwann hatte er ihm auch erzählt, dass sie eigentlich fast nie zu Hause waren und ständig zu irgendwelchen Meetings am anderen Ende der Welt flogen. Sunoo versuchte schnell das Thema zu wechseln. "Und was machst du so an Weihnachten so?" Das war eine Fehlanzeige, denn Rikis Blick wurde noch trauriger. "Meine Eltern sind nicht da. Mein Vater muss nach Japan und meine Mutter muss bis neun Uhr arbeiten und kommt erst um zehn nach Hause. Sie hat am vierundzwanzigsten Spätschicht im Krankenhaus." Irgendwie tat es Sunoo leid, dass er es angesprochen hatte. Doch irgendetwas in ihm schrie ihn an, dass er jetzt nicht wie ein Fisch glotzen, sondern eine Maßnahme ergreifen und zwar schnell, sonst wäre es hinüber. "Willst du an Heiligabend zu mir kommen?", fragte er. Das kam schneller aus seinem Mund, als er es gedacht hatte. "Dürfte ich?", fragte Riki. Sunoo nickte eifrig. "Klar, meine Mutter hätte überhaupt kein Problem damit. Sie hat gesagt, dass sie es schade findet, dass sie dieses Jahr keinen Besuch hat. Ich glaube nicht, dass sie es stören würde." Der Blick des Jüngeren hellte sich auf und dann tat er etwas, was die Schmetterlinge in Sunoos zum Sambatanzen brachte. Er umarmte ihn. Ich wiederhole, er umarmte ihn. Er hatte ihn noch nie umarmt. Doch es war wundervoll.

Als Sunoo um halbacht das Haus verlies, lief Riki neben ihm mit einem Regenschirm, um ihm vor dem Schneefall zu bewaren. "Ich hole dich dann am Bahnhof ab und fahr dich zu mir." Meinte Sunoo Riki nickte. Sie hielten sich bei der Hand. Einfach so, weil es sich so besser anfühlte. "Ich bin um eins am Bahnhof." Sagte Riki. Er hatte darauf bestanden, ihn zum Bahnhof zu begleiten. Und deswegen waren sie gemeinsam gelaufen. "Also mein Zug, ist schon da und ich muss jetzt gehen." Sagte Sunoo. Riki nickte und sah ihm nach. Er hatte noch etwas sagen wollen doch er beschloss sich die Worte 'Ich mag dich Sunoo' doch bis zu Heiligabend aufzuheben.


Endlich ist der Oneshot mal wieder pünktlich. Ich hoffe es hat euch gefallen und oh mein Gott es sind noch acht Tage. Acht Tage ist überhaupt keine besondere Zahl, ich habe es nur realisiert. Wann fangen eure Weihnachtsferien an? Nun, einen schönen Freitag und bis morgen.

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