Lustlos stieg Changbin aus der U-Bahn. Genau genommen hatte er keine andere Wahl, denn er wurde von dem Strom seiner Mitschüler einfach nach draußen gedrängt. Es war ja ganz schön, dass die Klasse kurz vor Weihnachten zusammen etwas unternahm, aber wieso mussten sie ausgerechnet Schlittschuhlaufen gehen? Konnte es nicht etwas anderes sein? Sie gingen schon seit Jahren immer vor Weihnachten Schlittschuhlaufen und Changbin war aus Gründen immer mit Bauch- und Kopfschmerzen zu Hause geblieben. Nur dieses Mal hatten seine Eltern nicht mitgespielt. "Es ist das letzte Mal, dass ihr das als Klasse macht und man muss sich seinen Ängsten stellen", hatten sie gesagt und den Elternbrief unterschrieben.
Dabei hatte Changbin gar keine Angst, er war einfach eine Niete im Schlittschuhlaufen und hatte kein Interesse daran, sich immer wieder vor der ganzen Klasse hin zu hauen. Besonders nicht, wenn andere (Chan) so gut darin waren und sie (Chan) von allen (außer Danbi und Ahri, aber die waren sowieso ein Sonderfall) bewundert wurden.
Die Ampel wurde rot, also blieb Changbin vorbildlich stehen, ebenso einige andere aus der Klasse (unter anderem Chan, Ahri und Danbi), aber der Großteil der Gruppe plus alle Lehrer war schon rüber und lief einfach weiter. Sie merkten gar nicht, dass fünf Schüler fehlten.
In der nächsten Grünphase überquerten also Changbin und der ganze Rest die Straße, aber von der Klasse war nichts mehr zu sehen. "Weiß irgendwer, wo der Eingang zur Eishalle ist?", fragte Changbin also.
Obwohl die Klasse jedes Jahr dorthin ging, suchten sie verzweifelt nach dem Eingang, wobei sie mehrmals daran vorbei liefen. Das ganze endete schließlich damit, dass den Lehrern doch noch auffiel, dass sie zu wenige Schüler hatten, und sie kurz nach draußen kamen, um nach ihnen zu suchen. (Das alles nach einer wahren Begebenheit)
Allein das Schlittschuhe Ausleihen wurde zu einer Blamage für Changbin. Chan, der alte Angeber, hatte natürlich seine eigenen dabei, während Changbin nicht einmal seine Schuhgröße wusste. Also war er gezwungen, auf einem Bein zu balancieren, um auf der Schuhsohle nach der Größe zu suchen, aber dann zu merken, dass die Größe im Schuh stand.
Dann bekam er die Schleife seiner Schuhe nicht auf, weil er vergessen hatte, dass er einen Doppelknoten gemacht hatte, und daher am Schnürsenkel zog. Das gibt bekanntlicherweise einen festen, nicht zu lösenden Knoten. Nach einigen Minuten war dieses Problem beseitigt und der Großteil der Klasse befand sich schon auf dem Eis.
"Du hälst die Schuhe falsch rum." Changbin sah auf. Vor ihm stand Chan. "Ach deshalb habe den Schuh nicht angezogen bekommen", versuchte Changbin die Situation weniger unangenehm für sich zu machen. "Und du hast die Schnallen nicht geöffnet. So kommst du auf keinen Fall in den Schuh." "Vielen Dank für Ihren Hinweis, Herr Bang, ich werde es mir merken und in Zukunft richtig machen!" Chan lachte, wobei am seine Grübchen sah. Wenn man Changbin fragen würde, was seiner Meinung nach das niedlichste war, was er je gesehen hatte, würde er antworten, dass es Chans Lächeln war, bei dem auch seine Grübchen auftauchten. Aber ihn fragte ja keiner.
"Warte, ich helfe dir", sagte Chan, während er sich hin kniete.
Die ganze Situation war Changbin wahnsinnig unangenehm, so unangenehm, dass er sich nicht rühren konnte und es still über sich ergehen ließ. Nach einer gefühlten Ewigkeit war Chan endlich damit fertig, Changbin wie bei einem kleinen Kind die Schlittschuhe anzuziehen.
"Pass auf, wenn du läufst, das ist mit Schlittschuhen nicht so leicht", warnte Chan, das Schlittschuhprofi. "Danke für den Hinweis, ich werde es überleben", giftete Changbin, der nicht damit klar kam, dass Chan immer recht hatte und in gefühlt allem besser war als er.
Schwungvoll stand er auf und kippte seitlich um. Bestimmt hätte er Bekanntschaft mit dem Boden gemacht und sich nebenbei den Kopf an der Bank blutig geschlagen, wenn Chan ihn nicht aufgefangen hätte. Beziehungsweise, er zog Changbin in seine Richtung und ließ sich nach hinten fallen, sodass er mit dem Rücken auf dem Boden lag und Changbin mehr oder weniger sanft auf ihm landete.