"Wieso musstest du mich unbedingt auf diesen dämlichen Ball mitschleppen", jammerte Yeonjun, "ich kann nicht mal mehr Paartanz." Für diese Bemerkung wurde er sanft von Soobin auf den Kopf geschlagen, der von dem Gemecker seines festen Freundes langsam ein wenig genervt war. Doch er war eine viel zu gute Seele, um offen 'Halt die Klappe und hör auf mir den Abend zu verderben' zu sagen. Er schob Yeonjun, der die Arme wie ein trotziges Kind verschränkt hatte, vor sich er durch den Schnee. Scheinbar konnte sich Yeonjun nicht mal dazu herablassen, sich nicht schieben zu lassen, wenn er auf etwas keine Lust hatte. "Hättest du gewollt, dass ich mit einer anderen Person, die nicht mein Liebster ist, dahin gehe?", säuselte Soobin, mit zuckersüßer Stimme. das brachte Yeonjun erschreckend schnell und wirksam zum schweigen. Da niemand Yeonjun so gut kannte wie Soobin es tat, sah Soobin das als eine sehr große Leistung an. Sie erreichten das Tanzstudio, das die ganze Aktion überhaupt veranstaltet hatte, eine halbe Stunde nach Beginn des Events. Das brachte überraschender Weise ausgerechnet Yeonjun dazu, noch schrecklichere Laune zu haben. Sunoo musste wirklich aufpassen, das Yeonjuns dunkelgrüner Ärger nicht auch noch auf seine strahlend weiße gute Laune abfärbte. Drinnen lief Musik. Eng aneinander geschlungene Paare tanzten auf der Fläche. Doch Yeonjun schien noch nicht in der Stimmung zu sein, weshalb Soobin entschied ihn erst mal in bessere Stimmung. Das führte sie natürlich ohne jegliche Umwege zum Buffet, denn an welchem Ort könntest du eine Laune besser hoch bringen. "Ich weiß ja nicht Soobin. Aber hier sind so viele gutaussehende Menschen, dass ich nicht weiß, ob du mich nicht in Zukunft, als Trophäe mitnehmen solltest, damit dich keiner anbaggert." Soobin kicherte, als er ein paar Kekse und ein Stück Kuchen von dem Tisch ergatterte. "Du bist doch wirklich ein eifersüchtiges Stück Choi Yeonjun." Yeonjun stand vor Empörung der Mund offen. "Ja, sag mal. Hast du mich nicht letztens als die Liebe deines Lebens bezeichnet."
"Ich bezeichne dich dann wieder als die Liebe meines Lebens, wenn du dich etwas gezierter ausdrückst, bis dahin deine Klappe hältst und den Mund aufmachst."
"Wie soll ich bitteschön die Klappe halten, wenn ich den Mund aufmachen soll. Und du musst gar nicht reden mit geziert ausdrücken. Du kommst doch nur aus so einem Angeberhaushalt. Ich war viel besser in der Schule als du."
"Klugscheißer, und ey, wir sind nicht mal auf die gleiche Schule gegangen. Und ich weiß deinen Durchschnitt. Du hattest ein Schnitt von 1,0 und ich hatte auch einen Schnitt von 1,0."
Yeonjun wollte soeben erläutern, dass er trotzdem, aus diversen Umständen, Zusatzaufgaben und Punkten, trotzdem besser war, als Soobin ihn mit dem Kuchen in den Mund schob, damit er endlich still war. Ein Stück sahniger Kuchen mit Marzipan, ist allerdings nicht die schlechteste Art und Weise zum schweigen gebracht zu werden. Yeonjun hätte es zwar nie zugegeben, aber seine schlechte Laune war mittlerweile nicht mehr dunkelgrün, sondern nur noch ein leichtes Türkis. Sie aßen noch das Stück Kuchen auf, als Soobin entschied, dass er mit Yeonjun auf die Tanzfläche wollte. "Ich kann aber keinen einzigen Standarttanz auf dieser Welt." Soobin schüttelte den Kopf und lachte dabei. "Na sieh mal einer an. Ich habe dich in einem Tanzstudio kennengelernt. Du kannst schwierigste Choreografien mit Links auswendig lernen und ausgerechnet du kannst jetzt keinen Standarttanz." Das beleidigte Yeonjun eigentlich nicht, doch er wog seine Möglichkeiten ab und entschied sich für, einfach kindisch sein und benehmen als wäre er drei und keine dreiundzwanzig. Er ließ Soobins Hand los, drehte sich um, verschränkte seine Arme vor der Brust und schmollte. "Och neh, das ist doch jetzt nicht dein Ernst." Beschwerte sich Soobin. Yeonjun reckte seine Nase in die Höhe wie eine beleidigte Lady. "Doch", entgegnete er zimperlich, "jetzt rede ich den ganzen Abend nicht mehr mit- Hey, sag mal spinnst du eigentlich. Nur weil du zwei Zentimeter größer bist, erlaubt dir das nicht mich einfach hochzuheben. Das ist sehr blamierend, vor den Leuten." Soobin hätte vor Genugtuung auf und ab hüpfen können. Yeonjun war ein echtes Leichtgewicht und wenn er protestierte war es einfach das lustigste und amüsanteste überhaupt. Tatsächlich starrten ein paar Leute sie an, aber wen kümmerten schon die internen Scherze eines Pärchens. Er lief raus auf den Balkon. Es schneite, aus dem inneren war die weihnachtliche Musik zu hören und Lichterketten und Christbaumkugeln machten das ganze zu einem gerade zu perfekt weihnachtlichen Platzt. Soobin vergaß fast, dass er eine Person in den Armen hielt bis Yeonjun ein lautes "Wirst du mich wohl wieder auf die Füße stelle. Seit wann bist du eigentlich vom absoluten Spargel dazu gekommen, mich hochheben zu können." Soobin ließ Soobin wieder runter, der ihn sehr anklagend ansah. "Pfft", machte Yeonjun und schlug ihm mit einem verschneiten Tannenzweig, der an der Tür auf gehängt war, leicht ins Gesicht. "Hey aua. Kein Grund gleich so zu werden." Jetzt starrten sie sich beide, gespielt beleidigt in die Augen und schmollten sich an. Den Wettbewerb im, wer länger beleidigt sein konnte verlor Yeonjun. "Um Gotteswillen, hast du überhaupt eine Ahnung, wie witzig du aussiehst, wenn du beleidigt bist." Soobin schüttelte im Spaß seine rechte Faust. "Erst beleidigtes Kleinkind spielen und jetzt so was. Ha, haben dir das deine Eltern beigebracht?" Yeonjun beruhigte sich etwas von seinem Lachanfall. "Nein", meinte er, "genauso wenig wie Paartanz, also sei doch so nett und bring es mir bei." Soobin war sowohl überrascht als auch erfreut über seine Frage. "Echt jetzt?", fragte er. Yeonjun nickte. Offenbar war seine miese Laune endlich verschwunden. "Also gut." Und Soobin versuchte es ihm zu erklären. Allerdings brauchte es schon mehrere Anläufe bis sie überhaupt richtig standen. Dann versuchte Soobin, Yeonjun die Schritte zu erklären. Doch obwohl Yeonjun ein herausragender Tänzer war, schien er mit den klassischen Tänzen wirklich heillos überfordert. Am Ende lachten sie sich einfach gegenseitig aus. "Ach weißt du Soobinnie, du hast es immerhin versucht." Lachte Yeonjun und zog seinen Freund in eine Umarmung, die Soobin ohne weiteres erwiderte. Soobin stellte seinen Kopf auf der Schulter des Älteren ab. "Ach weißt du", sagte er lächelnd, "ich liebe dich wirklich." Yeonjun reagierte nicht, doch das hielt Soobin nicht davon ab fortzufahren. "Du bist das absolut beste, was mir je passiert ist. Ich weiß, dass manche Pärchen sich trennen und dass sie einander auch ewige Treue versprochen haben, aber ich weiß einfach, dass du der perfekte Mann für mich bist. Einfach, weil du es bist." Yeonjun antwortete nicht, doch als Soobin ihm ins Gesicht sah, merkte er, dass Yeonjun so rot war, wie der Punsch, der im inneren ausgegeben wurde. "Hey, das sollte dich jetzt aber nicht verlegen machen." Kicherte Soobin ein bisschen. Jetzt fing Yeonjun ebenfalls an zu grinsen. "Ich liebe dich auch, aber ich bin nicht für Poesie oder lange Worte geschaffen, weshalb ich meiner Aussage einfach eine sprechende Tat folgen lasse." Und damit legte er seine Lippen auf die seines Freundes. Und so standen sie auf dem Balkon. Zwei junge verliebte Menschen, von Schnee bedeckt, unter einem unscheinbaren und von allen unbemerkten Mistelzweig.
Weiß irgendjemand die Bedeutung vom sich unter dem Mistelzweig küssen? Hat das überhaupt eine Bedeutung?
Ich habe den Rekord im zu spät sein geknackt und wünsche euch einen echt schönen Start in die Woche. Na ja, bei mir hat es mit Chemie, GK, Sport und (verflucht sei es) Französisch gestartet. Ich hoffe bei euch war es besser.