Part 5

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„Und du bist dir sicher, dass du die Ausbildung abbrechen willst?", ich lehne mich auf Marius Couch zurück und beobachte ihn dabei, wie er mir gerade Wasser ins Glas schüttet. „Wenn ich es nicht als Profi schaffe, kann ich das immer noch weiter machen. Aber jetzt hab ich diese Chance und die will ich nutzen. Ich muss das einfach versuchen. Das war immer mein Traum. Ich meine Profifußballer?!", Marius strahlt mich an und stellt dann das Glas vor mir auf den Tisch.

Wir kennen uns jetzt schon ein paar Wochen und waren mehrmals zusammen aus. Als Marius mir erzählt hat, dass er neben dem Fußball eine Ausbildung als Bankkaufmann macht, habe ich wirklich gedacht er macht Witze. Meine Fantasie reicht ja wirklich weit, aber ich kann ihn mir beim besten Willen nicht in einer Bank vorstellen. Trotzdem will ich nicht, dass er das, was er jetzt schon hat, aufgibt, für etwas, dass möglicherweise niemals passieren wird.

„Ich weiß, dass das total bescheuert klingen mag, aber ich... Ich wollte mein Leben lang Profi werden, dafür habe ich immer trainiert. Ja... vielleicht bin ich auch manchmal etwas ablenkt, weil ich hier jetzt alles machen kann und mich niemand kontrolliert, aber das Ziel Profi hab ich immer im Blick. Und jetzt hab ich die Chance dazu und die will und muss ich nutzen. Wenn es nicht klappt, kann ich in zwei oder drei Jahren die Ausbildung immer noch fertig machen. Einen Fuß in der Tür habe ich ja schon, aber ich würde mich mein Leben lang ärgern, wenn ich es nicht wenigstens versuche." „Was sagen denn deine Eltern dazu?", ich trinke einen Schluck und bin gespannt auf seine Antwort. „Sie sind einverstanden, weil sie wissen, wie wichtig mir das ist! Sie unterstützen mich, das haben sie immer", Marius Blick wandert zu einem Familienfoto, dass auf einem Regal steht.

Ich wünschte meine Familie würde mich so unterstützen. Bedingungslos... Aber stattdessen habe ich in den letzten Wochen, bei egal was, nur Gegenwind bekommen. Eigentlich will ich kein Abi machen, sondern auch eine Ausbildung. Aber in meiner Familie wird eben studiert. Am besten etwas wie BWL oder sowas. Ein Thema, dass mich gar nicht interessiert. Vielleicht kann ich sie ja überzeugen in eine andere Richtung zu gehen? Vielleicht sollte ich es einfach versuchen...

„Hey, alles in Ordnung?", Marius legt eine Hand auf meine und sieht mich besorgt an. „Ja, alles gut. Tut mir leid, dass ich abwesend war. Hast du was gefragt?" Mein Gegenüber legt die Stirn in Falten: „Nein, aber du hast gerade so verloren in der Gegend herum geschaut. Deshalb... Ähm... ich erwarte nicht, dass du meine Beweggründe oder dumme Jungenträume verstehst, aber... ich... ich will das so, so sehr! Überleg dir das doch mal, wie cool das wäre! Fußballpro...", ohne zu überlegen, beuge ich mich zu ihm und küsse ihn einfach. Seine „dummen" Jungenträume und seine Leidenschaft sind einnehmend. Ich liebe das. Ich liebe es, dass er sich erlaubt zu Träumen und ihn seine Familie dabei unterstützt genau diese Träumen leben zu können. Und ich glaube... vielleicht habe ich mich in den letzten Wochen auch wirklich in ihn verliebt? Er ist so frei, so offen, so... er selbst. Ohne auf die Meinung anderer etwas zu geben. Gleichzeitig ist er aber auch so einzigartig, dass ich mich von ihm angezogen fühlen muss. Als Marius den Kuss erwidert und mich näher an sich zieht, flattert es in meiner Magengegend wie wild. Und zum ersten Mal seit langem, fühle ich wie ich selbst.

„Nicht zu fassen wie unhöflich dieser Marius Wolf war", meine Schwiegermutter regt sich jetzt schon den ganzen Weg zu unseren Zimmern auf, während ich sie einfach ignoriere. „Findest du nicht auch, dass das absolut grob und abweisend war? Ich meine laut Nastia ist er Fußballprofi. Da muss er doch wissen, wie man sich in der Öffentlichkeit verhält."

Das weiß Marius definitiv. Ich weiß aber auch, dass ihm die Öffentliche Meinung ziemlich am Arsch vorbei geht. Zumindest war das früher so. Nicht sein Bild als Vorbild und seine Wirkung auf Kinder und Jugendliche, aber... eben das der breiten Erwachsenen Welt, die meint man müsste immer in einer Schublade passen. Marius, der sich... nunja... noch nie auch nur in eine einzige stecken lassen wollte, sorgte mit seiner Art daher schon immer für... gespaltene Meinungen zu seiner Person. Er war einfach ein Typ den man entweder mochte oder hasste. Ein Zwischending gab es nicht. Eine Tatsache für die ihn einmal... Wegen der ich ihn irgendwann einmal gemocht hatte.

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