Part 14

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Unter Marius Blick werde ich kleiner und sehe ihn unsicher an und dann an mir herunter. „Was ist? Kann ich so nicht mit?", frage ich ihn dann leise. Marius sagt nichts, zuckt dann aber mit den Schultern. „Was stimmt denn nicht mit mir? Mein Outfit oder was? Wo gehen wir eigentlich hin? Du hast nur gesagt, dass wir mit ein paar deiner Kollegen ausgehen", ich stelle mich vor den Spiel und begutachte die dunkle Jeans und mein Oberteil. Ich habe offene Haare und bin nicht wirklich geschminkt, aber wir gehen ja auch nur mit Freunden weg. Jedenfalls habe ich das gedacht. Marius sieht das wohl anders, denn der Blick, den er mir jetzt schenkt, der ist... Ich habe ihn schon oft genug gesehen. Bei meinen Eltern und ich fühle mich direkt unwohl.

„Wir gehen zwar nur mit ein paar Kollegen aus, aber... das Restaurant und die Bar sind... gehobener. Keine Ahnung ob du da so rein kommst. Aber das ist dein Ding. Zieh an was du willst", Marius gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor er sein Hemd richtet und seitlich seine Haare noch in Ordnung bringt. Das verunsichert mich noch mehr und ich gehe nochmal ins Schlafzimmer und hole ein dunkelblaues Kleid aus dem Schrank. Marius hat es mir vor kurzem geschenkt. Es ist irgendein Designerteil, etwas dass ich so niemals anziehen würde, einfach weil es zu teuer ist... Allerdings habe ich jetzt solche Angst vor dem, was gerade passiert ist, dass ich es ohne zu zögern anziehe und mich dann doch noch mit ein paar schnellen Handgriffen schminke und mir die Haare mache.

Als ich eine halbe Stunde später fertig bin, starrt mir eine Person entgegen, die ich mein Leben lang gehasst habe und niemals sein wollte. Aber ich darf Marius nicht verlieren. Nicht so und nicht jetzt. Er ist alles was ich habe und den ich... den ich liebe. Wenn also die Person im Spiegel, wenn das die Person ist, die er haben will, dann sollte ich das wohl sein.

Als das Taxi vor dem Eingang unserer Unterkunft hält, steigen wir beide schweigend aus. Nachdem Marius das ausgesprochen hatte, was er sagen wollte, konnten wir nicht mehr tun, als uns anzustarren. Jeder dabei versunken in die eigenen Gedanken. Erst die Glocke einer Uhr, konnte uns wieder in die Realität zurück holen und klar machen, dass wir langsam los mussten, wenn wir das Taxi noch bekommen wollten, dass Julian und Jannis uns organisiert hatten.

Und genau diese beiden warten bereits breit grinsend auf uns. Aber dieses Grinsen verschwindet mit jedem Meter, den wir den beiden näher kommen. Zwischen uns sind bestimmt über zwei Meter Platz, Marius hat die Hände in den Hosentaschen vergraben, meine sind vor meiner Brust verschränkt und unsere Gesichter sprechen wohl eine eindeutige Sprache. Und das obwohl wir offensichtlich beide komplett in Gedanken versunken sind.  Das alles macht mich wahnsinnig. Dieser Tag heute sollte mir Kraft geben, mich befreien, aber jetzt... Es ist als wäre der goldene Käfig um mich herum noch kleiner geworden. Was hat Marius damit gemeint? Ob er nicht doch falsch gelegen hat? Mit was denn? Und wieso? Warum?

Eigentlich will ich direkt in mein Zimmer und halte, als wir vor den Brüdern zum Stehen kommen, nur meine Hand auf, weil ich meine Sachen wieder haben will. Da habe ich die Rechung aber ohne die zwei gemacht. „Was geht denn bei euch ab? Ihr seht furchtbar aus! So war das nicht geplant!", Jannis kratzt sich verwirrt am Hinterkopf. „Allerdings. Also was ist passiert? Als ihr nicht aufgetaucht seid, haben wir uns gefreut, weil wir gedacht haben, dass wir dann wohl doch den Tag zusammen verbringt, aber jetzt... Was hast du gemacht Marius?"

„Wieso soll ausgerechnet ich was gemacht haben?", will der angesprochene jetzt patzig von Julian wissen. „So wie du dich aufgeführt hast, seit wir hier sind, wirst du sicherlich nicht für den Preis als „Gentleman of the week" nominiert, Alter. Soviel ist sicher", bekommt Marius trocken zurück, was mich zum Glucksen bringt. Marius empörter Gesichtsausdruck tut dann sein übriges und ich mache allem was in mir steckt Luft, indem ich loslache. Ist immerhin besser als komplett in Tränen auszubrechen, daher... lache ich lieber.

Die Gesicht von Jannis und Julian sehen das wohl nicht so, denn die können mit meinem Ausbruch genauso wenig anfangen, als wenn ich weinen würde. Sie werfen sich ziemlich durcheinander einen Blick zu, der deutlich an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln lässt. Was mich... dann noch mehr zum Lachen bringt. Mein Leben ist so im Arsch, alles außer Lachen wäre da... tötlich... Und Lachen ist um einiges schöner und vor allem, genauso befreiend.

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