Part 11

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„Das hier ist meine letzte Chance", Marius atmet tief ein und lässt dann den Kopf auf den Küchentisch in seiner neuen Wohnung in Frankfurt fallen. Ich gehe neben ihm in die Hocke und lege meine Hände auf sein Bein. „Und die wirst du nutzen. Du wirst es allen zeigen!", ich lächle ihn von unten heraus an und Marius hebt den Kopf. „Was würde ich bloß ohne dich machen?", fragt er frei raus und küsst mich dann einfach. Aber entgegen meiner Erwartung, hört er nicht damit auf, sondern zieht mich mit einem Ruck nach oben. „Was wird das?", frage ich ihn keuchend, aber Marius lässt mich nicht weiter reden, sondern küsst mich direkt wieder. Dabei schiebt er mich gegen den Küchenschrank und hebt mich im gleichen Moment hoch. Seine Hände wandern unter mein Kleid, schieben es hoch und packen mich fester. „Ich hab dich so vermisst", murmele ich in sein Ohr, während er meinen Hals entlang küsst. Meine Hände krallen sich in seine Haare, seinen Nacken entlang und stoppen an seinen Schultern. Vollkommen außer Atem halte ich mich dort fest und stöhne leise, als er mit der Nase meinen Hals zurück nach oben zu meinem Ohr fährt. Dabei berührt er eine wirklich empfindliche Stelle und ich muss die Augen schließen, weil alles in mir auf Marius reagiert.

Er hält mich noch fester und trägt mich, zum Sofa, auf das er mich einfach fallen lässt. Leise schreie ich auf, lache aber im gleichen Atemzug wieder auf, als sich Marius auf mich wirft. „Ich liebe dich, weist du das?", fragt er mich vorsichtig und sieht mir fest in die Augen. „Ich liebe dich auch", antworte ich ihm ohne zögern. Ich liebe ihn wirklich und würde alles für ihn tun, alles aufgeben, nur um bei ihm sein zu können. Wenn das hier in Frankfurt für ihn funktioniert, werde ich das auch tun. Denn mich hält nichts in München. Absolut gar nichts. Und hier in Frankfurt wäre sogar Marta. Ich könnte sie öfter sehen und müsste nicht immer nur mit ihr telefonieren. Das wäre... noch viel besser. Aber ich will noch warten, bis Marius Fuß gefasst hat, bevor ich ihm das sage. Außerdem muss ich vorher mit meinen Eltern sprechen. Ich will noch einen letzten Versuch unternehmen, weil sie... Sie sind meine Familie! Und ich möchte nicht im ewigen Krieg mit ihnen stehen. Ich will nur, dass sie verstehen, dass ich mein eigenes Leben habe. Mein eigenes Leben leben und meinen eigenen Weg finden will. Und das möchte ich nun mal mit Marius und niemandem sonst. Auch wenn sie es nicht verstehen können, vielleicht kann ich sie dazu überreden es zumindest hinzunehmen. Lilly konnte es jedenfalls nicht. Das Gespräch mit ihr hallt noch immer in meinem Kopf wieder:

„... das ist wirklich dein scheiß ernst oder Maya? Das geht jetzt langsam wirklich über normale Rebellion hinaus. Der Typ ist ein absoluter Looser, ein Versager in seinem Beruf! Der macht es doch nicht mehr lange als Profi und dann? Dann stehst du da und spielst nettes Hausmütterchen oder was? Das kann nicht dein Ernst sein! Ich sag es dir jetzt ein letztes Mal: Schieß ihn ab und such dir jemanden der zu dir passt. Jemand mit Geld, Einfluss und einem Status bei dem man nicht lachen muss..."

„Wieso hörst du nicht einmal auf mich? Mach Schluss, sieh zu, dass du noch das retten kannst, was geht, bevor dein Ruf ganz dahin ist! Herrgott wie kann man denn freiwillig das ganze Geld aufs Spiel setzen? Wie? Komm mal wieder klar Kleines oder such dir eine andere Freundin, denn wenn du weiter an ihm festhältst, brauchst du bei mir nicht mehr aufzutauchen. Denn es wird langsam nicht nur für dich peinlich, sondern auch für mich. Und das lasse ich nicht zu. Also komm klar oder ruf nie wieder an!"

An Marius festzuhalten hatte mich jetzt schon meine beste Freundin gekostet und es könnte noch viel mehr... Es könnte alles sein, aber ich bin bereit dieses Risiko einzugehen.

Heftige Kopfschmerzen wecken mich am nächsten Morgen. Ich fühle mich einfach nur grauenhaft und habe so gut wie kein Auge zugetan. Beim Gedanken daran, dass Nastia von Marius und mir weiß, geht es mir automatisch noch schlechter. Ich drücke mein Gesicht ins Kissen und will einfach nur wieder schreien, lasse es dann aber, beim Gedanken an meine Kopfschmerzen, sein.

Wenn Nastia das Iris oder David erzählt, dann... Es wäre kein Weltuntergang wenn es damals Julian gewesen wäre, denn der ist... mehr Mainstream. Marius ist eben... anders und einer Zeit in meinem Leben geschuldet in der ich unbedingt auch anders sein wollte, als meine Eltern. Ich wollte raus aus diesem Leben, diesem Rahmen der mir seit meiner Kindheit aufgezwungen wurde und habe daher wahrscheinlich bewusst ihn gewählt, weil er sehr weit von meinem damaligen Leben weg war. Das das aber genau das war, was mir gefehlt hat und das mich mehr zu mir gebracht hat, dass konnte ich zu Beginn ja nicht ahnen. Und erst Recht nicht, wie das mit uns enden würde. Ich habe alles aufgegeben, nur um dann ohne alles dazustehen... Es war dumm, kindisch und... naiv. Mehr kann ich dazu jetzt nicht mehr sagen, denn jeder von uns hat eben eine Rolle die uns zugewiesen wurde. Und meine ist eben die der reichen Tochter, der Erbin und des Statussymbol. Auch wenn es mich nicht glücklich macht, ist es aber doch der sicherere Weg für mich. Ich habe keine Ahnung was da gestern in mich gefahren ist, als Marius und ich... aber David darf von all dem Drama nichts erfahren.

Forever us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt