Part 23

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Als ich nach einer ganzen Weile zittrig das Bad verlasse atme ich erleichtert aus, weil ich Davids leises Schnarchen hören kann. Er war noch nie der Partygänger und alles was nach Mitternacht passiert, bekommt er grundsätzlich nicht mit, weil er dann schon im Bett liegt. Schlaf ist für David genauso wichtig wie gesundes Essen, Sport und die Arbeit. Irgendwann danach komme ich dann. Aber jetzt bin ich unendlich froh, dass er einfach eingeschlafen ist. Mit einem Seitenblick auf die Uhr stelle ich fest, dass ich eine halbe Stunde im Bad gewesen bin. Glücklicherweise ist David in der Zeit eingeschlafen.

Langsam gehe ich auf das Bett zu, zupfe vorsichtig an der Decke, die David halb unter sich begraben hat und schaffe es ihn damit zuzudecken, ohne dass er aufwacht. Als ich mich dann neben ihm auf die Bettkante setze, laufen mir Tränen über die Wange. Er kann für all das nichts. Er weiß ja nicht mal etwas von dem ganzen Scheiß, den ich mit mir herum schleppe. Und ich glaube nicht, dass er damit umgehen könnte, weil... sein Leben ist gut so wie es ist. Er mag sein Leben, für ihn ist es das normalste auf der Welt, aber für mich... eben nicht. Und so langsam kann ich mir nicht mehr einreden, dass ich ewig so weitermachen kann. Irgendwann wird er hinter die Fassade der perfekten Prinzessin schauen und dann? Ich weiß nicht, ob er mit der Person leben kann, leben möchte. Und ich weiß nicht mehr, ob ich das auch noch will. Denn das alles was er an mir liebt, hasse ich. Ich könnte ihm alles erzählen, zeigen wer die echte Maya ist, aber dann... dann laufe ich Gefahr, dass ich David verliere. Aber so... verliere ich mich irgendwann vielleicht.

Ich sitze sehr lange auf der Bettkante und schaue David an. In meinem Kopf laufen die Gedanken Sturm, aber ich komme zu absolut keinem Ergebnis. Das geht so lange so weiter, bis ich die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster schleichen und ich mich regelrecht dazu zwinge aufzustehen. Schlafen kann ich so eh nicht mehr. Keine Ahnung wie ich die heutige Hochzeit überleben soll, aber irgendwie wird das schon. Ich ziehe mir einen dünnen Pullover, eine Leggins und Turnschuhe an. Als ich nach meinen Schal greife, fällt mir Marius Jacke in die Hände, die noch vom Ausflug in Florenz hier liegt. Ich habe sie ganz vergessen. Ohne darüber nachzudenken schnappe ich sie mir und verlasse das Zimmer.

David darf die Jacke auf gar keinen Fall finden. Weil ich aber keine Ahnung habe, wo das Zimmer von Marius ist, gebe ich, auf dem Weg nach draußen, an der Rezeption vorbei. Sie ist nicht besetzt, daher greife ich nach einem Zettel, schreibe Marius Namen darauf und lege beides auf den Tisch hinter dem Tresen. Ich könnte sie ihm auch selbst zurück geben, aber das wäre keine gute Idee. Wir sollten uns so weit voneinander entfernt aufhalten, wie nur irgend möglich.

Meine Füße tragen mich wie von selbst über den Hof und dann vom Anwesen weg. Ich ziehe den Stoff des Schals enger an mich ran und atme die frische Morgenluft ein, während ich weiter gehe. Auf einer Aussichtsplattform am Rande des Grundstücks lasse ich mich auf eine Bank sinken und beobachte die Aufgebende Sonne. Den Himmel, der sich jetzt dunkelrot und dann in orange und gelb färbt. Um mich herum zwitschern Vögel, in Gebüsch neben mir raschelt es und ich werde ruhiger. Ich finde jetzt keine Antwort auf meine Fragen und das ist für den Moment in Ordnung. Denn hier in der Natur ist das nicht wichtig. Hier zählt nur das sein und das ist einer der Gründe warum ich so gerne Sport im freien mache. Leider kann ich da wahrscheinlich die nächsten zwei Wochen wegen meines Knöchels vergessen, aber ich kann spazieren gehen. Das ist auch in Ordnung.

Ich warte so lange, bis die Sonne den Horizont nicht mehr berührt, dann stehe ich auf. So langsam sollte ich zurück ins Zimmer gehen, bevor David aufwacht. Das sollte nämlich bald der Fall sein. Ich schenke dem Tal vor mir noch einen letzten Blick und versuche so viel Ruhe wie nur möglich aufzusaugen. Die brauche ich heute unbedingt. Irgendwie muss ich diesen Tag überstehen und morgen... Morgen sehen wir weiter. Auch wenn ich am Tag der Schnitzeljagd noch unbedingt hier weg wollte... Ich werde bis zum Ende bleiben und dann... dann sollte ich mir überlegen wie das alles weiter geht. Wenn ich es zulassen würde, könnte ich mich bestimmt in David verlieben und vielleicht würde diese Verliebtheit ausreichen um... um mich soweit glücklich zu machen, dass ich die sein kann, die er und alle anderen haben wollen. Aber ohne sie... weiß ich nicht mehr, ob ich dazu in der Lage bin.

Forever us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt