Part 16

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Die Idee war schon sehr, sehr lange in meinem Kopf gereift,  aber ich hatte bisher immer zu viel Angst um es tatsächlich umzusetzen. Ich wusste, dass dieser Schritt die letzte bestehende Verbindung zu meinen Eltern kappen könnte. Marius und ich haben immer wieder darüber gesprochen, dass ich bei ihm einziehen und mein Studium in Frankfurt fortsetzen könnte. Er wusste zwar nicht wie es für ihn weitergehen würde, aber es war klar, dass wir dabei zusammen sein wollten.

Dabei war es egal, wie unsicher ich mich in den letzten Monaten bei ihm gefühlt hatte. Es war nur eine Phase. Marius Karriere war durch die Decke gegangen und es lief unfassbar gut für ihn. Da war es doch nur logisch, dass er auf Wolke 7 schwebte und das alles in vollen Zügen genoss. Dass war es doch, oder?

Immer wieder schiebe ich den kleinen Zweifel dahin zurück wo er keinen Schaden anrichten kann, denn ich will nicht zweifeln. Nicht an Marius, nicht an uns, nicht an mir. Es ist gut so wie es ist und Menschen verändern sich nun einmal. So ist das Leben. Und zum Leben gehören eben auch Entscheidungen. Eine davon habe ich getroffen und mich für einen Studienplatz in Frankfurt beworben.

Letzten Monat kam dann die Zusage. Meine Wohnung, die Wohnung meiner Oma habe ich deshalb zum Verkauf angeboten. Ich hätte sie auch behalten können, aber... ich habe mich dafür entschieden all das hinter mir zu lassen. Der Wohnungsmarkt war grade ein reines Paradies für Verkäufer und somit hatte ich schnell einen Käufer gefunden. Natürlich hätte ich warten können, aber der Gedanke war nun schon so lange da, dass ich Angst hatte doch noch einen Rückzieher zu machen, wenn ich nicht sofort alles in die Wege leiten würde. Der Verkauf der Wohnung war heute morgen endgültig abgeschlossen worden und jetzt stand der letzte und schwierigste Punkt noch auf meiner Agenda.

Meine Eltern.

Ich werde sie vor vollendete Tatsachen stellen. Und ich kann mir vorstellen, wie sie reagieren werden. Aber ich habe mich für Marius entschieden und jetzt musste ich auch dazu stehen.

„Was ist bitte aus meiner Tochter geworden? Was zur Hölle ist in dich gefahren, Maya? Das kann nicht dein Ernst sein! Bisher dachte ich, dass du diese Rebellion irgendwann aufgeben würdest, aber so wie es aussieht hat dir dieser Nichtsnutz vollkommen das Gehirn vernebelt! Nach Frankfurt ziehen? Mit diesem... diesem... Fußballer zusammen ziehen? Du hast hier Verpflichtungen junge Dame und glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass du noch irgendetwas von uns bekommst, wenn du das machst!", mein Vater hatte einen roten Kopf und schreit so laut, dass die Glasvitrine klirrt.

Bei jedem Wort zucke ich zusammen, aber ich bleibe gerade stehen und schaue ihn weiter an. Am liebsten würde ich den Kopf einziehen, mich entschuldigen und nachgeben, aber nur der Gedanke an ein Leben wie ich es leben will... an ein Leben mit Marius, weit weg von all dem hier, hält mich weiter aufrecht.

„Ich habe mich entscheiden", meine Stimme ist leise, aber bestimmt. Meine Mutter schluchzt auf und schlägt sich die Hände vors Gesicht. „Sieh dir an was du deiner Mutter antust! Was in aller Welt haben wir nur falsch gemacht, dass das aus dir werden konnte? Wir haben dir alles gegeben was du wolltest, alles durchgehen lassen, du hättest alles werden können! Aber stattdessen bist du...", er sucht nach Worten, bevor er verächtlich weiterspricht, „DAS hier geworden. Ein Spielerweibchen, nicht mehr Wert als jede andere Frau. Dabei bist du eine Welzenbach. Oder besser gesagt, hättest eine sein sollen! Eins sage ich dir, Fräulein, wenn du durch diese Tür gehst, dann wars das. Du brauchst hier nie wieder aufzutauchen, deine Konten werden eingefroren und du wirst keinen Cent von unserem Vermögen sehen. Du wirst nichts mehr haben, außer dieser Witzfigur. Und der wird dir auch nicht treu bleiben, warts nur ab."

Forever us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt