Part 9

338 22 5
                                    

„Ist das wirklich dein Ernst? Oh mein Gott! Das ist unglaublich!", rufe ich mit einem Mal aus und springe dabei Marius regelrecht in die Arme. Der lacht nur laut, während er mich im Kreis wirbelt.

Marius hat es tatsächlich geschafft und sich seinen Traum erfüllt! Im letzten Jahr in der 1. Mannschaft bei 1860 alles gegeben. Viel mehr trainiert und sich voll und ganz auf den Fußball konzentriert. Vielleicht lag es auch an der Ansage des Trainers, er wäre ein fauler Sack und sollte endlich mehr trainieren. Oder daran, dass er meinen Eltern unbedingt beweisen wollte, dass er es wert war mit mir zusammen zu sein. Denn das waren wir. Egal was meine Eltern sagten. Egal wie oft sie uns versuchten auseinander zu bringen. Egal wie oft sie Marius das Gefühl haben, dass er nicht in meiner Liga spielen würde. Er weniger wert wäre, als ich.

Marius war nicht von meiner Seite gewichen. Nicht eine Sekunde. Er hat meine Hand gehalten und war immer da! Marius war... liebevoll, witzig, ehrgeizig und tat alles dafür um seinen Traum leben zu dürfen. Das war der Mensch in den ich mich verliebt habe. Und dieser Mensch hat es nicht verdient so behandelt zu werden. Aber heute... heute hat er es endlich geschafft. Er hat die Möglichkeit nach Hannover zu wechseln. In die erste Bundesliga! Als Profi zu spielen. Das war unglaublich und ich freue mich wahnsinnig für ihn!

Als er mich endlich auf den Füßen abstellt, küsst er mich mehrmals. „Danke, dass du immer da warst. Das ist auch dein Verdienst, ohne dich...", ich unterbreche ihn einfach und küsse ihn wieder. „Das warst du! Du alleine! Ich hab nur Daumen gedrückt und dich angefeuert. Alles andere hast du ganz allein geschafft!" „Du weißt, dass das nicht stimmt. Ohne dich hätte ich das nie geschafft", flüstert er und drückt mich in der nächsten Sekunde gegen die Wohnungstür.

Ich muss dann nach Hannover", murmelt Marius ein paar Stunde später gegen meine Haare. Ich nicke langsam, während meine Hände über seine nackte Brust gleiten. Wir haben Marius Profi-Möglichkeit die letzten Stunden auf unsere Art „gefeiert" und uns vollkommen verausgabt. Ich bin fix und fertig.

Während Marius Kondition in den letzten Monaten massiv gestiegen ist, ist meine total zurück gegangen. Das Studium und mein Nebenjob nehmen unglaublich viel Zeit in Anspruch. Aber für Marius nehme ich sie mir. Immer. Dafür fällt mein Sportprogramm aber extrem knapp aus. Dazu kommt, dass ich mit meinen Eltern nach der letzten Eskalation die stille Abmachung getroffen habe, dass wir das Thema Marius totschweigen, solange ich regelmäßig auf irgendwelche Veranstaltungen mitgehe. Auch das kostet mich sehr viel Kraft und Geduld. Aber ich weiß, dass Marius all das Wert ist.

„Ich weiß", antworte ich ihm leise, „Aber ich will dich trotzdem regelmäßig sehen! Das bekommen wir hin, oder?", Marius dreht sich zur Seite, um mich besser anschauen zu können, bevor er antwortet: „Wir werden uns weiterhin regelmäßig sehen. Ich brauche dich dabei! Ohne dich gehts einfach nicht! Deshalb verspreche ich dir, dass wir uns so oft es geht sehen werden! Aber jetzt sollten wir das nochmal richtig Feiern! Also zieh dich an, schnapp dir Schuhe und eine Jacke und wir gehen los."

„Ich sollte mir vielleicht nochmal etwas anderes zum anziehen holen, wenn wir feiern gehen wollen", zwinkere ich ihm zu und blicke dann auf meine Sachen neben dem Bett. Locker sitzender Pullover, enge Jeans. Nichts besonderes, aber auch nichts allzu gammeliges. Aber eben kein Outfit zum Feiern. „Es ist mir vollkommen egal, ob du im Designerkleid mit kommst oder mit den Sachen hier. Mir ist wichtig, dass du dabei bist, denn ohne dich, hätte ich es niemals so weit geschafft."

Die Gegend um das Anwesen und um Florenz ist absolut traumhaft. Weinberge, hügelige Landschaft und angenehmer Sonnenschein. Wir fahren Nachmittags, daher kommen wir um die brütende Mittagshitze herum, aber es ist trotzdem noch sehr, sehr warm. Sicherheitshalber habe ich mich mit Sonneschutzfaktor 50 eingecremt, auch wenn ich das mit meinem eher dunklen Hautton nicht zwingend notwendig habe, aber sicher ist sicher. Mit einem Seitenblick auf Julian frage ich mich allerdings wie er später aussehen wird. Sicherlich ziemlich rot. Da nützt wahrscheinlich auch keine Sonnencreme der Welt etwas. Der Gedanke bringt mich leicht zum schmunzeln, bevor ich mich wieder auf die Strecke vor mir konzentriere. Die leicht hügelige Landschaft macht das fahren anspruchsvoll, aber eben nicht allzu sehr. Da kenne ich Strecken bei uns in Deutschland die sich wesentlich schwieriger zu bewältigen. Daher kann ich bei dem Tempo ohne Probleme mithalten. Auch, als es bergauf geht. Während ein Teil der Jungs jetzt schon im stehen fahren muss, kann ich noch entspannt sitzen bleiben. Als ich um eine Kurve biege, kann ich Julian und Marius hinter mir diskutieren sehen. Mehr als ein paar Gestiken bekomme ich nicht mit und eigentlich sollte es mich auch nicht interessieren, dennoch gehen mir die wenigen Sekunden, jetzt nicht mehr aus dem Kopf.

Forever us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt