Part 12

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Ich stehe schon eine ganze Weile auf der Terrasse des Clubs, indem ein Kumpel von Marius heute in seinen Geburtstag feiert und starte auf die Lichter der Skyline. Der ganze Abend irritiert mich schon. Marius irritiert mich. Irgendetwas hat sich verändert. Still und leise.

Es läuft gerade sehr gut für ihn bei der Eintracht. Er spielt und er spielt wirklich gut. Er ist Teil der Mannschaft und hat es wirklich geschafft sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Ich kann gar nicht sagen, wie stolz ich auf ihn bin. Wie sehr ich mich für ihn freue! Aber mit all dem positiven, kommt auf Anerkennung, Fans und... neue Freunde. Marius ist schon immer derjenige von uns gewesen, der überall sofort Freunde finden konnte. Mal abgesehen von den Kreisen, in die ich hinein geboren wurde. Aber er findet sonst immer direkt Anschluss. Und das hat er auch hier in Frankfurt geschafft.

Das ist toll, das macht ihn auch aus und Prince ist wirklich ein guter Kerl aber... er lebt auch einen anderen Standard. Einen der in die Richtung geht, aus der ich verzweifelt versuche weg zu kommen. Und er zieht Marius ebenfalls dorthin. Ich fühle es mit jeder Woche, die er hier ist. Und mit jedem Tag, den ich es nicht bin. Es macht mir Angst und ich...

„Hier bist du!", Marius tritt hinter mich und legt mir das Jackett seines Anzuges über die Schultern. Bei dem Preis, den ich vorhin auf dem Etikett im Müll gesehen habe, wird mir immer noch schlecht. „Du warst plötzlich weg", murmelt mein Freund leise und legt mir eine Hand die Hüfte. Ich sehe ihn über meine Schulter hinweg an und ringe mir ein Lächeln ab: „Du hast mich ja gefunden."

„Ist etwas passiert?", er dreht mich zu sich um und mustert mich besorgt. „Nein, ich... mir war es da drinnen gerade nur etwas zu viel und zu voll. Das ist alles." „Prince hat alles rausgeholt was geht und lässt es heute richtig krachen", Marius lacht, während ich nur nicke, „Ist es wirklich nur das, Maya? Oder gibt es noch etwas anderes, dass dich beschäftigt? Dann sag es mir bitte! Du weist, dass du immer mit mir reden kannst, oder?"

Mein Freund zieht mich näher zu sich ran, legt mir eine Hand an die Wange und haucht mir einen federleichten Kuss auf den Mund. „Also? Was ist los?"

„Ich...", setze ich an, aber spreche nicht weiter. Vielleicht sehe ich ja auch einfach nur Gespenster? Vielleicht war ich so lange Teil dieser furchtbaren Welt, dass ich mir jetzt etwas einbilde was gar nicht da ist? Ich will Marius nicht mit etwas verrückt machen, was gar nicht da ist. Ich schüttele also den Kopf: „Es ist nichts. Versprich mir nie, dass du so bleibst wie du bist, ja? Du muss dich nicht verändern, du musst niemandem etwas beweisen. Ich wünsche mir einfach nur, dass du glücklich bist und ich bei dir sein kann."

Marius sieht mich erst erstaunt an, bevor sein Blick weich wird und er mich in seine Arme zieht: „Ich verspreche es."

... Ein letztes Mal noch!

Mit diesem Gedanken im Kopf ziehe ich mich um, mache mich im Bad fertig und laufe mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Zimmer. Florenz ich komme!

Am ersten Abend hat mir ein Angestellter an der Rezeption mitgeteilt, dass hinten im Hof Vespa für alle Gäste zur Verfügung stehen, die einen Ausflug machen möchten. Dafür hat er vorab einmal meinen Führerschein kontrolliert, sodass ich jetzt dafür nicht mehr dort vorbei gehen muss. Iris fand das absolut unnötig, warum sollte ich auch mit so einem unmöglichen Ding durch die Gegend fahren. Wenn dann würde ich mir ja schließlich ein Taxi rufen. Gut, dass ich mich nicht von ihr habe davon abbringen lassen. Für den Notfall, sollte man sich sowas immer offenhalten, hatte ich ihr versucht mit einem Lächeln zu erklären, was sie nur mit einem kurzen Nicken abgetan hatte. Ich würde diese Frau nie verstehen. Genauso wenig wie meine Mutter. Die beiden waren wie Erinnerungen aus einem anderen Jahrhundert und hielten mit einigen wenigen Menschen an Werten fest, die... nicht meine waren und es wahrscheinlich auch nie sein würden. Da konnte ich mich anpassen wie ich wollte.

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