Part 15

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Lilly rümpft die Nase und sieht sich in der Bar um, als würden gleich Ratten und Kakerlaken aus den Wänden krabbeln. Dabei ist das hier eine der Besten in ganz München. Jedenfalls in meinen Augen. Für Lilly ist es hier zu billig, zu hipp, zu... einfach nicht standesgemäß. „Also was willst du, Maya? Hast du dich von dem Freak getrennt?", ihr Blick wandert zu mir und an mir herunter. Dabei verändert er sich kein bisschen. Sieht wohl so aus, als würden auch gleich Tierchen auch aus meinem Hosenbein laufen. Ich schlucke schwer und kann nur mit Mühe verhindern, dass ich unter ihrer Musterung an meinem Pulli zupfe. So ähnlich hat mich Marius erst vor kurzem angesehen, als wir mit Freunden verabredet waren und alleine der Gedanke daran verletzt mich ungemein.

„Ich dachte ich hatte mich bei unserm letzten Gespräch klar ausgedrückt", Lillys Blick wird hart, „Wenn du nicht zur Vernunft kommst, dann kannst du dir eine andere Freundin suchen. Denn ich habe keine Lust weiterhin deine schwachsinnige Rebellion mitansehen zu müssen. Es ist einfach nur noch armseelig. Du bist armseelig, Maya! Marius geht überhaupt gar nicht, dass habe ich dir von Anfang an gesagt, aber du hast mich ja da schon ignoriert. Also warum zur Hölle musste ich in diese billige Absteige kommen?"

Ich fühle mich mit jeder weiteren Sekunde schlechter und bereue es gerade, dass ich nichts anderes angezogen habe, dass ich mich nicht für einen anderen Ort entschieden habe. Aber so bin ich eben. Leider ist es wohl aber so, dass nun wirklich alle um mich herum beschlossen haben, dass das nicht genug ist. Das ich nicht mehr genug bin. Genau wie meine Eltern. Dabei dachte ich... ich dachte ich hätte Menschen um mich herum, die anders sind. Vielleicht habe ich mich dabei aber geirrt.

„Ich wollte nochmal mit dir reden. Wir sind doch schon unser ganzes Leben lang Freunde und ich... Ich will dich nicht verlieren, Lilly", meine Stimme zittert leicht als ich meine Freundin anschaue. Lilly mag dieses Leben lieben und ich nicht. Lilly liebt teure Dinge, ich nicht. Lilly geht am liebsten in die teuersten Restaurants, Bars und Clubs, ich nicht. Sie liebt einfach all die Sachen, die ich nicht mag. Aber sie ist meine Freundin seit ich denken kann. Und genau deshalb will ich unsere Freundschaft nicht einfach so wegwerfen.

„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du dir diesen Looser angelacht hast. Mag sein, dass es gerade ganz gut für ihn läuft, aber wie lange? Und was dann? Maya du hast das perfekte Leben, du gehörst zu einer der reichsten Familien in diesem Land, aber du entscheidest dich etwas anderes. Ein Leben dass ich so niemals führen möchte. Ich bin gemacht für das alles. Wenn du das nicht bist: Bitte. Dann hab ich dir aber nichts mehr zu sagen. Deine Eltern sind beide tot unglücklich wegen dir. Du hast alles! Wirklich alles und wirfst es für so eine Nullnummer weg. Was würde ich geben, wenn ich dein Leben haben könnte..." „Aber du hast doch das Leben was du wolltest. Ihr seid genauso reicht, ihr habt doch auch alles. Es ist doch alles so wie du es immer wolltest. Und genauso geht es mir jetzt. Ich habe das gefunden was ich gesucht habe. Mit Marius. Also bitte, Lilly. Wir haben zwar unterschiedliche Ansichten und leben jetzt vielleicht in verschiedenen Welten, aber wir können doch trotzdem noch Freunde sein", ich unterbreche und flehe sie regelrecht an. Ich darf Lilly jetzt nicht auch noch verlieren. Wieso entgleitet mir im Moment denn alles?

„Du hast Recht. Wir leben wirklich in unterschiedlichen Welten. Und genau deswegen können wir keine Freunde mehr sein. Marius senkt das Niveau, Marius ist ein Witz! Und ich werde den Teufel tun und mich mit ihm sehen lassen. Es will nicht jeder sozialen Selbstmord begehen wie du. Also Maya, zum letzten Mal: Wirst du ihn verlassen und wieder zur Vernunft kommen?", ihr Blick ist so kalt, dass ich eine Gänsehaut bekomme und sie fassungslos anschaue. Ein dicker Klos bildet sich in meinem Hals und ich kann die aufkommenden Tränen nur mit Mühe und Not zurück halten, als ich den Kopf schüttele.

Auch wenn ich gerade das Gefühl habe, dass Marius einen Weg in eine Welt einschlägt, aus der ich verzweifelt versucht habe zu entkommen, ich kann ihn nicht aufgeben. Dafür liebe ich ihn zu sehr.

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