Part 27

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Ein paar Stunden später halte ich, mit dem Auto von Martha, vor der Adresse, die auf dem Zettel steht, der jetzt auf dem Beifahrersitz liegt. Aber anstatt auszusteigen kralle ich mich so sehr am Lenkrad fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortreten. Ich habe Angst. Angst davor ihn zu sehen, ihm gegenüber zu treten, Angst was er sagen wird, was überhaupt wird. Ich bin wie festgefroren. So viele Gedanken wirbeln in meinem Kopf umher.

„Du bist ein Arsch, Marius", lache ich auf, während mich besagter Arsch jetzt durchs Wohzimmer jagt und kitzeln möchte. „Ich bin ein Arsch, ja?", flüstert er leise in mein Ohr, als er mich nach der Kitzelattacke unter sich auf dem Sofa begräbt und dann sanfte Küsse auf meinem Hals platziert. Ich keuche auf und meine Augen schließen sich flatternd. „Ja, bist du", bekomme ich gerade noch so heraus, ehe seine Lippen meine treffen.

„Wie soll ich dir das denn jetzt glauben? Du hältst mich seit Monaten hin was deine Eltern angeht und erfahre ich, dass du steinreich bist! Was soll ich denn da denken? Woher soll ich wissen, dass ich nicht nur ein Spielzeug für dich bin, dass du wegwerfen kannst, wenn es dir gerae passt!?"

Ich springe von meinem Sitz auf und schreie laut mit dem Stadion den Namen des Torschützen mit. Alles in mir jubelt und freut sich so sehr für den Mann den ich über alles liebe! Er hat ein Tor geschossen. Sein erstes für diesen Verein und ich bin so unfassbar stolz, dass ich losweine vor Freude. Er hat es endlich geschafft! Er ist da wo er immer hin wollte und ich bin an seiner Seite!

Unter Marius Blick werde ich kleiner und sehe ihn unsicher an und dann an mir herunter. „Was ist? Kann ich so nicht mit?, frage ich ihn dann leise. Marius sagt nichts, zuckt dann aber mit den Schultern.

„Wir bleiben zusammen oder? Egal was passiert? Egal was irgendwer sagt? Wir lieben uns und wir wissen das! Egal was sein wird, wir bleiben wir. Versprichst du mir das?"

Ich knalle ihm den Schlüssel auf die Kommode neben dem Aufzug, auf en ich aber nicht warten kann. Deshalb steuere ich die Tür zum Treppenhaus an, während ich hinter mir Marius undeutlich etwas rufen höre. Aber vor lauter Musik und dem Alkohol in seinem Blut bin ich mir nicht sicher ob ich mir sein, „...ja... ja, genau! Verpiss dich und komm bloß nicht wieder her! Lauf... Prinzessin, lauf!", nur eingebildet habe. Aber ich tue genau das.

Mein Herz schlägt so schnell, dass ich glaube gleich umkippen zu müssen. Was tut er hier? Wieso fühle ich mich so? Er hat mich verletzt, betrogen und... ich habe wegen ihm alles verloren. Wirklich alles! Wieso zur Hölle fühlt es sich jetzt so an, als hätte mein doofes Herz endlich das wieder gefunden was es braucht?

In meinem Kopf sind so viele Erinnerungen, gute wie schlechte und ich weiß nicht, wie ich mich damit fühlen soll. Ich habe keine Ahnung. Und ich weiß auch nicht, was ich zu Marius sagen soll. Ich... wie soll ich etwas klären, von dem ich selbst keine Ahnung habe? Mein Kopf sinkt zu meinen Händen auf das Lenkrad und ich atme ein paar Mal tief durch. „Du machst einfach einen Schritt nach dem anderen. Und dann wird sich alles irgendwie von alleine ergeben. Das hat es mit Marius doch immer, Liebes. Also vertrau darauf. Es ist zwar viel passiert, aber ihr seid immer noch irgendwo die selben Personen aus dem Park, in dem ihr euch getroffen habt. Verwandte Seelen erkennen einander. Hab Vertrauen!", Marthas Worte hallen in meinem Kopf wieder und geben mir den Mut, die Tür zu öffnen.

Fast wie in Zeitlupe, gehe ich auf das Haus zu, in dem Marius aktuell wohnt. Von der Straße aus ist nicht viel zu erkennen, da das meiste vom Grundstück hinter einem Zaun liegt. Aber das was ich sehen kann, gefällt mir. Es ist ein Haus, indem ich auch wohnen würde. Nichts übermäßig großes oder protziges, sondern einfach ein ganz normales Haus. Mit jedem Schritt den ich auf die Haustür zumache, werde ich ruhiger. Vielleicht haben wir uns doch nicht so viel verändert, wie ich gedacht habe. Vielleicht können wir zumindest normal reden... Auch wenn ich mir alles andere gerade nicht vorstellen kann, aber... eines nach dem anderen. Ich will gerade meine Hand heben um zu klingeln, als die Tür vor mir auferissen wird und ich in blaue Augen schaue. Augen, die ich hier nicht erwartet habe.

Forever us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt