Part 7

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Mir hatte klar sein sollen, dass mein Glück nicht ewig anhalten konnte. Irgendwann musste ich die Quittung bekommen. Ich habe aber niemals damit gerechnet, dass es heute sein würde.

Mein Vater ist schon ewig Aufsichtsrat einer Bank und muss dadurch eben auch Sponsorentermine wahrnehmen. Ich habe mich nie dafür interessiert, immer nur meine Rolle gespielt, wenn ich mal mit musste. Ein schickes Kleid, hübsche Frisur, Make up und ein einnehmendes Lächeln auf den Lippen. Das war mein Job und ich habe ihn immer erledigt, weil das erwartet wurde. Weil ich nur so das bisschen Freiheit haben konnte, das ich wollte und brauchte.

Ich durfte seit ein paar Monaten in der Wohnung wohnen, die mir meine Oma hinterlassen hatte. Mit meinem 18. Geburtstag hätte ich eigentlich über die Wohnung verfügen können, aber ich hatte die Rechnung ohne meine Eltern gemacht. Es war ein Kampf, bis ich ausziehen durfte und so sehr ich das Geld, das meine Eltern haben auch hasse, aber ich habe erst letzte Woche im einen Café anfangen können, um mich über Wasser halten. Ohne die monatlichen Zahlungen meiner Eltern, hätte ich zwar schon in der Wohnung leben, mir aber nichts zum Essen kaufen können. Und weitere Monate in diesem... diesem Gefängnis konnte ich nicht mehr ertragen.

Ich gehe also mit Freude" zu allen Veranstaltungen, die meine Eltern aussuchen. Ich bin die brave Tochter, ziehe an, was mir hingelegt wird, mache mich hübsch und tue das, was alle erwarten. Und das war auch die letzten paar Mal kein Thema, aber als wir jetzt auf den Parkplatz von 1860 München fahren, will ich am liebsten aus dem Auto springen und so weit wie möglich wegrennen.

In diesem Moment wird mir bewusst, wie schief das heute gehen kann. Aber irgendwo klammere ich mich an den Gedanken, dass ich vielleicht Glück habe und wir Marius nicht über den Weg laufen. Wie naiv ich doch bin...

Meine Hoffnung fällt aber, sobald wir durch die Tür gehen, in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Denn Marius steht am anderen Ende des Zimmers, er lacht, witzelt mit den anderen herum und.... und erstarrt in der Bewegung, als er mich hinter meinem Vater sieht.

Der Tag heute sollte für ihn ein Grund zum feiern sein. Er darf in der 2. Mannschaft auflaufen. Die ganze Mühe, die ganze Arbeit haben sich gelohnt und dann... dann komme ich durch die Tür und das alles ist nicht mehr wichtig.

Während mein Vater seinen Job macht, stehe ich vollkommen verkrampft neben ihm. Marius Blicke durchbohren mich und ich kann fühlen wie enttäuscht und verletzt er ist. Und ich hasse mich selbst dafür. Ich habe mich über ihn gestellt, meine Freiheit über die Wahrheit. Das war falsch. Aber jetzt kann ich es nicht mehr ändern..,

Als der offizielle Teil vorbei ist, bin ich mehr als überrascht, dass Marius auf meinen Vater zugeht. Und als er sich dann vorstellt und... sich dazu noch als mein Freund vorstellt, starre ich ihn fassungslos an. Er ist freundlich, offen und souverän. Genauso wie sich jeder Vater den Freund der Tochter wünschen würde. Jedenfalls in der normalen Welt. Mein Vater ist zwar professionell und hat seine Gesichtszüge erstaunlich gut im Griff,... aber der Blick, den er mir kurz zuwirft, spricht eine deutliche Sprache. Er ist nicht einverstanden. Er ist wütend und... ich kann die Standpauke schon regelrecht hören. Aber es ist mir in diesem Moment egal.

Marius hatte den Mut herzukommen, obwohl ich ihm nie etwas von... meinem Status gesagt habe. Ich habe ihn von meinen Eltern fern gehalten und jetzt... jetzt muss ich zu ihm stehen oder das mit uns wird zu ende sein. Und das darf es nicht. Weil ich ihn liebe, brauche und... ich darf ihn nicht noch mehr verletzen. Also hebe ich trotzig mein Kinn an, unterdrücke meine zitternden Finger und gehe auf Marius zu. Ich lege meine Hand in seine und sehe meinem Vater in die Augen. Das reicht ihm, um endlich die Maske fallen zu lassen. Es kommt ihm zugute, dass gerade der letzte Offizielle den Raum verlässt und so kommt der wahre Jörg Welzenbach zum Vorschein.

„Mir ist klar, dass du als Teenager rebellieren willst, es ja auch quasi tun musst, aber Herrgott nochmal Maya du wirst 19 Jahre alt und so langsam sollte deine Ich-wische-meinen-Eltern-eins-aus-Phase doch langsam mal vorbei sein, oder? Dieser Junge kann doch nicht wirklich dein Ernst sein! Das ist ein schlechter Witz!"

Marius neben mir wird kreidebleich und ich kann meinen Vater nur mit offenem Mund anstarren. Mir war klar, dass er von Marius nichts halten würde, aber dass er es so offen ausspricht... Beim ersten Treffen? Ich werde unter seinem strengen Blick immer kleiner... Ich hatte so gehofft, dass er hinter mir stehen würde bzw. er Marius eine Chance geben und ihn erst einmal überhaupt kennen lernen würde. Stattdessen beleidigt er ihn frei raus...

Forever us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt