Kapitel 04 | Henry

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Kapitel 04 | Henry

Grübelnd fuhr er mit dem Fahrstuhl hinunter in die Lobby des Hotels

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Grübelnd fuhr er mit dem Fahrstuhl hinunter in die Lobby des Hotels. Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl, was Hill betraf. Auf der einen Seite fand er ihn einfach nur überheblich, arrogant und respektlos – er duzte ihn einfach so, das gehörte sich nicht –, auf der anderen Seite aber waren der Ziele, die er mit seinen Androiden verfolgte, wirklich ehrenwert. Und eben diese Ziele machten ihn selber natürlich zur Zielscheibe für allerlei Gesocks. Henry war hin- und hergerissen.

Abends saß er im Sessel in seinem kleinen Apartment, dass ihm das Ministerium zur Verfügung stellte. Er blickte hinaus auf die Berliner Skyline und ließ den Whiskey in dem Glas, das er in der Hand hielt, kreisen. Hm, ein Umzug nach Köln. Es gab eigentlich keine Argumente dagegen. In Berlin hatte er sich in diesem einem Jahr, das er für den Minister arbeitete, nicht wirklich ein Privatleben aufbauen können.

Tatsächlich war er nicht so der gesellige Typ. Ab und an war er mit den Kollegen mal einen trinken gewesen, aber sonst hatte er kaum etwas mit ihnen zu tun gehabt. Andere Leute kannte er in Berlin nicht. Auch wenn er gern mal den ein oder anderen Gayclub aufgesucht hätte, aber seine Reputation war elementar und extrem wichtig in diesem Job. Wenn ihn dort die falsche Person gesehen hätte, wäre es mit seiner Karriere vorbei gewesen.

Er wusste von einem entfernten Bekannten, dass es in Köln ein spezielles Etablissement gab, dass dermaßen anonym und diskret war, dass sogar er sich dort blicken lassen könnte. Schon länger hatte er auf Grund seiner Anstellung keine körperlichen Freuden mit anderen Männern mehr genießen können. Zu groß war die Angst aufzufliegen. Er leugnete seine Sexualität zwar nicht, aber wenn er es an die große Glocke hängen würde, dann nur für den Mann, mit dem er den Rest seines Lebens verbringen wollen würde. Aber diesem einen Mann war er bisher noch nicht begegnet. Und auf das Gerede und den Ruf, den schneller und anonymer Sex mit sich brachten, durfte er es nicht ankommen lassen.

Ok, also mit Köln konnte er sich also schon mal anfreunden. Aber was war mit Hill? Konnte er wirklich mit dieser selbstgefälligen Art auf Dauer umgehen? Henry hatte am Abend noch etwas recherchiert und sich umgehört. Lange arbeiteten die meisten nicht für Hill. Dieser duldete kein Fehlverhalten, in welcher Form auch immer. Und dieses Fehlverhalten legte der Kerl oft ziemlich subjektiv aus. Vor allem, wenn es sich auf seine Person bezog.

Aber nun gut. Auf eine gewisse Weise liebte Henry das Spiel mit der Gefahr und die Herausforderung, sonst hätte er definitiv einen anderen Berufsweg eingeschlagen. Und war nicht Hill genau das? Eine gefährliche Herausforderung? Ein Schmunzeln glitt über Henrys Lippen und er stürzte den Rest Whiskey hinunter. „Auf Köln, bye bye Berlin."

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