Kapitel 03 | Fred
Einen Anruf beim Außenministerium später hatte Frederik seinen Wunschkandidaten bereits quasi sicher. Zumindest hatte der Außenminister seine Bitte nicht abgeschlagen. Was irgendwie auch besser für ihn gewesen war, wenn man sich so überlegte, was Frederik über ihn wusste. Informationen waren Macht und wenn es etwas gab, was Frederik Hill liebte, dann war das Macht – Wissen und Macht.
In einem der Hotels, das seinen Firmen gehörte, wartete der Milliardär in seiner Suite. Immer wieder wurde ihm versichert, dass man seinen Gast genauestens prüfte, bevor man ihn zu ihm ließ. Amateure... KeyEye übernahm das bereits in dem Moment, wo die Gesichtserkennung die Person im Eingangsbereich erkannte.
MISTER MCALISTER BETRITT GERADE DAS GEBÄUDE, SIR.
„Ist er bewaffnet?"
NEIN, SIR.
Der Tonfall der KI hatte einen fast schon irritierten Unterton angenommen, als ob eine solche Frage per se schon eine Beleidigung gewesen wäre. Nicht, dass es Frederik wirklich kümmerte. „Auf den Bildschirm." Binnen Sekunden beobachtete er auf einem kleinen tragbaren Bildschirm den selbstsicheren Gang des Bodyguards.
Seine Lippen kräuselten sich zu einem leichten Schmunzeln, als er ihn sich näher heran zoomte und seinen Körperbau betrachtete. Kein Bodybuildertyp, aber offensichtlich seiner Kraft bewusst. Gerade Rücken, schlanke Hüfte... Als der Rothaarige in den Aufzug stieg, zoomte KeyEye sofort näher auf das Gesicht der Zielperson, so dass Frederik einen besseren Blick auf die grünen Augen bekam, die ihm bereits auf dem Aktenbild recht gut gefallen hatten. „Na, dann komm mal rein, du Pumuckl für Fortgeschrittene. Mal sehen, was du zu bieten hast."
Sich in den breiten Ledersessel hinter den Schreibtisch setzend, legte Frederik die Akte des Ex-MI6-Agenten auf den Tisch und wartete, bis es klopfte. „KeyEye, lass den Mann rein."
SEHR WOHL, SIR.
Die Tür ging auf und wenn der Bodyguard irritiert gewesen war, dass ihm kein menschliches Wesen die Tür geöffnet hatte, so zeigte er es nicht. Mit fast schon geschmeidiger Selbstsicherheit betrat er das Büro und stand wartend an der Tür, bis der Geschäftsmann sich kurz erhob und ihm mit einem Winken zu sich bat.
Verdammt, in den Akten stand nichts davon, dass der Kerl ein Riese war! „Mister McAlister, mein Name ist Frederik Hill. Erfreut, Sie kennenzulernen." Ok, soviel zum höflichen Teil... Er setzte sich wieder hin, damit er sich nicht die Blöße geben musste, zu diesem Kerl aufsehen zu müssen. Dann wartete er, bis sich sein Gegenüber ebenfalls niedergelassen hatte.
„Ich denke, Sie wissen, warum ich Sie eingeladen habe, also spare ich mir die Floskeln", begann Frederik nicht unhöflich, aber dennoch direkt zum Punkt kommend. „Mein letzter Bodyguard war so maßlos inkompetent, dass einer seiner Fehler mich beinahe zwei sehr gute Geschäftspartner gekostet hätte. Ihr derzeitiger Arbeitgeber betont ausdrücklich Ihre ausgezeichnete berufliche Kompetenz und Einstellung. Deshalb sind Sie hier, Mister McAlister."
Der ehemalige Agent hatte bisher kein Wort gesagt, sein Blick schweifte auch nicht ab, sondern lag konzentriert auf seinem Gegenüber, was Frederik sehr gut gefiel. Er war es gewohnt, der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein und nichts anderes verlangte er von seinen Angestellten.
„Ich weiß, was ihr Arbeitgeber Ihnen zahlt und ich bin bereit, das Ganze zu verdoppeln. Vorausgesetzt, Sie sind Ihr Geld wert." „Mit Verlaub, aber Sie kennen meine Akte, Sir." Keine Frage, nur eine ruhige und wohlformulierte Aussage. Und diese Stimme! Der Akzent ließ in Frederik etwas klingeln. Ganz tief, irgendwo in seinem Bauch... Wie teurer Scotch.
„Ich erwarte, dass Sie ihre Wohnung aufgeben und in mein Penthouse nach Köln ziehen. Eine Suite wird Ihnen zur Verfügung gestellt. Sie bekommen selbstverständlich einen Wagen und Hill-Net interne Kommunikationsmöglichkeiten. Ich dulde keine netzexternen Geräte." „Wie werden meine Aufgaben konkret aussehen, Sir?"
Frederik Hill lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände über der Akte zusammen und musterte das noch immer nahezu ausdruckslose Gesicht vor sich. Er mochte Menschen, die direkt zum Punkt kamen. „Du wirst meinen Luxuskörper beschützen, Großer. Nicht mehr, und auch nicht weniger..." Mit dem Wechsel der Ansprache machte Frederik klar, dass er keine Lust mehr hatte, Höflichkeiten auszutauschen. Entweder sagte der Pumuckl vor ihm zu, oder er ließ es. Wäre zwar schade, da irgendetwas an diesem Kerl ihm wirklich gefiel, doch wenn er nicht zusagte, würde er schon Mittel und Wege finden, ihn diese Entscheidung bald schon sehr bereuen zu lassen.
„Ich gebe dir 24 Stunden Bedenkzeit. Tauchst du im Tower auf, bist du eingestellt. Wenn nicht..." Frederik zuckte andeutungsweise mit den Achseln und sah dem Mann ihm gegenüber in die Augen. Die selbstsichere Ruhe in diesem dunklen Grün hatte etwas überaus Reizvolles. Zusammen mit dieser tiefen, sanften Stimme... Fred musste zugeben, er hatte selten einen Menschen getroffen, der ihn mehr als zwei Sekunden wirklich interessiert hatte. Sich erhebend, sah er zu, wie Henry es ihm nachtat. Hörte dieser Kerl auch mal auf? Verdammt, der war gut einen halben Kopf größer als Frederik, und er war schon nicht klein.
„Ich werde Ihnen meine Entscheidung mitteilen." Na, das hoffe ich doch, dachte Fred, nickte jedoch lediglich kurz und deutete zur Tür. „KeyEye wird Sie herauslassen." Als sich der Ex-Agent umdrehen und zur Tür gehen wollte, hielt Frederik ihn noch kurz mit den Worten zurück: „Ich hoffe, du hast kein Problem mit künstlicher Intelligenz." Danach gab er der KI den Wink, die Türe zu öffnen und hinter dem Mann wieder zu schließen.
Die Lippen leicht kräuselnd, faltete er die Hände zu einer Art Pyramide zusammen und legte die Fingerspitzen an seine Lippen. „Such mir alles über ihn raus und leg es mir auf den Privatbildschirm. Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe."
SUCHE LÄUFT.
Während die Daten in kleinen Abschnitten auf dem Bildschirm erschienen, beobachtete Frederik Henry auf dem Überwachungsbildschirm. Etwas an diesem selbstsicheren Gang kitzelte ihn im Nacken. Er konnte nur noch nicht ausmachen, was genau das war...
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Protect Me From Myself
RomantizmTechmilliardär und Einzelgänger Frederik Hill braucht einen neuen Bodyguard und wird in dem Iren Henry McAlister fündig. Auf Grund von Bedrohungen aus dem Milieu wird dieser direkt auf die Probe gestellt. Nach und nach kommen die ungleichen Männer s...