Am nächsten Morgen ging ich nicht zum Frühstück. Stattdessen stellte ich mich wieder unter die Dusche und stellte das Wasser auf die höchste nur mögliche Stufe ein. Zu Beginn tat das Wasser ziemlich weh auf meiner bleichen Haut, doch es gab mir für eine Weile Ruhe von den Schmerzen in meinem Kopf. Ich zog mir eine Leggins und einen sehr großen Hoodie von Regulus an, der meinen Körper komplett in sich verschluckte. Dann nahm ich mir meinen Koffer und machte mich auf den Weg zum Bahngleis. Noch vor allen anderen war ich da, und setzte mich auf eine Bank. Mein Kopf war komplett leer, die Ereignisse der vergangenen Nacht saßen noch tief in mir und ich nahm meine Umgebung überhaupt nicht wahr. Ich starrte nur in die Ferne und überlegte wie mein Leben wohl wäre, wenn ich nicht als eine Black geboren worden wäre. Mit Sicherheit besser als es nun ist. Ich zuckte heftig zusammen als ich plötzlich eine Hand an meiner Schulter spürte. „Entspann dich ich bin es nur, Jesus was ist denn mit dir los?" sagte Sirius und sah mich besorgt an, als er mein Gesicht sah. Ich zwang mir ein lächeln auf und sagte: „Alles gut ich habe nur keine Lust nach Hause zu fahren, das ist alles." Er zog ungläubig eine Augenbraue hoch, doch ging nicht weiter darauf ein und setzte sich neben mich. Ich sah wieder in die Ferne. „Nach Hause... bin ich froh dass ich nie wieder dieses Haus betreten muss. Wenn du doch irgendwann deine Meinung änderst und weg laufen willst weißt du, dass du immer zu mir kommen kannst." „Das weiß ich wirklich zu schätzen, doch für mich gibt es kein Entkommen mehr. Selbst wenn ich weg laufe werden mich die Dämonen mein ganzes Leben verfolgen." ich drückte seine Hand, hauchte einen Kuss auf seine Wange und verabschiedete mich. „Frohe Weihnachten Bruder." Mit diesen Worten stieg ich in den Zug und setzte mich in unser Standard Abteil. Ich bemerkte wie sich das Abteil füllte, doch alles zog an mir vorbei. Ich bemerkte wie Regulus sich mit Camille gegenüber von mir setzte und mich anlächelte. Ich bemerkte wie Lucius sich mit Severus neben seine Schwester setzte. Ich bemerkte wie Rabastan sich neben mich setzte, doch mir war alles egal. Ich sah nur aus dem Fenster und antwortete höflich wenn ich angesprochen wurde. Als Rabastan irgendwann seine Hand auf meine legte zuckte und unbewusst wieder heftig zurück, und er fasste mich während der ganzen Fahrt nicht mehr an. Ich bemerkte wie wir in London ankamen. Wie meine Familie mich begrüßte, und wie wir ins Manor apparierten. Doch ich war nicht wach, ich war nicht ich. Zuhause angekommen verkroch ich mich in mein Zimmer und legte mich schlafen. Auf diese Weise musste ich wenigstens nichts fühlen und denken. So verbrachte ich den Großteil der nächsten Tage. Zu essen bekam ich fast nichts herunter, und auch der Kommentar von meinem Vater dass das ja nicht schlecht sei, da ich zugenommen hätte zog an mir vorbei ohne ihn mir zu nahe gehen zu lassen. Der erste Tag an dem ich wieder richtig aus dem Bett musste war der Heiligabend. An diesem fand immer ein großer Ball bei den Malfoys statt uns wir waren natürlich jedes Jahr Ehrengäste. Ich zog mir ein Kleid, das meine Mutter ausgesucht hatte an. Wie es aussah war mir komplett gleichgültig. Ich machte mich fertig wie immer, wie ein Roboter musste ich nur funktionieren. Meine Mutter machte mir meine Haare und sie sah mich besorgt an. „Elladora Schatz schau dir doch mal dein Kleid an, du musst endlich wieder etwas essen! Es hat dir perfekt gepasst und nun ist es viel zu groß. Das ist nicht gesund!" Mit einem Zauber passte mir mein Kleid wieder, doch ich antwortete ihr nicht. Ich hielt den Arm meines Vaters fest beim apparieren und ließ ihn aber gleich wieder los als wir angekommen waren. Ich begrüßte die Malfoys angemessen wich meinem Bruder jedoch nie von der Seite. Er gab mir Kraft und obwohl ich mir sicher war dass er merkte, dass es mir nicht gut ging sprach er mich nie darauf an und ich war ihm sehr dankbar dafür. Als ich Rabastan und seinen Bruder sah lief mir ein Schauer den Rücken herunter. Der Blick vieler Menschen lag auf uns und da er nunmal mein Verlobter war musste ich auch ihn begrüßen. Er sah mich erschüttert an, versuchte jedoch sich nichts anmerken zu lassen. Er griff vorsichtig meine Hand und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken, sein Bruder tat es ihm gleich. Er ließ mich zum Glück weitestgehend in Ruhe, und ich konnte den Abend etwas genießen. Ich erwachte aus meiner Trance das erste mal in Tagen als sich Mr Malfoy beim essen erhob und räusperte. „Ich habe eine freudige Verkündung zu machen!" sagte er laut. Mein Blick fiel auf Lucius, der sich mit Narcissa an seiner Seite ebenfalls erhob. Fragend sah ich zurück zu Mr Malfoy, der weiter redete. „Wir freuen uns Ihnen allen mitteilen zu können, dass mein Sohn Lucius und Narcissa Black nun offiziell verlobt sind. Wir freuen uns über diese Verbindung der Familien Black und Malfoy. Aus langjähriger Freundschaft wird nun Familie. Auf das Paar!" Abraxas hob sein Getränk und alle taten es ihm gleich um auf das Paar anzustoßen. Ich sah Lucius mit großen Augen an. Lucius und Narcissa? Was war mit Andromeda? Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten und sah sie mit gesenktem Kopf neben ihrem Vater stehen. Sie hatten die Verlobung also tatsächlich aufgelöst und durch ihre Schwester ersetzt. Ich sah wieder zu Lucius zurück, der mich in genau diesem Moment auch angesehen hatte. Die kleine Narcissa klammerte sich hilfesuchend an seinen Arm, doch er interessierte sich nicht im geringsten für sie. Wie könnte er auch? Sie war ja praktisch noch ein Kind und er fast erwachsen! Angewidert sah ich wieder weg. Meine kleine Cousine hatte definitiv besseres verdient, vor allem jemanden in ihrem eigenen Alter. Es war ja schon ein Unterschied zwischen Rabastan und mir, doch Lucius war 17 und Narcissa 13. Das ist doch nicht normal! Es wurden Bilder von dem Paar gemacht, bis Mr Malfoy plötzlich den Vorschlag machte, dass man doch alle jungen Paare auf einem Foto festhalten sollte. So rief er mich und Rabastan, Bella und Rodolphus, und Mariana und Flint zu sich. Ich sah panisch zu Rabastan als er sich mir näherte und mich zu Abraxas führte. Als er seinen Arm um meine Taille legte wäre ich am liebsten weg gerannt, doch wir mussten den Schein waren. Ich hielt meine Luft an und setzte ein gefälschtes Lächeln auf. Seine Berührung auf meinem Körper schien meine Haut zu verbrennen und ich war erleichtert, als er mich endlich wieder los ließ. Ich brachte schnell wieder genügend Abstand zwischen uns und lief zum großen Tor. Ich brauchte frische Luft, sonst drohte ich zu ersticken. Ich stellte mich auf den großen Balkon und versuchte meinen viel zu schnell gehenden Atem zu beruhigen. So etwas passierte öfter seit dem Weihnachtsball, ich bekam Panikattacken wenn mich jemand länger berührte. Tränen strömten in meine Augen und am liebsten hätte ich mich einfach nur heiß abgeduscht um den ganzen Dreck loszuwerden. Als ich plötzlich eine Hand an meinem Rücken spürte zuckte ich heftig zusammen und drehte mich ruckartig um. Dort stand Lucius der mich mit einem nicht zu deutenden Blick ansah. „Elladora was ist los mit dir? Du siehst aus wie ein wandelndes Skelett und nun finde ich dich hier so." er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mir tief in die Augen. Ich zuckte wieder zurück und flüsterte „Bitte nicht anfassen" wobei wieder Tränen in meine Augen schossen. Nun sah er mich besorgt an, nahm jedoch seine Hände weg. „Ella was ist dir nur widerfahren" fragte er nachdenklich und ich konnte meine Tränen nun gar nicht mehr zurückhalten. Meine Knie knickten ein und hätte Lucius mich nicht gehalten, wäre ich auf den Boden gefallen. Ich klammerte mich an seinem Mantel fest, und komischerweise machte mir seine Berührung in diesem Moment gar nichts aus. Lucius setzte sich mit mir komplett auf den Boden und zog mich an sich. Er strich mir beruhigend über die Haare, und gab mir Halt. Nicht lange saßen wir so, bis wir wütende Schritte auf uns zu kommen hörten. Ich sah hoch und erblickte Rabastan. „Lucius würdest du dich bitte von meiner Verlobten entfernen!" spie er wütend aus und funkelte Lucius an. Er nahm meinen Arm und zog mich an diesem hoch zu sich. Auch Lucius stand auf und hob abwehrend die Hände „Würdest du dich besser um deine ‚Verlobte' kümmern, müsste ich das nicht tun" ich merkte, wie die Luft meiner Lunge immer weiter entwich, doch keine neue konnte aufgenommen werden. „Wie ich mich um meine Verlobte kümmere ist meine Sache Malfoy und nicht deine!" doch bevor sie weiter streiten konnten machte ich auf mich aufmerksam. Ich versuchte verzweifelt einzuatmen, doch es funktionierte nicht. Ich bekam einfach keine Luft in meine Lungen, und ich hatte schon Angst zu ersticken als Lucius plötzlich rief „Rabastan lass sie los verdammt". Als hätte er sich verbrannt ließ er mich los und ich stürzte mich direkt so weit wie möglich von ihm weg ans Geländer des Balkons. Mit tiefen Zügen floss der Sauerstoff wieder in meinen Körper, füllte meine Lunge und beruhigte mein Herz. Ich ließ mich auf den Boden gleiten und sog so viel Luft ein wie nur möglich. Lucius und Rabastan sahen mich beide geschockt an. Rabastan sah auf seine Hände und noch einmal auf mich, bevor er ins Manor stürmte. Lucius half mir wieder hoch und begleitete mich in den Festsaal zurück. Dort konnte ich Rabastan an einem der Tische sehen, wie er gerade ein Glas Elfenwein seine Kehle hinunter schüttete als wäre es Wasser. Wie sollte ich nur einen Mann heiraten, den ich nichteinmal berühren kann, ohne zu ersticken?
DU LIEST GERADE
Elladora Black
Fantasy„Mama ich will dieses Leben nicht mehr führen..." „Was wir wollen zählt nicht Elladora, wir sind nur Frauen" Ich bin Elladora Black. Mein ganzes Leben lang stand ich im Schatten meiner berühmten großen Brüder. Sirius, der erste Black in Gryffindor...