eleven

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Unruhig sitze ich auf meinem Plastikstuhl und nehme immer wieder einen Schluck von meinem Wasser, das zu meinem Bedauern ohne Sprudel ist. Alle unterhalten sich wild durcheinander und und bedienen sich an den Snacks, die auf den Tischen verteilt waren. Manche hatten auch das ein oder andere Bier oder Radler in der Hand. Ich hatte, als Sydney mir eins angeboten hat, dankend abgelehnt. Alle wirken wirklich ausgelassen und genießen einfach den Abend. Ich hingegen wippe nur mit meinem Knie und höre mit halbem Ohr Sara und Feli zu, die sich über ihre Hunde unterhalten. Eigentlich will ich nur in mein Bett und mich unter die Decke kuscheln, aber Lena hatte darauf bestanden, dass ich noch bleibe, weil wir dann noch ein paar Spiele spielen und das für die Teambildung sehr hilfreich sein kann. Ich mag die anderen wirklich gerne, aber ich bin es einfach noch nicht gewohnt nie alleine zu sein und schon gar nicht immer in der Nähe von einer gewissen Blondine.

„Hattest du schon mal ein Haustier?", wendet Feli plötzlich ihre Frage an mich und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Ich hatte mit der Frage nicht wirklich gerechnet, weswegen ich erst mal verarbeiten muss, was sie überhaupt gesagt hat. „Ehm ne, ich hatte kein Haustier", gebe ich dann ehrlich zu und schaue in ziemlich überraschte Gesichter. „Gar keins? Nicht mal einen Hamster oder so?", hackt Sara nach, was ich jedoch ebenfalls verneinen muss. „Da hast du aber wirklich etwas verpasst", erwidert Feli und richtet ihren Dutt auf den Kopf wieder ein wenig. Ich mochte es ein wenig mehr, wenn sie ihre Haare offen trägt, weiß jedoch auch wie viel angenehmer es ist, wenn einem nicht die ganze Zeit die Haare ins Gesicht fliegen. Trotzdem sieht sie mit den offenen Haaren ganz anders aus, viel gelassener und freier. „Also, da hast du wirkliche etwas verpasst", pflichtet nun auch Lena bei, die sich neben mich gesetzt hat. Durch sie weiß ich schon, dass sie einen Hund hat, einen ziemlich kuscheligen noch dazu. Ich habe nicht nur ein Bild von ihm unter die Nase gehalten bekommen.

Sofort zählen mir alle drei alle möglichen Gründe auf, warum man sich einen Hund kaufen sollte und wie sehr es das Leben verschönert, einen süßen kleinen Freund zu haben. Ich bin bei der Unterhaltung sehr ruhig. Auch ich wollte früher einen Hund, aber meine Eltern haben immer abgelehnt. Sie meinten, ein Hund ist zu viel Arbeit und ist einfach zu viel Verantwortung für mich. Oft war die Aussage: „Wer soll sich denn um den Hund kümmern?" Unrecht hatten sie damit natürlich nicht. Von ihnen war meistens keiner zu Hause, waren sie dauerhaft auf Geschäftsreise, in Meetings, bei Veranstaltungen und so weiter. Die einzige Person, die sich wirklich um den Hund kümmern konnte, wäre ich gewesen. Jedoch war auch ich durch die Schule nicht oft genug zu Hause. Ich schüttle den Kopf. Daran wollte ich jetzt nicht denken. Ich versuche so gut es geht wieder den anderen zuzuhören und mich sogar ein wenig in die Unterhaltung einzubringen. Lena macht es mir sofort um, einiges leichter mich einzubringen, indem sie immer wieder auf Dinge, die ich sage, eingeht oder nach meiner Meinung fragt.

Unsere Unterhaltung wird unterbrochen, wenn Merle die Stimme erhebt und von allen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie hatte sich auf einen leeren Wasserkasten gestellt und klatscht ein paar Mal in die Hände. „Also Mädels, jetzt, wo wir uns alle hier versammelt haben, können wir auch anfangen. Giulia und ich haben uns ein kleines Turnier ausgedacht. Wir werden jetzt jeweils zweier Teams auslosen und ihr werden in mehreren Minispielen gegeneinander antreten", erklärt Merle und ich merke, wie ich augenblicklich wieder nervös werde. Zweier Gruppen. Das kann verdammt schiefgehen. Bei meinem Zimmer hatte ich schon großes Glück, aber bei solchen Dingen spielt das Schicksal gerne mal mit einem. „Also es wird Spiele hier geben, aber wir haben noch weitere im Hotel aufgebaut. Ihr durchlauft quasi alle Stationen und am Ende wird auch ausgewertet, welches Team die meisten Spiele für sich entscheiden konnte", führt Giulia die Spielbeschreibung vor, woraufhin alle nicken und die ein oder anderen schon über die Spiele rätseln.

„So, wir teilen ein mal hier die Gruppe in zwei. Die rechte Seite schreibt ihren Namen auf einen der Zettel und die linke Gruppe zieht dann ihren Partner", verkündet Merle nachdem, sie uns ein wenig hin und her geschoben und durchgezählt haben. Ich muss schlucken, wenn ich Laura dabei beobachte, wie sie ihren Namen auf einen der Zettel schreibt. Unsicher wende ich meinen Blick auf und schaue zu Lena, die zu meinem Bedauern auf meiner Seite steht und somit nicht meine Partnerin sein kann. Die Mittelfeldspielerin scheint meinen Blick richtig zu deuten, denn sie kommt ein paar Schritte auf mich zu und legt ihren Arm um meine Schulter. „Das wird schon. Die Wahrscheinlichkeit ist so gering", versucht sie mich zu beruhigen, was aber nicht wirklich funktioniert. Zusammen machen wir uns dann auf den Weg zur Schüssel, um einen Zettel zu ziehen. Sofort bricht ein wenig das Chaos aus, wenn sich die ganzen Teams finden. Darauf kann ich mich jedoch nicht konzentrieren, viel eher ist mein Blick starr auf die Schüssel gerichtet. Obi zieht vor mir ihren Zettel. Auf ihrem steht Jule, worüber sie sich sichtlich freut, aber in mir wird die Anspannung nur noch größer.

2018 // laura freigangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt