fifteen

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Mit einem Rucksack, in dem ich eben nur mein Portmonee und etwas zu trinken verstaut habe, stehe ich mittlerweile unten in der Lobby. Ich warte darauf, dass eine der Mädels, mit denen ich jetzt verabredet bin, aus dem Fahrstuhl tritt und es endlich losgehen kann. Während ich meinen Blick immer wieder durch den Raum gleiten lasse, spiele ich ein wenig mit den Bändern von meinem Rucksack und betrachte den noch neuen Stoff. Ich schrecke ein wenig auf, wenn eine Tür geöffnet wird oder die Stimmen an einem Ort etwas lauter werden. Wenn ich wirklich ehrlich bin, hat das nichts wirklich mit den Menschen zu tun, mit denen ich jetzt verabredet bin. Es ist, als würde ich ihre Stimme von allen Seiten hören oder ihr Lachen wiedererkennen. So oft habe ich in meinem Kopf ihre Worte von vorhin wieder abspielen lassen und mir ausgemalt, wie ich am liebsten geantwortet hätte, was ich am liebsten gesagt hätte. Doch ich habe nichts gesagt, sondern einfach geschwiegen, während sie sich mir gegenüber offenbart hat. Eigentlich will ich jetzt nicht in die Stadt gehen, sondern an ihrer Tür klopfen und versprechen, nie wieder zu gehen. „Es tut uns so leid", holt mich die Stimme von Sara wieder in die Realität. Etwas schwungvoll drehe ich mich in ihre Richtung und falle fast schon in die Arme von Feli, die mich glücklicherweise stabilisiert. „Da war wohl jemand etwas in Gedanken", stellt die Wolfsburgerin mit einem schiefen Grinsen fest und klopft mir auf die Schulter. „Tut uns leid, dass es doch etwas länger gedauert hat. Ich habe nach meinem Portemonnaie gesucht und es einfach nicht gefunden", entschuldigt sich nun Svenja noch mal, doch ich winke ab. „Alles gut. Wollen wir dann los?" frage ich sie stattdessen und folge ihnen dann nach draußen.

Das Wetter ist wirklich gut. Die Sonne scheint und verursacht somit eine angenehme Wärme. Heute Morgen sah es dann doch deutlich kälter aus, aber die Wolken haben sich wieder verzogen. Ich bin wirklich froh, dass ich mich für ein kurzes Oberteil entschieden habe und nur eine dünne Jacke noch in meiner Tasche verstaut habe, denn sonst wäre ich wahrscheinlich sehr schnell ins Schwitzen gekommen. Sara führt unsere Gruppe an, denn sie hat sich die Orte ausgesucht, die wir jetzt in der Hauptstadt von Portugal erkunden wollen. Lissabon war eine Stadt, die ich mir schon immer mal genauer ansehen wollte und zusammen mit den Mädels kann das ja nur gut werden. Feli bindet mich auch direkt in eine Unterhaltung ein und stellt mir ein paar Fragen über die Heimat. Ich fand es wirklich schön, wie sehr sich die Wolfsburgerin für mich zu interessieren scheint und die Fragen nicht einfach nur oberflächlich gestellt werden. Sie hört mir wirklich zu und geht auch auf die Dinge ein, die ich ihr erzähle. Auch Sara und Svenja steigen in die Unterhaltung mit ein und immer wieder beginnen wir zusammen zu lachen, wenn jemand etwas Lustiges zum Ausdruck bringt.

„Wirklich eine Überraschung, dass du auch mal ein wenig erkunden willst. Ich dachte, du willst den Tag wieder am Pool verbringen", richtet Feli sich nun an Svenja, die augenblicklich beginnt zu lachen und Sara steigt direkt mit ein. „Will mich jemand aufklären?". So erklären mir die anderen, dass Svenja eher der Urlaubstyp ist, der sich vollkommen entspannen und den ganzen Tag am Strand verbringen kann. Feli hingegen plant immer ihren nächsten Tag und was sie als nächstes erleben will. Sie können was das Thema angeht nicht unterschiedlicher sein, aber trotzdem sind sie beste Freunde, was man allein an ihrem Umgang miteinander bemerkt. Ich beobachte, während die anderen sich weiter unterhalten, meine Umgebung. Die schönen bunten Häuser und die wunderschönen langen Straßen lassen mich unaufhaltsam grinsen und ich kann nicht verhindern, meinen Blick hin und her wandern zu lassen. „Wie sieht es bei dir aus? Action Urlaub oder entspannen?", wendet sich die Blondine an mich und ich schaue überrascht auf. „Ich denke, ich mag die gute Mischung aus beiden", erkläre ich ihr und erhalte verstehendes Nicken. Die beiden Wolfsburgerinnen laufen lachend weiter, während Sara und ich ihnen mit ein wenig Abstand folgen. 

Schweigend laufen wir nebeneinander her und betrachten einfach ein wenig die Gegend. Trotzdem merke ich, dass ihr etwas auf den Lippen liegt, sie sich jedoch nicht traut etwas zu sagen. Ich spüre ihren Blick, der immer wieder zu mir wandert, aber sobald ich zu ihr schaue, wendet sie sich wieder ab. „Du kannst mich ruhig fragen", spreche ich sie deswegen direkt darauf an, auch wenn ich eigentlich nicht wirklich darüber sprechen möchte. Es ist noch für einen weiteren Augenblick still, doch Sara lässt sich noch ein wenig weiter zurückfallen und ich mache es ihr gleich. „Lena und du. Ihr scheint euch wirklich gut zu verstehen", stellt die Abwehrspielerin fest und ich hebe verwundert eine Augenbraue. Was meint sie denn damit? Wie kommt sie denn auf einmal auf Lena? Sara scheint meinen verwirrten Blick zu bemerken, denn sie spricht nach einer kurzen Pause weiter. „Ihr scheint euch in den letzten Tagen echt nah gekommen zu sein, aber heute ziehst du dich vollkommen zurück. Ist vielleicht etwas zwischen euch vorgefallen?", will sie nun von mir wissen und ich schaue in ihre besorgten Augen. Ich kann nicht wirklich anders, aber ich beginne zu lachen. Sogar Feli und Svenja schauen zu uns zurück, wenn sie mich hören. Schnell versuche ich mich wieder zu beruhigen und schaue zu Sara, welche mich mit gerunzelter Stirn mustert. „Lena und ich verstehen uns echt gut und es ist definitiv nichts zwischen uns vorgefallen", erklärte ich ihr, nachdem ich meinen Atem wieder ein wenig mehr unter Kontrolle gebracht habe. Dann kommt mir ein anderer Gedanke. Auch Xavier hatte damals gedacht, dass von Lena vielleicht mehr als Freundschaft kommen könnte. Ist das vielleicht wirklich so und hat Sara davon vielleicht etwas mitbekommen? „Achso okay. Aber es ist etwas anderes vorgefallen, oder?", fragt sie und verdrängt meine Sorgen in Bezug auf die Wolfsburgerin direkt wieder.

2018 // laura freigangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt