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Es ist kalt. So kalt, dass nicht mal der Pullover von Laura mich wirklich warm halten kann. Schon seit mehreren Wochen habe ich mir das dicke Kleidungsstück von meiner Freundin geklaut, aber sie hat bisher auch noch keine Anstalten gemacht, ihn vor mir zurückzuverlangen. Mit verschränkten Armen stehe ich vor der noch geschlossenen Sporthalle und halte Ausschau nach den noch fehlenden Spielerinnen aus meiner Mannschaft. Genauer gesagt, nach einer Spielerin, die bisher noch keine Anstalten gemacht hat, aufzutauchen. „Na du Frostbeule suchst du jemanden?", höre ich plötzlich eine mir allzu bekannte Stimme, viel zu nah an meinem Ohr und mache Augenblicklich einen Satz nach vorne. „Du Spinnerin", rufe ich und schlage ihr gegen die Brust. Laura beginnt nur zu lachen und zieht mich an der Hüfte näher zu sich. Bei ihrem breiten Grinsen kann ich mein eigenes nicht zurückhalten und lasse mich von ihr in einen kurzen Kuss ziehen. Auch wenn wir jetzt schon seit mehreren Monaten zusammen sind, bringen ihre Lippen mich immer noch um den Verstand. Wir haben uns gestern erst gesehen und trotzdem fühlt es sich an wie eine Ewigkeit. „Ist ja ekelhaft, wie glücklich ihr seid", werden wir von Cara unterbrochen, der Torhüterin unserer Mannschaft.

Laura kommt mit der Älteren sofort ins Gespräch, lässt ihre Hände jedoch an meiner Hüfte. Ich merke, wie mir durch ihre Nähe, Augenblicklich etwas wärmer wird und ich mittlerweile nicht mehr am Zittern bin. Beide sind schon so vertieft in ihr Gespräch über das jetzt anstehende Turnier, dass ich einfach still neben ihnen stehen bleibe und ihnen bei ihrem Gespräch zuhöre. Dabei beobachte ich meine Freundin für einen Moment. Sie hat ihre Haare zum Zopf zusammengebunden und mit Haarspray fixiert. Sie konnte es ganz und gar nicht leiden, wenn ihr während dem Spiel die ganze Zeit die Haare im Gesicht kitzeln. Sie trägt wie wir alle die lange Jogginghose unserer Mannschaft und darüber einen einfachen roten Hoodie mit einer Weste. Auch in diesen Sportklamotten sieht sie mehr als nur attraktiv aus. Nach und nach schließen sich auch die anderen Spielerinnen an und analysieren, gegen welche Mannschaften wir es heute am schwersten haben werden. Ich lege meinen Kopf auf die Schulter meiner Freundin und muss mich wirklich konzentrieren, nicht im Stehen einzuschlafen. Gestern Abend habe ich die halbe Nacht noch mit meiner Präsentation verbracht, wollten meine Eltern heute morgen meine fertige Ausarbeitung sehen. Wir hatten ein wirklich langes Gespräch heute morgen.

Nachdem auch endlich unsere Trainerin aufgetaucht war und die Halle aufgeschlossen hatte, machten wir uns alle auf den Weg zu den Kabinen. Die deutsche hatte mir, auch wenn ich mich dagegen gewehrt hatte, die Tasche abgenommen, weshalb ich ihr im Gegenzug die Tür aufhalte. „Und hast du sie gefragt?", höre ich sie neben mir fragen, während wir unsere gewohnten Plätze auf der Bank einnehmen. „Wen?", stelle ich ihr die Gegenfrage, auch wenn ich genau weiß, wen sie gemeint hat. Laura schaut wieder auf und hebt eine Augenbraue nach oben. Sie kennt mich einfach zu gut. Ich seufze und öffne meinen schwarzen Rucksack mit meinem Initialen M.J. und zum Vorschein kommt unser frisch gewaschenes Trikot, welches ich heute morgen noch fein säuberlich zusammengelegt und in der Tasche verstaut habe. „Ja, ich hab sie gefragt", gebe ich ihr als Antwort, wenn ich mir mein Oberteil über den Kopf ziehe und beginne, mich wie die anderen aus unserer Mannschaft umzuziehen. „Was haben sie gesagt?", fragte sie mich erneut. Sie hatte ihre Tasche noch geschlossen und legt einen ihrer Hände auf meinen Oberschenkel. Sofort bildet sich eine Gänsehaut auf meinem Bein und ich versuche meinen Blick weiterhin auf mein Trikot zu fokussieren. „Das Selbe wie immer, sie arbeiten und haben für ein Schulturnier keine Zeit", erkläre ich der anderen und greife nach meinen Stutzen. Kurz darauf spüre ich ihre Finger an meinem Kinn, damit sie mein Gesicht in ihre Richtung drehen kann. „Dann werden sie ein unfassbar gutes Turnier ihrer Tochter verpassen", flüstert sie mir zu und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schenke ihr ein dankbares Lächeln und auch sie beginnt ihr Trikot mit der Nummer 10 anzuziehen. Ich bin ihr dankbar, dass das Thema danach erstmal beendet ist. Jetzt zählt das Turnier und dass wir gleich bei den ersten Spielen wichtige Punkte sammeln. Wir wollen, wenn wir schon daheim spielen, gewinnen und den ersten Titel der Saison sichern.

2018 // laura freigangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt