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Mit jedem Schritt, den ich mache, wird das Verlangen mich umzudrehen immer großer. Ich kann nicht sagen, wie oft ich mittlerweile diese lästige Haarsträhne aus dem Gesicht gewischt und die kleine Tasche auf meiner Schulter wieder an den richtigen Platz geschoben habe. Eigentlich wollte ich nicht zu dieser Feier. Ich war einfach noch nie der große Partymensch gewesen und da ist es ziemlich egal, ob es mit fremden Leuten ist oder mit denen, die ich schon kenne. Oft waren mir da einfach zu viele Menschen auf einmal.

Schon von weiten sehe ich ein paar vor der Tür stehen, die sich unterhalten. Manche stehen sogar mit einer Zigarette und einem Becher in der Hand, der sehr wahrscheinlich nichts Alkoholfreies beinhaltet. Nicht das beste, wenn man überlegt, dass die meisten von ihnen Sportlerinnen sind. Für einen Moment überlege ich einfach wieder umzudrehen, doch da wird auch schon mein Name gerufen. Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich das letzte Stück auf sie zulaufe. Schnell erkenne ich, dass es sich bei den Mädchen um Maria und Clara aus meiner Mannschaft handelt, die schon in sehr guter Stimmung sind. Wahrscheinlich waren sie deutlich länger da und haben wirklich schon das ein oder andere Getränk zu sich genommen. „Schön, dich auch mal auf einer Party zu sehen", begrüßt mich Maria überschwänglich und zieht mich in eine Umarmung. Da ich immer noch nicht wirklich gewohnt war, wie sehr die anderen mich schon in ihre Gruppe integriert haben, lasse ich meine Arme einfach unsicher neben meinen Körper hängen. Ich erkenne einen entschuldigenden Blick auf Claras Gesicht, die wusste, dass ich, was das angeht, noch ein wenig schüchtern bin.

Maria zieht mich sofort in eine Unterhaltung und redet über das letzte Spiel der Saison, das nicht mal 24 Stunden hinter uns liegt. Es war auf jeden Fall das spannendste und anstrengendste Spiel gewesen, haben beide Teams um den ersten Platz der Tabelle gekämpft. „Deine Grätsche am Ende hat uns echt noch mal den Arsch gerettet", beendet Maria gerade ihren langen Monolog, in der sie das komplette Spiel noch ein mal aus ihrer Sicht wiedergegeben hatte. Wie man so lange ununterbrochen reden kann, war für mich schon immer ein Rätsel. Ich will gerade etwas erwidern, doch da werde ich auch schon unterbrochen. „Da ist ja unsere Mauer Maeve", höre ich die allbekannte Stimme einer blonden Stürmerin. Sofort verdrehe ich bei dem Namen die Augen und schlage Laura gespielt vor die Brust. „Wie oft soll ich dir das mit dem Namen eigentlich noch sagen", beschwere ich mich bei ihr, was sie durch ihr typisches Grinsen und einem Schulterzucken kommentiert. „Komm, lass uns hineingehen", fordert sie mich auf und zieht mich an der Hand in die Halle.

Ich merke sofort, wie meine Wangen sich in einem tiefen rot färben, wenn ich auf unsere verschränkten Hände schaue. Egal, wie oft sie es schon gemacht hat, wirft diese Geste mich immer wieder aufs neue aus der Bahn. Ich wende meinen Blick dem Boden zu, um mein glühendes Gesicht zu verbergen. Ich weiß nicht, wann es dazu gekommen ist, dass ich anders auf sie reagiere. Dass ich lächeln muss, auch wenn sie nichts Lustiges sagt, oder mir immer deutlich zu warm wird, wenn sie einen Arm auf mein Bein oder meine Schulter legt. So wirklich beschreiben, kann ich noch nicht, was es ist, aber es macht mich in letzter Zeit immer mehr verrückt. „Willst du etwas trinken?", fragt sie mich und ich nicke einfach nur ein wenig überfordert. Erst jetzt lasse ich meinen Blick richtig durch die Halle schweifen. Es sah wirklich schön aus. Alles war in den Farben unserer Mannschaft, grün und weiß geschmückt. Mit Luftballons überall Girlanden und auch die Tischdecken auf den paar Tischen am Rand trugen eine grüne Farbe. Die Fenster waren geschlossen und nur die grellen Lichter an der Decke erhellen den großen Raum.

Laura zieht mich bis zum Ende der Halle, wo eine der Garagen geöffnet war, in der normalerweise unsere Sportgeräte verstaut waren. Dort wurde mit einem Tisch und einem Plakat, auf dem unser Mannschaftslogo prangt, eine Theke mit Getränken aufgebaut. Mehrere bereits geöffnete Flaschen waren darauf verteilt, es gab einen Stapel mit roten Bechern und auch eine Schüssel mit einer mir unbekannten roten Flüssigkeit. „Was möchtest du denn?", fragt mich Laura und nimmt schon mal zwei Becher vom Stapel, während ich zwischen den unterschiedlichen Getränken hin und her schaue. Bevor ich jedoch zu einer Antwort ansetzten kann, beugt sie sich plötzlich ganz nah an mein Ohr und flüstert: „In der Bowle ist übrigens Alkohol drin." Ich kann nicht verhindern, dass sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet und wische mir, etwas nervös, die Hände an meiner Hose ab. „Ich denke, ich bleibe erst mal bei einer Cola", antworte ich ihr unsicher, doch die andere scheint von meiner Unsicherheit entweder nichts zu merken oder ignoriert sie gekonnt. „Kommt sofort", antwortet sie und füllt in beide Becher etwas von der Cola, die jedoch noch geschlossen war.

Zusammen laufen wir dann zu den anderen und stellen uns daneben. Laura integriert sich sofort in das Gespräch, während ich nur zuhöre, was mich jedoch nicht im Geringsten stört. Es ist eigentlich ganz angenehm in der Gruppe und ich unterhalte mich sogar mit der einen oder anderen aus der Mannschaft über das Spiel oder auch einfach generell über die Schule und den Unterricht. Ich war gerade dabei über meine letzte Prüfung zu reden, da zieht Laura mich plötzlich in die Mitte der Halle, wo einige begonnen haben zu tanzen. „Das ist mein Lieblingslied", erklärt sie mir und wird dabei etwas lauter, damit ich sie auch verstehen kann. Etwas überfordert schaue ich ihr einen Moment beim Tanzen zu, bis sie einfach meine Arme auf ihre Schultern legt und ihre auf meine Hüfte platziert. „Ich kann nicht tanzen", erkläre ich ihr und will schon wieder zurückziehen, aber Laura lässt das gar nicht zu. „Ich glaube, dass keiner hier so wirklich tanzen kann. Lass dich einfach ein wenig von der Musik treiben", erwidert die Deutsche und beginnt sich mit mir leicht im Takt der Musik zu bewegen.

Zögerlich mache ich immer abwechselnd einen Schritt auf die einen und dann auf die andere Seite. Immer wieder schaue ich auf den Boden, um der anderen bloß nicht auf die Füße zu treten. Laura strahlt jedoch so eine Sicherheit und Ruhe aus, dass auch ich mich mit der Zeit immer wohler fühle. Das Lied wechselt und ich habe schon Angst, dass der Moment genau dann, wenn ich mich gut dabei fühle, wieder vorbei ist, aber Laura macht keine Anstalten wieder zu gehen. Stattdessen schaut sie mir einfach nur tief in die Augen. Das Blau zieht mich einfach an, wie einen Magneten, weshalb auch ich meinen Blick nicht mehr von ihrem abwenden kann.

Wir schauen uns die ganze Zeit in die Augen, ohne wirklich ein Wort miteinander zu wechseln. Mein Herz schlägt immer schneller und trotzdem fühle ich mich hier bei ihr zu keinem Moment unwohl. „Ich bin wirklich froh, dass du doch gekommen bist", flüstert die Stürmerin plötzlich in mein Ohr und ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. „Ich bin auch froh, dass ich gekommen bin", antworte ich ihr wahrheitsgemäß und sehe, wie sich auf Lauras Gesicht ebenfalls ein Lächeln bildet. Blau trifft erneut auf Blau, bis Laura sich plötzlich leicht nach unten zu mir beugt. Zuerst kann mein Gehirn nicht verarbeiten, was gerade passiert, bis sich ein paar weiche Lippen auf meine legen. Mein Herz springt mir aus der Brust.

Laura Freigang küsst mich.

Mittlerweile bin ich wirklich vollkommen fertig. Nach dem Mittagessen hatten wir noch eine Trainingseinheit, bei der wir hauptsächlich Fahrrad gefahren sind und alle erdenklichen Muskeln der Beine trainiert haben. Eigentlich will ich nur noch ins Bett, aber es stehen noch einige Punkte auf der Tagesordnung und dazu gehören unter anderen eine Taktikbesprechung und der Spieleabend mit den anderen. Während sich Lena, Lea und Jule sehr darauf freuen, endlich wieder mit den anderen etwas zu machen, was nicht direkt mit Fußball zu tun hat, will ich eigentlich nur auf die weiche Matratze meines Bettes fallen.

„Hier nicht im Laufen einschlafen", verkündet Lena lachend neben mir und legt mir einen Arm um die Schulter. „Ich gebe mein bestes, aber meine Augen machen, was sie wollen", erwidere ich belustigt und fahre mir durch die noch leicht nassen Haare. Verwirrt sehe ich Lena dabei zu, wie sie ihre Jacke, die sie eben noch auf dem Arm getragen hat, um ihre Hüfte bindet und sich vor mich stellt. „Was hast du vor?", frage ich sie immer noch leicht belustigt und bleibe ebenfalls auf dem Gang stehen. „Na spring auf, wir wollen doch nicht, dass du noch umfällst", schlägt sie vor und ich will schon ablehnen, sehe aber, dass Lena das wahrscheinlich nicht so einfach durchgehen lässt. Also springe ich auf ihren Rücken, dabei aber immer darauf bedacht, mich so leicht wie möglich zu machen. Lena scheint aber in keiner Weise Probleme zu haben, sondern läuft einfach weiter.

Der Weg zu unserem Besprechungsraum ist nicht mehr wirklich weit und man kann schon einige der anderen Spielerinnen im Gang hören. Wenn wir den Raum betreten, versuche ich mich ein wenig hinter Lena ihrem Dutt zu verstecken, ist es mir ein wenig unangenehm, wenn einige der Spielerinnen ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken. „Na da hat wohl der erste schon Muskelkater", höre ich Feli lachen und ich kann mir ebenfalls ein Lächeln nicht verkneifen. Ich mochte Feli und habe vor allem heute beim Training bemerkt, dass sie sich für einen Scherz nie zu schade war. Ich wusste, dass sie mich nur ein wenig ärgern will und nicht schlecht über meine Fitness spricht. „Du bist doch nur neidisch, dass du hier herlaufen musstest", erwidere ich und höre diesmal auch ein paar Spielerinnen lachen. Mir entgeht jedoch auch nicht, dass Laura uns einen merkwürdigen Blick zuwirft. Wir nehmen alle unseren Platz ein und verstummen, wenn das Trainerteam den Raum betritt.

Die Besprechung geht zu meiner Überraschung diesmal deutlich schneller um, als beim letzten Mal. Heute habe ich aber auch, trotz meiner Müdigkeit, vom Anfang bis zu Ende gespannt zugehört. Es war wirklich interessant, wie unterschiedlich manche Coaches ihre Taktik aufstellen. Mir wird auch schnell klar, wie Martina es geschafft hat ein unfassbar gutes Team zu formen, dass sich immer mehr steigert. Trotzdem merke ich nach der Besprechung auch immer mehr die Müdigkeit. Ich hoffe, der Teamabend wird heute nicht Ewigkeiten dauern, auch wenn ich die anderen gerne etwas näher kennenlernen möchte.

„So, gehen wir endlich zum spaßigen Teil des Abends über", verkündet Obi und zieht mich ein wenig aus dem Raum. „Gehen wir noch mal kurz auf die Zimmer, oder gehen wir gleich rüber?", fragt plötzlich Feli hinter uns und drängt sich ein wenig zwischen uns. Etwas fertig vom Tag und all den Informationen, die ich erst mal verarbeiten muss, lasse ich mich ein wenig fallen. Ich werde schon sehen, wo die meisten hinlaufen und ihnen dann einfach folgen. Wirklich lange laufe ich aber nicht alleine, denn ich merke ziemlich schnell eine Präsenz neben mir. Ohne meinen Kopf vom Weg abzuwenden, weiß ich, wer neben mir läuft und bleibe deswegen einfach stumm. Vielleicht können wir auch einfach schweigen. Jetzt gerade, war ich wirklich alles andere als bereit, einen weiteren Versuch zu starten, mit ihr zu reden. Sie scheint meinen Wunsch jedoch zu überhören.

„Na, schon geschafft vom Tag?", beginnt Laura das Gespräch und ich bin unsicher, was ich darauf antworten soll, ob ich darauf überhaupt antworten soll. Eigentlich will ich gerade nicht wirklich sprechen, sondern einfach ein wenig herunterfahren, dass es auch noch die blonde Stürmerin ist, die mit mir reden will, macht es nicht gerade besser. Da ich aber auch nicht kindisch wirken will, gebe ich ihr ein einfaches „Ja" als Antwort. Mir hätte schon vorher klar sein müssen, dass sie es nicht bei der einen Frage belassen wird, weswegen ich innerlich ein wenig fluche. „Geht mir auch so, aber ich kann dir auch sagen, dass die Abende mit der Mannschaft die besten sind", erklärt sie mir und ich nicke ihr einfach zu. Ich schaue das erste Mal zu ihr rüber und sehe das breite Lächeln auf ihren Lippen und erkenne auch ihre Vorfreude auf den Abend. Diese Mannschaft scheint ihr wirklich gutzutun. „Ich bin gespannt", füge ich hinzu, um sie mit meiner eher tiefen Stimmung nicht herunterzuziehen. Das Gespräch und auch Lauras Gesichtsausdruck ändern sich bei der nächsten Frage. „Du und Lena scheinen sich ja bisher schon wirklich gut zu verstehen", stellt sie fest und lässt ihren Blick in alle Richtungen außer in meine wandern.

Sofort muss ich daran denken, was Xavier gesagt hat. Hatte er wirklich recht? „Ja. Uns fällt es echt leicht miteinander zu reden", erkläre ich ihr schulterzuckend und wische mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Da sie rot sind, fallen sie mir deutlich schneller auf, als es vielleicht blonde Haare tun würden. Da ich aber nie eine andere Haarfarbe hatte, kann ich das nicht wirklich beurteilen. „Freut mich, dass du hier so schnell einen guten Anschluss gefunden hast", stellt die blonde Frankfurterin fest und ich bin fast ein wenig überrascht. Man kann Laura deutlich die Unsicherheit anmerken und das war bei ihr eigentlich schon unmöglich. Normalerweise hat sie immer einen frechen Spruch auf der Zunge und spricht genau das aus, was sie denkt. Was ich an Laura jedoch mag, ist, dass sie, auch wenn sie immer einfach ihre Gedanken ausspricht, sie niemals etwas sagen würde, was jemanden verletzt. Sie spricht zwar frei ihre Gedanken aus, benutzt dabei aber auch ihr Gehirn. Das mochte ich von Anfang an schon an ihr.

Ich weiß nicht wirklich, was ich darauf antworten soll, weshalb wir einfach schweigend nebeneinander herlaufen. Trotzdem merke ich, dass es nicht alles war, was Laura sagen wollte. Sie lässt ihren Kopf hin und her wandern und kann sich auch nicht wirklich entscheiden, was sie mit ihren Händen machen soll. Am liebsten würde ich sie einfach fragen, was sie noch fragen will, traue mich jedoch nicht. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, was sie fragen will. Möchte sie weiter über meine Freundschaft zu Lena sprechen? Will sie einfach ein wenig Smalltalk führen? Oder will sie über ein ganz anderes Thema sprechen, für das ich noch immer nicht wirklich bereit war? Die Stille ist wirklich komisch zwischen uns, was mich ein wenig verwundert. Früher gab es nie unangenehme Stillen zwischen uns.

Laura ist gerade dabei wieder den Mund zu öffnen, da höre ich auch schon die Stimme von Lena. Es ist als würde eine kleine Blase platzen, in der Laura und ich uns gerade befunden haben. „Kommst du auch gleich mit, oder willst du lieber noch mal in unser Zimmer?", fragt sie mich und ich schaue sie für einen Moment überfordert an. Erst jetzt nehme ich auch wieder all die anderen wahr, die vor uns laufen. Wir hatten zwar ein wenig Abstand zu ihnen aufgebaut, aber das Stimmengewirr ist trotzdem noch klar und deutlich zu hören. „Ach, komm einfach erst mal mit. Wenn du noch etwas brauchen solltest, kannst du ja immer noch zurück in unser Zimmer", schlägt die Wolfsburgerin schließlich vor und bleibt einen Moment stehen, sodass ich wieder zu ihr aufschließen kann. Ich weiß nicht, ob ich es gut finde, dass sie mich aus der Situation befreit hat oder ob die Neugier größer ist. Laura sagt nichts mehr dazu, aber ich kann ihr auch ansehen, dass sie von der Situation nicht wirklich begeistert ist.

Ich werfe Laura noch einen letzten Blick zu und wir schauen uns für einen Moment in die Augen. Dieses unfassbare blau, schafft es immer wieder, dass ich mich nicht von ihr losreißen kann. Etwas, was sich wohl nie ändern wird. Erst der Arm von Lena, der mich weiter zieht, hat zur Folge, dass ich mich von ihr löse. „Ist alles okay?", möchte die Spielerin neben mir wissen. Jetzt wurde mir erst klar, dass Obi mich einfach nur aus der Situation retten wollte und ich kann nicht wirklich sagen, ob ich ihr dankbar sein soll. Die Neugier in mir, was Laura noch zu sagen hat, kommt immer mehr hoch und wenn ich ehrlich bin, habe ich es auch ein wenig vermisst, mit der anderen zu sprechen. Das Gespräch hat jedoch einfach nur neue Fragen in mir ausgelöst und verunsichert mich immer mehr. „Ja, denke schon", gebe ich ehrlich zu und betrete mit ihr das Zimmer der Torhüterin und der Abwehrspielerin.

Das Zimmer der beiden ist deutlich größer als das von uns. Im Gegensatz zu unserem Zimmer, gibt es hier nur ein großes Bett, welches in der Ecke steht. Dadurch das ein Bett und auch ein Schrank fehlt, ist auch ein viel größerer Raum entstanden, der durch einen Tisch und ein paar Stühle gefüllt wurde. Trotz, dass der Raum relativ groß ist, wird es zunehmend voll. Unsicher schaue ich von einer Person zur anderen und stelle mich ein wenig näher zu Lena. Ich mag die anderen wirklich gerne, aber ich bin nicht immer der größte Fan von vielen Menschen in einem engen Raum gewesen. Menschenmassen sind für mich der pure Horror. Um mich ein wenig abzulenken, versuche ich einfach der Unterhaltung von Lena und Poppi zu lauschen, die sich zur Abwechslung mal nicht über Fußball unterhalten, sondern über die Arbeit der Stürmerin. Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, wenn ich Alex dabei zuhöre, wie sie über ihre Tiere spricht. Sie lässt kein Detail aus und schafft es somit wirklich, mich ein wenig von der momentanen Situationen abzulenken.

„Also hört mal zu, Leute", unterbricht Giulia plötzlich das wilde Gerede und es dauert einen Moment, bis alle wirklich aufmerksam zuhören. „Ich habe euch wirklich alle lieb, aber wir werden auf jeden Fall nicht alle zusammen in diesem Zimmer bleiben", verkündet sie und erntet dafür das ein oder andere Lachen. „Wir haben mit dem Trainerteam gesprochen und dürfen oben auf das Dach. Es wurden auch ein paar alkoholische Getränke besorgt, aber bitte denkt dran, dass morgen wieder Training ist und Kater für die Muskeln alles andere als gut ist", verkündet sie und sofort brechen alle in Jubel aus. Auch ich bin wirklich erleichtert, dass wir nicht in dem Zimmer bleiben, sondern nach draußen gehen.

Zusammen machen wir uns also erneut auf den Weg und unterhalte mich ein wenig mit Sara, während wir einfach den anderen hinterherlaufen. Auch wenn sie ein wenig älter ist als ich, verstehen wir uns wirklich gut, aber sie ist auch einfach eine unglaublich angenehme Person. „Ich bin mal gespannt, was sich die beiden noch so ausgedacht haben", überlegt die Abwehrspielerin und ich hebe eine Augenbraue nach oben. Ich dachte, wir sitzen einfach ein bisschen zusammen und quatschen. „Meistens spielen wir irgendwas zusammen. Wir sollen schließlich auch den Teamgeist stärken", erklärt sie mir, nachdem sie wohl meinen verwirrten Gesichtsausdruck gesehen hat.

Na, das kann ja was werden. Was sich die beiden wohl ausgedacht haben?

Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet. Mir ging es die letzten Tage nicht so gut und ich habe einfach mal ein wenig Zeit für mich gebracht. Ich hoffe, euch geht es gut und ihr habt noch einen schönen Abend.

2018 // laura freigangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt