sixteen

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Starkes Rütteln an meiner Schulter lässt mich leicht verwirrt die Augen aufschlagen. Wo bin ich? Der leichte Geruch von Deo steigt in meine Nase und ich weiß wer vor mir steht. „Maeve, jetzt steh endlich auf und du auch Jule", höre ich nun die passende Stimme zu meiner Vermutung. „Wie viel Uhr ist es?", will ich von der Wolfsburgerin wissen und reibe mir über die müden Augen, die drohen, wieder zuzufallen. Im Zimmer ist es auch noch viel zu hell und meine Haare versperren mir ein wenig die Sicht. Egal wie viel Uhr es ist, es ist definitiv zu früh. Jule neben mir begann ebenfalls, sich langsam zu bewegen, aber die Augen hielt sie immer noch geschlossen. „Ihr habt noch 10 Minuten, wenn ihr noch etwas kleines Frühstücken wollt", erklärt Lena und ich werfe automatisch einen Blick auf mein Handy. Sie hat recht. Wir haben noch 20 Minuten, bis das Frühstück beendet ist und dann noch mal eine halbe Stunde, bis wir zur ersten Einheit müssen.

Während ich so schnell wie möglich aus dem Bett springe, um mich fertig zu machen, dreht Jule sich noch mal um. „Ich hole mir glaube ich nur eine Banane", murmelt sie in ihr Kissen und ich sehe wie Lena die Augen verdreht. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, verschwinde dann jedoch schnell im Bad, um mich fertig zu machen. Schnell binde ich meine Haare zu einem Dutt zusammen, um mich kurz abzuduschen und versuche mich durch das kalte Wasser ein wenig aufzuwecken. Es zeigt wirklich seine Wirkung. Innerhalb weniger Minuten habe ich mich eingecremt, umgezogen und die Zähne geputzt. Normalerweise brauche ich nicht sehr lange im Bad, aber diesmal war ich wirklich sehr schnell.

Deutlich frischer und wacher schließe ich die Badezimmertür neben mir und werfe einen Blick auf das große Bett, das ich mir mit Jule teile. Diese liegt zu meiner Überraschung immer noch im Bett, weshalb Lena ihr schlussendlich die Decke wegzieht. „Das ist das letzte Mal, dass ich dich wecke, wenn du jetzt zu spät kommst, war es nicht meine Schuld", stellt sie klar. Jule gibt einen leicht genervten Laut von sich, bewegt sich jedoch endlich und setzt sich auf. Lena nickt zufrieden und greift nach meine, Oberarm. „Wir holen uns jetzt noch was zum Essen. Training ohne Frühstück geht bei mir einfach nicht," stellt sie klar und damit treten wir auch schon auf den Gang.

Sobald die Tür hinter uns zugeht, schaut die Wolfsburgerin mich abwartend an. Mit schnellen Schritten laufen wir nebeneinander her und ich versuche herauszufinden, was Lena wohl von mir will. Doch die andere macht noch keine Anstalten mich aufzuklären, weshalb ich nochmal die letzten Stunden in meinem Kopf zurück gehe. Es dauert keine zwei Sekunden, bis mir einfällt, was sie wissen will. Bis eben gerade habe ich es wieder erfolgreich geschafft, die Ereignisse von gestern zu verdrängen. Es ist zwar nicht schlimmes passiert, eigentlich im Gegenteil, aber es hat nur die Tür für noch mehr mögliche Probleme geöffnet. Ich seufze und überlege, wie ich ihr die Ereignisse von gestern erklären soll. Das stellt sich als deutlich schwieriger heraus als gedacht, weil ich sie selbst noch nicht wirklich verarbeitet habe. Bis eben habe ich mir sehr viel Mühe gegeben, nicht an gestern zu denken.

„Ich habe Laura gestern meine Gefühle gestanden", erkläre ich schließlich ziemlich kurz. Lena reißt sofort die Augen auf und bleibt mitten im Gang stehen. Ich mache es ihr gleich, packt sie aber direkt am Arm, um sie wieder weiterzuziehen. So viel Zeit haben wir nämlich wirklich nicht mehr, um zu Frühstücken. „Und was hat sie gesagt? Was ist jetzt zwischen euch?", bricht es aus ihr heraus und sie richtet ihren Dutt noch mal neu. Etwas, das sie fast dauerhaft macht. Ich zucke einfach nur mit den Schultern. Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Es ging gestern nur darum, was wir fühlen und das reicht mir erstmal auch. Alles andere würde die Situation nur komplizierter machen und das brauchen wir beide gerade wirklich nicht. „Ich verstehe es nicht. Ihr beide habt Gefühle füreinander und ja früher ist einiges vorgefallen, aber ich merke doch wie sehr du immer noch an ihr hängst", möchte sie von mir wissen und ich beiße mir auf die Unterlippe. Es gibt einen Grund dafür, auch einen sehr guten, aber das kann ich ihr und schon gar nicht Laura erzählen.

2018 // laura freigangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt