꒰ ͜͡➸ N I N E T E E N

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Jeongguk POV:

Schon wieder stand ich also hier vor einer Praxis, und auch dieses Mal war ich mehr als nur nervös. Würde ich jemals wieder mein normales Ich zurück bekommen? Wäre ich je wieder in der Lage, einen Termin ohne vorherige schlaflose Nacht wahrzunehmen? Wahrscheinlich nicht. Ich stand vor der Praxis von Dr. Kim Seokjin und hatte vor gut 5 Minuten schon meinen Termin gehabt. Allerdings fehlte mir jeglicher Mut oder die Courage, diese verdammte Tür zu öffnen und einfach rein zu gehen.

Gerade, als ich mich umdrehen und einfach wieder gehen wollte, wurde ich unsanft angerempelt, von einem etwas kleineren Typen, der einen schwarzen Hoodie trug. Durch den Kontakt flog die Mütze von seinen Haaren und er schaute mich böse an, nuschelte etwas, was ich nicht verstand und starrte mich erneut für ein paar Sekunden an, ehe er dann Augen verdrehend in die Praxis ging. Dies nahm ich dann als eine Art Zeichen, auch wenn es wirklich freundlicher geht. Langsam betrat ich die Räumlichkeiten und schaute mich interessiert um. Wie auch bei Namjoon sah es hier nicht wie in einer typischen Arztpraxis aus, nein viel mehr wie in einer Art Café. Gemütlich und warm eingerichtet, schöne Bilder von Blumen und Wäldern an den Wänden hängen, während viele Sessel in einzelnen Gruppen standen.

Der Typ, den ich eben kennen lernen durfte stand gerade an der Rezeption und lächelte den Herren dort an, ehe er sich zu mir drehte und mich wieder von oben bis unten mit seinem verurteilenden Blick musterte. Ohne ihn weiter zu beachten sah ich den jungen Mann an, der mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen grüßte. „Mr. Jeon nehme ich an? Sie kommen von Dr. Kim sehe ich." sprach er, und ich nickte. „Das passt ja sehr gut, Yoongi, könntest du ihn bitte einfach mitnehmen? Dann kann ich hier weiter machen." sagte der Mann, und schaute in der Hälfte des Satzes du dem Typen, welcher mich so nett begrüßt hatte. Selbstverständlich ging mein Blick zu diesem Yoongi, der nur die Augen leicht verdrehte und etwas murrte, ehe er mir auf Gebärde deutete, ihm zu folgen. Okay, das hätte ich mit zwar denken können, aber dass er auch die Gebärden Sprache beherrschte war überraschend.

Während Yoongi also vor lief, trottete ich ihm hinterher, versuchte mir den Weg zu merken und mich nicht abhängen zu lassen. Entweder legte er es drauf an, so schnell zu laufen, oder er hatte von sich aus einfach einen sehr schnellen Gang. Nach ein paar mal abbiegen kamen wir vor einer Milchglas Tür an, die er öffnete und dann zur Seite trat. Sofort begegnete ich einigen interessierten Augenpaaren, von denen ich natürlich gemustert wurde. Und egal, wie oft das passierte, ich würde mich niemals gewöhnen können. Yoongi nahm auf einem der Sessel Platz und ich fühlte mich ein wenig verloren, bis ein relativ großer und auch verdammt gut aussehender Mann auf mich zukam.

„Hallo Jeongguk! Ich bin Dr. Kim Seokjin, aber du kannst mich gerne einfach nur Jin nennen. Ich freue mich, dass du her gekommen bist. Nimm einfach platz, wir wollten gerade anfangen!" legte er mir eine Hand auf die Schulter und schon mich sanft in die Richtung, wo noch ein Sessel frei war. „Danke." war alles, was ich noch sagte, ehe ich mich einfach setzte und gespannt war, wie das hier nun laufen würde. Und Jin fing direkt an auf Gebärde zu erzählen, dass wir uns heute mit dem Thema einkaufen beschäftigen, und jeder so seine kleinen Erfahrungen teilen sollte, wenn man wollte. Ja damit hatte ich tatsächlich schon meine Erfahrung gemacht. Aber ich schwieg. Direkt am Anfang meine Geschichte zu teilen? Nein danke.

Eine junge Frau neben mir erzählte, ebenfalls in Gebärde, von ihrem letzten Ausflug in die Shopping Meile. Sie hatte sich in einer Boutique beraten lassen, und berichtete nur positives. Im allgemeinen war die Gruppe wirklich sehr optimistisch, wie ich eine knappe halbe Stunde später gemerkt hatte. Keiner schien die Einschränkung als eben solche wahr zu nehmen. Selbst wenn das keinen wirklichen Sinn ergab, irgendwie machte mich das mehr als nur sauer. Wie konnten sie denn so tun, als wäre alles normal? Sollte das hier nicht eine Gruppe für Hilfesuchende sein? Anstelle von Hilfe wurde mir hier nur immer wieder aufgezeigt, was für eine Flasche ich wohl war. Jeder kam in dieser Lebenssituation klar, nur ich nicht. Keiner schien so mit der Sache kämpfen zu müssen wie ich. War ich so ein verdammter Versager?

Die Wut auf mich selbst stieg immer weiter, und ich fieberte dem Ende dieser Sitzung entgegen. Noch gut 10 Minuten, dann war ich frei. Mir war auch klar, dass dies meine erste und letzte Sitzung sein würde. Mit absoluter Sicherheit hörte ich mir das super leben der anderen nicht noch mal an, nur um mich dann schlechter als vorher zu fühlen. Da erweckte Seokjin wieder mein Interesse, da er mich ansah und nickte. „Willst du nicht auch etwas beitragen?" fragte er ermunternd, und ich fühlte mich fast schon schlecht, das ich eben noch so schlecht von ihm gedacht hatte. „Ich glaube nicht, dass ich etwas nützliches beitragen kann. Leider komme ich nicht so gut zurecht wie ihr alle." lächelte ich nur, während ich auf Gebärde antwortete. „Wie meinst du das?" fragte er erneut, und ich musste auflachen. „Ich kann nicht einfach irgendwo einkaufen, habe extreme Schlaf Probleme und werde wohl alleine sterben, da niemand so einen Krüppel wie mich lieben wird. Aber hey, ihr habt das alle ja sehr gut im Griff." redete ich nun, da mir die Gebärde für Krüppel nicht einfiel. Fast alle schienen jedoch meine Lippen gelesen zu haben, denn deren Gesichts Ausdruck sprach Bände.

„Jeongguk, du weißt das hier alle nicht erst seit gestern mit der Einschränkung zu kämpfen haben, und die erste Sitzung ist für niemanden leicht. Jeder hat sein Päckchen mit sich zu tragen, doch wir teilen auch mal gerne positive Erfahrungen, das wirkt oft Wunder." lächelte Jin, und mir war nicht klar, warum er noch so nett zu mir war. Noch bevor ich antworten konnte, sah ich dass Yoongi seinen Kopf schüttelte. „Soll er doch in seinem Selbstmitleid versinken, er zieht uns alle mit seinem Unsinn nur unnötig runter." zeigte er, und ich wäre ihm am liebsten an den Hals gesprungen. Seokjin schüttelte ebenfalls seinen Kopf und mahnte Yoongi, freundlich zu bleiben.

Das könnte ja was werden hier...

Silent ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt