꒰ ͜͡➸ T H I R T Y S I X

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Taehyung POV:

Meine Laune war wirklich so was von gut heute. Der Tag war wunderschön. Perfekt, herzallerliebst. Nein, jetzt mal Spaß beiseite. Ich hatte heute morgen erstmal so richtig schön verschlafen, danach war ich bei meinem Sprint ins Badezimmer auf einem nassen Handtuch ausgerutscht, hatte mir mein Knie angeschlagen, weshalb ich nun halb humpelte. Danach, als ich mit meiner Zahnbürste im Mund durch mein Zimmer huschte und nach Kleidung suchte, die noch brauchbar war, stieß ich mir meinen Kopf an einer offenen Schranktür. Also hatte ich nun eine Beule und ein kaputtes Knie. Juhu. Gerade war ich auf dem Weg zur Uni, um Jimin abzuholen. Wir hatten uns zum Shoppen verabredet, aber irgendwie wusste ich, dass er sich über meinen Bruder auskotzen wollen würde. Hatte ich nach deren Streit gestern Abend irgendwie im Gefühl.

Worum es dort ging? Nun, ich war ja jetzt niemand, der großartig Lauschte oder so.. Aber Yoongi hatte leider eine verdammt laute Stimme, da er es selbst einfach nicht gut einschätzen konnte, wie laut er gerade sprach. Im Prinzip war es nur so eskaliert, weil Jimin mitbekommen hatte, dass Yoongi noch Anti Depressiva nimmt. Ich wusste es natürlich, aber hielt es nicht für meine Aufgabe, Jimin von der Medikation meines Bruders zu erzählen. Warum genau Minnie da so ein Problem drinnen sah, ergab sich aus deren, nun sagen wir es mal, Gespräch. Jeongguk hatte wohl eine Überdosis von irgendwelchen Tabletten genommen, und seitdem hatte Jimin riesige Panik vor Tabletten. Es sollte mich eigentlich freuen, dass er sich solche Sorgen um meinen Bruder machte, denn das zeigte doch, dass er ihm wirklich am Herzen lag. 

Jedoch wusste ich, dass Yoongi das als eine Art Eingriff in sein Privates Ich sehen würde, als wenn ihm Jimin etwas vorschreiben will. Und davon war er noch nie ein Fan gewesen, er war immer mehr als unabhängig. Es hatte Jahre gedauert, bis er sich ein wenig von mir leiten lassen hatte, nachdem er damals so abgestürzt war. Wann genau die beiden sich dann beruhigt hatten, wusste ich nicht, da ich mir eine Badewanne eingelassen hatte und entspannte. Das erklärte auch die immer noch nassen Handtücher, welche mir heute morgen zum Verhängnis geworden waren. Ja, ich war nicht gerade die Ordnung in Person, das musste ich zugeben. Ich kam dann endlich an der Uni an, parkte das Auto von Yoongi, was er mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. 

Gerade, als ich abgeschlossen hatte und mich nach dem Freund meines Bruders umsah, erblickte ich den dunklen Haarschopf, der mich schon seit Wochen nachts nicht wirklich schlafen ließ. Jeongguk saß dort und hielt ein Buch in der Hand, während er mit seinen Kopfhörern mehr als nur abweisend den umherlaufenden Personen gegenüber war. Dieser Trick, er wurde doch niemals alt. Lächelnd lief ich einfach auf ihn zu, wollte mich an ihn ranschleichen, ehe mir wieder bewusst wurde, wie dumm das eigentlich war. Daher ließ ich es und blieb vor ihm stehen, bis er mich bemerkte. Als seine dunklen Augen meine trafen, strahlten sie in der ersten Sekunde Freude aus, und mein Herz machte Purzelbäume. Allerdings schlug die Freude direkt in Angst, ja sogar Panik über.

Schnell sprang er auf und sah sich um, ehe er mich an der Hand nahm und in eines der Gebäude zog. "Was machst du hier?" fragte er nervös, und ich konnte den Hauch Abneigung gegen mich in seiner Stimme nicht leugnen. "Ich wollte mich mit Jimin treffen, er sollte eigentlich.." fing ich an, doch Jeongguk schien nicht einmal zu versuchen, mich zu verstehen. "Du sollst nicht einfach überall auftauchen, wo ich bin!" fuhr er mich regelrecht an, was mich kurz inne halten ließ. "Also, ich meine, das hier ist eine Uni, ein öffentlicher.." versuchte ich wieder, noch mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Lächel, auch wenn dein Herz gerade schmerzt. Die deutliche Abneigung in seiner ganzen Handlung und Haltung machten es mir wirklich schwer, noch zu lächeln. Guk sah sich um, sah mich an, doch eher als würde er an mir vorbei schauen. "Das grenzt schon an Stalking.." murmelte er dann, und ich riss meine Augen auf. Stalking?

"Jeongguk, gehts dir gut?" fragte ich dann, und meine Laune sank in den Keller. Der Angesprochene schaute mich nun das erste mal so richtig an, und holte kurz tief Luft. "Taehyung, ich glaube wir sollten uns nicht mehr treffen." sagte er dann gerade heraus, was mir den Boden unter den Füßen weg zog. "Wie meinst du das?" fragte ich dann doch noch nach, mit einem letzten Funken Hoffnung. "Du erdrückst mich, und ich glaube du interpretierst mehr in uns, als ich es tue." sagte er, und auch wenn seine Stimme am Ende hin ein wenig abbrach, sein Blick blieb standhaft und er schien es absolut ernst zu meinen. Eigentlich wollte ich ihn einfach in den Arm nehmen, und hoffen dass er es nicht ernst meint.

Doch irgendwo hatte auch ich meinen Stolz, und als Stalker bezeichnet zu werden? Nein, das war einer zu viel. Aber ein aller letztes Mal wollte ich es doch versuchen. "Jeongguk, meinst du das ernst? Ich werde dich in Ruhe lassen, wenn du das wirklich möchtest. Du wirst kein Wort mehr von mir hören, wenn du das willst." verdeutlichte ich es ihm nochmal, griff hoffnungsvoll nach seiner Hand, welche er eine Sekunde lang in meiner liegen ließ, ehe er sie schnell wegzog. So, als hätte ich irgendeine ansteckende Krankheit. So wie die Kinder in der Schule damals vor mir weggelaufen sind, als ich mich geoutet hatte. Als hätte ich die Pest. "Lass mich einfach in Ruhe, verstanden!" rief er etwas lauter als vorher noch, was die Blicke der umstehenden Studenten auf uns zog, und ich schon hören konnte, wie das Tuscheln begann. 

Nachdem er sich von mir gerissen hatte, packte er sein Buch ein und wollte gerade weglaufen, da kam Jimin um die Ecke und hielt ihn fest, fragte, was mit ihm sei. Doch Jeongguk antwortete nicht und schaute noch einmal über seine Schulter zu mir, mit einem Blick voller Angst. Machte ich ihm etwa wirklich Angst? Er hatte sogar Tränen in den Augen, was mir mein Herz brach. Verdammt, ich war schon so tief in meinen Gefühlen für ihn gefallen, dass ich nicht mal mehr in Erwägung gezogen hatte, dass er nicht genauso fühlen würde wie ich es tat. Ich merkte, wie bei dem Gedanken auch meine Augen anfingen zu brennen, so dass ich auf den Boden schaute. "Tae? Was war hier los?" fragte mich Jimin dann, als er zu mir kam. Jeongguk war wohl schon weg, sonst hätte Jimin sich nicht direkt um mich gekümmert.

"Ich glaube, Jeongguk hat mit mir.. Schluss gemacht?" fragte ich ihn mehr, als dass ich ihm antwortete. Wir waren nicht mal wirklich zusammen, aber ich wusste dass Minnie mich verstehen würde. "Was hat er?" fragte er schockiert, und dass selbst sein bester Freund nicht glauben konnte, dass Jeongguk nichts mehr von mir wissen wollte, stimmte mich dann doch nachdenklich. Was war mit ihm los? Wieso schob er mich so plötzlich wieder von sich weg? "Können wir einfach los? Ich will nicht mehr shoppen, ich will nach Hause." bat ich Jimin, der natürlich sofort zusagte. Yoongi, ich wollte gerade einfach nur zu meinem Bruder. Auch wenn er und Jimin sich gestritten hatten, und er sicherlich nicht wirklich Lust hatte, ihn heute zu sehen, war ich in dem Moment einfach egoistisch. Ich wollte zu meinem Bruder und in seinen Armen mein kleines Herz bluten lassen, einfach weinen. 

Silent ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt