꒰ ͜͡➸ F O U R T Y O N E

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Yoongi POV:

Panisch schreckte ich aus diesem verdammten Albtraum auf, verzweifelt versuchte ich zu atmen, doch sogar das fiel mir schwer. Nervös suchte ich nach meinem Handy, nur um mich zu vergewissern, dass ich wach war. Taehyung. Er lebte. Das alles war nicht wirklich passiert, er war nicht gestorben. Seit dem Vorfall plagten mich die schlimmsten Träume, und ich kann nicht einmal in Worte fassen, wie realistisch sie waren. Ich hätte meinen Bruder fast verloren, und das sogar während ich einfach daneben stand. Zitternd tippte ich auf den Chat mit Tae, ehe ich ihm kurz schrieb ob alles gut sei. Wie durch ein Wunder kam er direkt online, und antwortete mir mit einem Foto von sich, wie er breit in die Kamera grinste. Mein Herzschlag beruhigte sich ein wenig, doch ich konnte noch nicht wirklich glauben, dass alles nur ein Traum war.

Viel zu real waren Taehyungs Augen, als sich der letzte Funken Leben aus ihnen verabschiedet hatte. Zu real, einfach viel zu viel für meine Seele. Wenn ich ihn wirklich verloren hätte, was dann? Tränen stiegen mir wieder in die Augen, und ich versuchte sie schnell weg zu wischen, auch wenn momentan niemand hier war, der mich sehen würde. Jimin und ich hatten uns in den letzten Tagen öfters gestritten, weil ich die Dosis meiner Medikamente erhöht habe, um mit dem erlebten irgendwie klar zu kommen. Es betäubte mich auf eine Art, die er einfach nicht nachvollziehen konnte. Dass er durch den Zwischenfall mit Jeongguk damals sehr misstrauisch gegenüber solcher Tabletten ist, war ja irgendwie logisch. Doch ich war verdammt noch mal kein kleines Kind mehr, und ich mochte es einfach nicht wie er mir vorschreiben wollte, was richtig und was falsch war.

Allerdings war ich bei unserem letzten Streitgespräch wohl ein wenig zu weit gegangen. Jimin hatte mich nach dem Krankenhausbesuch noch nach Hause gebracht, und eigentlich hatten wir geplant, den Abend zusammen zu verbringen. Seufzend setzte ich mich auf und wischte mir über mein Gesicht. Minnie wollte mich nur etwas fragen, ich weiß nicht mal was, als er meine Medikamente im Müll gesehen hatte. Sein verwundertes Gesicht, mit der Frage ob die schon leer seien, das alles hatte mich irgendwie provoziert. Dass er mein dummes Gemecker nicht verdient hat, steht außer Frage. Aber sein wütender Gesichtsausdruck, und die Worte, die er mir an den Kopf geworfen hat, es war alles zu viel. "DU WEIßT NICHT MAL VON WAS DU REDEST! DU WEIßT GAR NICHTS!" schrie ich ihn an, und von jedem sonst hätte ich erwartet, dass er defensiv werden würde, doch nicht von Jimin. Sauer fing er an, dass er es bei Jeongguk mit erlebt hatte, was Medikamente alles auslösen können.

"Wie gesagt, DU weißt gar nichts. Du tust so, als hättest du diese Probleme, aber du hast gar nichts. Jeongguk leidet, du selbst bist nur eine Nebenfigur, und tust so als ob du am schlimmsten dran wärst!" warf ich ihm an den Kopf, und in dem Moment war wohl der Punkt gekommen, an dem sogar Jimin mich aufgegeben hatte. Etwas in seinen Augen hatte sich verändert, als er sich weg drehte und anfing, seine Tasche zu packen. "Entschuldige, dass ich dich mit meiner Anwesenheit belästigt habe." sagte er nur und ging dann einfach, ohne noch etwas zu sagen. Mein dummer Stolz hatte mich daran gehindert, ihm einfach hinterher zu laufen und mich bei ihm auf Knien für diesen dummen Satz zu entschuldigen. Dieser elende Stolz ließ mich nun hier alleine sitzen und auf mein Handy starren, während mein Bruder gerade etwas tippte.

Hatte ich es mir total versaut? Vermutlich. In dem Moment leuchtete mein Handy auf. Tae hatte mir einen langen Text geschrieben. "Yoongles, auch wenn ich wie ein Psycho rüber komme, aber das was ich dir heute im Krankenhaus gesagt habe, war mein absoluter ernst. Niemals im Leben hätte ich es zugelassen, dass dieser Typ dich aus meinem Leben reißt. Niemals. Ich würde jederzeit mein Leben für dich lassen, du bist der wichtigste Mensch für mich. Egal was passiert, wie negativ du von dir denkst, und was du wohl für Unsinn gebaut hast, dass du mir Nachts schreibst. Du bist der ehrlichste und reinste Mensch, den ich kenne. Was du alles schon durchgemacht hast, was du überstanden hast, daran zerbrechen andere. Wer mit dir mithalten kann, wird dich auch immer lieben. Also mach dir keine Sorgen, alles wird gut. Und wenn es nicht gut wird, werde ich immer da sein, um dich in meine Arme zu nehmen und zu trösten. Ich liebe dich über alles mein Bruderherz, ich hoffe du weißt das." ich las die Nachricht sicher 10 mal durch, bevor ich mich dazu entschloss, mich anzuziehen, ohne Tae zu antworten.

Es war mitten in der Nacht, an einem Wochentag. Jimin hatte morgen Uni, und ich war gerade auf dem Weg zu ihm. Kalt, regnerisch und irgendwie trüb war es draußen, warum auch immer. Passte aber sehr gut zu meiner Stimmung. Als ich zu meinem Auto wollte, rannte ich vor der Haustür in jemanden, was ich eigentlich zuerst ignorieren wollte. Doch als ich die hellen Augen sah, und den verweinten Blick blieb mir fast mein Herz stehen. "Jimin..?" fragte ich, und war wohl mindestens genauso überrascht ihn hier zu sehen, wie er mich hier draußen anzutreffen. "Yoongie.." kam aus ihm, ehe ich ihn einfach in meine Arme zog, woraufhin er anfing zu zittern. Er würde doch nicht wegen jemandem wie mir Tränen vergießen? Mein schlechtes Gewissen fraß mich förmlich auf, und ich konnte nicht anders, als selbst wieder zu weinen.

Womit hatte ich jemanden so guten, so liebevollen verdient? Die Last auf meiner Schulter wurde immer schwerer, und ich konnte mich nicht mehr auf meinen Beinen halten. Fast schon jämmerlich, wie ich hier vor Jimin auf die Knie ging, doch ich hielt es nicht aus. Ich verbeugte mich tief vor ihm, und versuchte meine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. "Es tut mir so leid, alles. Es tut mir leid, was ich gesagt habe, ich ich... Ich weiß nicht, ich bin einfach ein Versager, ein Idiot und hab keine Ahnung wie ich mit meinen Gefühlen umgehen soll.. Ich.." stotterte ich am Ende, und hoffte einfach dass ich mich nicht so erbärmlich anhörte, wie ich mich fühlte.

Doch als ich dann spürte, wie ich in eine warme Umarmung gezogen wurde, wog die Last auf meinen Schultern gleich viel weniger. Jimin hielt mich einfach, und ich wusste dass alles gut werden würde. Womit hatte die Welt einen Engel wie Park Jimin verdient? Diese Frage würde wohl unbeantwortet bleiben. "Danke." war alles, was ich raus brachte, als er mir nach einiger Zeit auf die Beine half, nur um mich mit einem Kuss auf die Stirn anzulächeln. "Alles wird gut." sagte er nur, und ich nickte einfach. Es würde alles gut werden, da war ich mir absolut sicher.

Silent ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt