Jeongguk POV:
Es war einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Die Wärme von Taehyungs Hand in meiner, und wie er immer wieder sanft über meinen Handrücken streichelte. Mein Bauch kribbelte wie verrückt, als er mich immer mal wieder anlächelte, wobei ich nur damit beschäftigt war, ihn anzustarren. Noch nie in meinem Leben hatte ich jemanden gesehen, der so unfassbar schön war. Jimin und Yoongi wurden von mir vollestens ignoriert, all meine Aufmerksamkeit galt meinem Freund. Kurz musste ich kichern. Mein Freund. Das hörte sich noch immer so absurd an, und doch bewies seine Hand, die meine fest hielt dass es wirklich passiert war.
Der Verband um Tae's Oberkörper holte mich dann ein wenig von meiner Wolke 7 runter. Das war wirklich verdammt knapp. Es hätte so viel schlimmer ausgehen können. Taehyung könnte tot sein. Dieser Gedanke ließ mich zu Boden schauen. Und es wäre meine Schuld gewesen. Auch wenn jeder mir einzureden versuchte, dass es nicht wahr war, so stimmte es doch. Ich hätte einfach meine Eier zusammensuchen müssen und direkt zur Polizei gehen. Wovor hatte ich denn so große Angst gehabt? Am Ende war die Person, die mir so wichtig war verletzt worden. Alles, was ich eigentlich vermeiden wollte. Ich war einfach eine Katastrophe, und nun würde ich Tae mit in mein Katastrophen Leben rein ziehen.
Erst als Tae meine Hand ein wenig fester drückte, schaute ich ihn wieder an. "Was überlegst du da so angestrengt? Schimpfst du wieder mit dir selbst?" lächelte er, und ich lief knallrot an. Ertappt. Wieso kannte er mich nur so gut? "Ich hab doch gesagt, dass du dir darüber keine Gedanken machen sollst. Es war MEINE Entscheidung, mich da einzumischen. Also mein Fehler, wenn du es so sehen willst." wiederholte er seine Ansprache von vorhin erneut, und ich nickte einfach. Auch wenn ich es wohl sein lassen sollte, so fraß mich das schlechte Gewissen einfach auf. Darüber musste ich auf jeden Fall mit Namjoon reden, wenn wir unsere nächste Sitzung hatten.
Eine Hand wuschelte mir durch die Haare, und ein Seitenblick verriet mir, dass Jimin mich breit angrinste. "Er ist dermaßen verknallt, ich glaub du wirst ihn gut ablenken, damit er nicht wieder so schlecht von sich denkt." sprach er, und anstatt es zu leugnen oder Jimin anzumeckern, sagte ich einfach gar nichts. Er hatte doch recht. "Wow, er stimmt dir zu." antwortete Tae, und ich nickte zur Bestätigung einfach noch mal. Sollte der wunderschöne Mann vor mir ruhig wissen, wie verrückt ich nach ihm war. "Ich hoffe, du weißt dass du deine Aussage noch mal vor Gericht wiederholen musst.." mischte sich nun auch Yoongi in das Gespräch ein, was ich wieder mit einem nicken abtat. Ich hatte nach dem Vorfall der Polizei alles erzählt. Yun befand sich nun in U-Haft, und es sollte wohl in den nächsten Wochen zu einer Gerichtsverhandlung kommen, zu der wir alle als Zeugen geladen werden würden.
"Ich werd einfach alles erzählen, auch wenn ich ein wenig Angst hab, wenn ich ehrlich bin." gestand ich, und Yoongi schien ein wenig erleichtert, dass ich es einfach zugab. "Du bist ja nicht allein, wir werden alle da sein." legte Jimin mir eine Hand auf die Schulter und nahm mich kurz in den Arm. "Ich bin stolz auf dich, dass du es endlich gewagt hast, die Wahrheit zu sagen." sagte Tae dann, was ich mit einem schüchternen Lächeln abtat. Noch immer waren unsere Hände vereint, und ich konnte mir nicht vorstellen, seine Hand je wieder los zu lassen. "Komm, wir sollten die beiden ein wenig in Ruhe lassen. Guk, du kannst noch eine Stunde bleiben, dann ist die Besuchszeit vorbei." erklärte mir Jimin, nachdem er Yoongi an seinem Arm auf die Beine gezogen hatte.
Dieser war ein wenig mürrisch, wollte er doch sicherlich ein wenig Zeit bei seinem Bruder verbringen. Doch mein bester Freund schien ihm mit ein paar Blicken klar zu machen, dass Tae und ich ein paar Minuten zu zweit ganz gut gebrauchen konnten. "Bis morgen, schreib mir wenn du schlafen gehst." verabschiedete sich der Ältere von Tae, was dieser mit einem Lächeln gleichtat. "Bekomm ich noch eine Umarmung?" fragte er seinen Bruder dann, der ihn nur kurz musterte, ehe er meinen Freund in eine feste Umarmung nahm. Dass in dieser Umarmung mehr als nur eine Verabschiedung steckte, sah ich als Yoongi den Griff um Taehyung nochmals festigte, während er ihm wohl etwas zuflüsterte, denn Tae nickte kurz.
Jimin sah den beiden genauso liebevoll zu, wie ich es wohl tat. Diese beiden Menschen hatten unsere Leben so auf den Kopf gestellt, es war ein Segen dass wir sie kennen lernen durften. "Bis dann, Guk." wuschelte Yoongi mir dann zum Schluss auch noch mal durch die Haare, woraufhin ich ihn murrend verabschiedete. Warum wuschelten mir heute alle durch die Haare? Als wir dann alleine waren zog Taehyung mich zu sich, nur um sich fest an mich zu kuscheln. "Danke, dass du hier bist." sagte er, als unsere Gesichter noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren. Ohne darauf zu antworten suchte ich einfach noch mehr seine Nähe und verband unsere Lippen zu einem Kuss. "Du hast wohl unsere Leben gerettet." sagte ich dann, und er nickte kurz. "Gern geschehen." küsste er mich dann, ehe ich mich ein wenig näher an ihn legte.
Wie lange wir einfach so nebeneinander lagen, unsere Beine verschränkt, ich auf Taehyungs Arm, ich konnte es nicht sagen. Doch diese Schmetterlinge in meinem Bauch flogen wie verrückt umher, es war schon nicht mehr normal. Fast wäre ich eingeschlafen, wenn ich nicht durch ein Rütteln an meinem Oberarm davon abgehalten worden wäre. "Die Besuchszeit ist nun vorbei, verabschieden Sie sich bitte." sprach eine etwas ältere Krankenschwester, während sie mich nett anlächelte. Kurzerhand setzte ich mich auf, sah aber dass Tae wohl eingeschlafen war und stand leise auf. Ich schrieb ihm noch eine Nachricht, legte sie auf seinen Nachttisch und verließ dann das Krankenhaus. Es war schon dunkel draußen, und der kalte Wind wehte mir um die Ohren. Meine Wunde schmerzte noch ein wenig, und ich musst heute das Pflaster erneuern, doch das war alles nichts im Gegensatz zu dem, was hätte passieren können.
Lächelnd, mit einem wohligen Gefühl im Bauch machte ich mich auf den Weg nach Hause, mit der Gewissheit dass ich meinen Freund morgen wieder besuchen würde. Laut dem Arzt sollte er spätestens in 2 Tagen entlassen werden, wenn seine Wunde weiterhin so gut heilte, wie sie es bis dato tat. Auf dem Weg zur U-Bahn kam ich an einem kleinen Kiosk vorbei, in dem ich mir eine Dose Cola kaufte und ein Paket Ramen. Das würde gleich mein Abendessen werden. Ein Glück hatte Hoseok mit Jimins Hilfe meine Wohnung wieder einigermaßen in Ordnung gebracht, es war kein Blut mehr zu sehen. Allerdings war ich mir zu 100 % sicher, dass ich mir etwas neues suchen würde. Mein Studium rief förmlich nach mir, und als ich so an der Haltestelle saß entschied ich mich fest dazu, endlich wieder zur Uni zu gehen und meine Kurse zu belegen, damit ich wieder voran kam.
Das Schicksal hatte mir diese Chance gegeben, und ich würde sie mit Sicherheit nicht ungenutzt lassen.
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Silent ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ
FanfictionJeongguk ist ein Jura Student, wie er definitiv nicht im Buche steht: Er liebt das Feiern mit seinen Freunden, tut nur das nötigste um durch sein Studium zu kommen und lebt in den Tag hinein. Das alles ändert sich jedoch durch einen schicksalhaften...