Jeongguk POV:
"Das kann doch nicht dein Ernst sein?" kam es nur verwundert aus mir, als ich sah, wie Taehyung mit mir vor einer riesigen Kletterhalle stehen blieb. Es war an ihm, unser heutiges Date zu planen, und wer weiß warum er sich hierfür entschieden hatte. "Du magst sowas doch, hundertprozentig!" stieß er mir in die Seite, während ich ihn nur ungläubig ansah. Das war doch was ganz anderes als Bungee Jumping, das hatte mit Kommunikation zu tun, und da war ich ja bekanntlich momentan nicht so der Hammer drinnen. "Tae, ich.." wollte ich ihm meine Bedenken mitteilen, doch er zog mich schon in die große Halle rein.
Als er noch an der Anmeldung war, und den Eintritt bezahlte, konnte ich einen ersten Blick in die Halle werfen, und ich wusste, dass ich es lieben würde. Die große Wand, der Adrenalinkick und die Anstrengung in den Händen, die unterschwellige Angst, doch zu fallen, all das. Ich würde es einfach nur lieben, wenn da nicht mein Handycap wäre. Wenn ich nicht taub wäre und die Anweisungen vom Boden verstehen könnte. Ja, wenn. Noch während ich also die eigentlich wirklich tolle Idee meines Freundes bewunderte, griff er nach meiner Hand und zog mich mit sich. Auf eine Erklärung wartete ich vergeblich, doch als ich das große Schild mit 'Umkleide' sah, war die auch überflüssig. "Nervös?" fragte er mich dann, als er aus seiner Tasche eine Jogginghose für mich raus holte und sie mir gab.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das kann.." fing ich an, und mir war es einfach nur unangenehm, dass ich zugeben musste, durch meine Behinderung eingeschränkt zu sein. "Wieso? Ich dachte, das wäre total dein Ding.." sah mich Tae nun traurig an, und es tat einfach weh, ihn so zu sehen. Er hatte sich wirklich Gedanken gemacht, und ja eigentlich voll meinen Geschmack getroffen. Doch.. Ich.. Naja, war halt einfach Eingeschränkt. "Ich hab einfach nur Angst.. Naja..? Dass ich nicht mitbekomme, wenn etwas ist, wenn ich da oben bin." gab ich einfach zu, denn es machte keinen Sinn, es noch weiter zu leugnen.
Taehyung legte seine Hand auf meinen Unterarm und drückte mir ein Armband in die Hand. "Hier, wenn ich auf mein Armband drücke, vibriert deins. Das heißt dann, dass du kurz zu mir schauen sollst, damit ich dir zur Not etwas per Gebärde erklären oder sagen kann. So musst du dir keine Sorgen machen und kannst komplett abschalten." lächelte er dann, und drückte auf das Armband, welches ich vorher noch nicht bemerkt hatte. Und direkt vibrierte das Gegenstück in meiner Hand. Mein Herz sprang fast schon aus meiner Brust, und ich merkte wie sich meine Augen mit Tränen füllten. "Danke.." schaffte ich dann noch raus zu bringen, ehe ich merkte wie mein Freund mich in seine Arme zog. Dankend versteckte ich mich an seiner Halsbeuge, versuchte mich zu beruhigen und zum Glück schaffte ich es recht schnell.
Der Nachmittag verging unfassbar schnell, und ich konnte wirklich meinen Kopf ausschalten, genauso wie Taehyung es gesagt hatte. Es hatte zwar nur einen kurzen Moment gegeben, in dem mein Freund eingreifen musste, aber das war nicht der Erwähnung wert. Laut des Trainers war ich zu weit oben, doch Tae konnte ihn davon überzeugen, mich ruhig machen zu lassen. Und da ich abgesichert war hatte ich auch keine Angst. Mein Körper war angespannt, aber es war eine positive Art des Kaputt seins, auch wenn das nicht viel Sinn ergab. "Danke Tae, das war wirklich einfach unglaublich.." bedankte ich mich bei ihm, indem ich mich fest an ihn dranhing. Dadurch konnte ich nicht sehen, ob er mir antwortete, doch ich würde ihm sicherlich nicht mehr von der Seite weichen heute.
"Na, mit wem schreibst du denn da?" schaute ich über meine Schulter zu Taehyung, der an seinem Handy saß und lächelte. "Mit Yoongi." antwortete er mir direkt und packte sein Handy auf den Tisch, während ich gerade dabei war unser Abendessen zu machen. Ehrlich gesagt hätte ich nicht einmal mit einer Antwort gerechnet, auch wenn ich die ganze Zeit am Grübeln war, wer ihn wohl so zum grinsen bringen konnte. "Grüß ihn gern mal von mir." redete ich vor mir hin, als ich schon zwei Arme um meinen Bauch spürte. Tae kuschelte sich an mich und gab mir sanfte Küsse in den Nacken, die mir eine Gänsehaut am ganzen Körper bescherte.
Still wartete ich ab, während er einfach an mir klebte. Wie sehr ich die Nähe zu ihm genoss konnte ich nicht in Worte fassen, denn es war noch immer absolut surreal für mich, dass er wirklich mein Freund war. Ich ließ von den Tellern ab und drehte mich in seiner Umklammerung, nur um meine Hände in seinen Nacken zu legen und ihn breit anzugrinsen. "Hi." sagte er dann, als er sich zu mir vorlehnte und mich sanft küsste. "Hey." antwortete ich, und musste ein wenig dümmlich dabei grinsen. Wie zwei verliebte Vollidioten standen wir hier, eng umschlungen und nichts anderes im Kopf, als uns. Auch nicht das überkochende Nudelwasser, welches Taehyung mit panisch aufgerissenen Augen bemerkte, und den Topf schnell von der Kochstelle nahm.
Ja gut, das war wohl wieder einer der Nachteile, wenn man nichts hörte. Wie oft mir in den letzten Monaten Sachen übergekocht waren konnte ich kaum aufzählen. Mein Herd sah manchmal aus, das wollte niemand sehen. "Tut mir leid.." murmelte ich dann, als ich anfing die Sauerei weg zu machen. "Wieso dir? Du hast doch nichts gemacht.." meinte Tae nur, nachdem er mir den Lappen abgenommen hatte und den Boden wischte. "Ich hätte aufpassen sollen." war ich ehrlich, und mein Freund sah mich über die Schulter skeptisch an. "Das hätte ich auch können, aber ich war mit meinem wunderschönen Freund beschäftigt." grinste er dann nur, was mich knallrot werden ließ. Seit wann war ich denn bitte so schüchtern, wenn es um Komplimente ging?
Nachdem wir das Chaos besiegt hatten und unser Pesto auch fertig war, machten wir es uns auf meinem Sofa gemütlich. Es gab doch nichts besseres, als den Abend gemeinsam auf dem Sofa zu verbringen. Und wenn es dann auch noch so ein unfassbar schöner Tag war, der in einem kuscheligen Abend auf dem Sofa endete, war doch einfach alles perfekt, oder?
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Silent ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ
FanfictionJeongguk ist ein Jura Student, wie er definitiv nicht im Buche steht: Er liebt das Feiern mit seinen Freunden, tut nur das nötigste um durch sein Studium zu kommen und lebt in den Tag hinein. Das alles ändert sich jedoch durch einen schicksalhaften...