꒰ ͜͡➸ S E V E N T E E N

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Jeongguk POV:

Es waren nun ein paar Wochen vergangen, und ich hatte bereits einige Sitzungen bei Dr. Kim hinter mir. Auch wenn ich anfangs mehr als nur skeptisch war, so hat sich doch relativ schnell gezeigt, dass mir diese Sitzungen halfen. Ich war viel entspannter, auch in stressigen Situationen. Seitdem ich bei Dr. Kim war, hatte ich nur eine einzige Panikattacke, und die ging leider voll und ganz auf meine Kappe. Yun hatte mich angesprochen, als wir uns zufällig in der Stadt über den Weg gelaufen waren, und unser Gespräch war nicht gerade freundlich verlaufen. Anscheinend stand er nun vor seinen anderen Freunden blöd da, weil ich den Kontakt mit ihm beendet hatte. Wie es aussah, wussten sie nicht wirklich viel über den Unfall, aber konnten es sich nun wohl selbst zusammen reimen.

Was uns zu einem Streit führte, der mich so richtig überfordert hatte. Trotz meiner aufkommenden Panikattacke hatte ich es geschafft nach Hause zu kommen, und hatte direkt Dr. Kim geschrieben. Er hatte mir mal seine private Nummer aufgeschrieben, für den Fall aller Fälle, wie er sagte. Dass ich nach diesem Vorfall wieder gut 2 Wochen nur zu Hause saß, konnte man sich dann ja denken. Heute hatte ich allerdings meinen gesamten Mut zusammen gekratzt und Hoseok geschrieben, ob er sich nicht mit mir treffen wollen würde. Nachdem wir uns zufällig getroffen hatten, waren wir ein paar mal was zusammen Essen gewesen und hatten in Ruhe über alles geredet, wir waren wohl wieder bei so etwas wie vor dem Streit. Allerdings hing von meiner Seite aus noch immer das schlechte Gewissen, die Beziehung zwischen Jimin und Hobi zerstört zu haben, über uns.

Jimin und auch Hoseok hatten mir zwar bestätigt, dass sie nicht mal zusammen waren, aber ich war einfach felsenfest davon überzeugt, dass nur ich der Grund war, wieso es nicht so weit gekommen ist. Genervt von meinem Gedankenkarussel stand ich nun vor der Bäckerei, in der ich mich mit Hoseok auf einen Kaffee verabredet hatte. Meine Kopfhörer in den Ohren versuchte ich mich einfach so normal wie möglich zu verhalten, da meine innere Unruhe und das Warten auf meinen Kumpel mich nervös machten. Tief ein und ausatmend stand ich nun da, versteckte immer wieder meine Hände in meinen Hosentaschen, nur um in der nächsten Sekunde mein Handy raus zu holen und auf die Uhr zu schauen.

2 Minuten war Hoseok schon zu spät, und ich war sonst definitiv nie der Typ Mensch, der sich über sowas aufregte, nein, ich war eher der, der zu spät kam. Aber heute war ich irgendwie so angespannt, da es nun mal das erste Mal war, dass ich nach der letzten Panikattacke raus ging. Gerade, als ich mein Handy wieder in meine Hosentasche packte, und nervös aufblickte, sah ich ihn. Mein Herz blieb kurz stehen und ich konnte das Blut durch meine Ohren rauschen hören. Ein paar Meter von mir entfernt stand ein junger Mann, etwa mein Alter würde ich sagen. Schwarze Haare, dunkle Augen und ein so breites Lächeln auf den Lippen, dass ich fast selbst hätte lächeln müssen. Er schaute kurz in meine Richtung, schenkte mir dieses einmalige Lächeln, ehe er wohl von jemandem gerufen wurde, denn er drehte sich um und ich kam erst dann wieder im hier und jetzt an.

Los, hinterher! Das war mein einziger Gedanke, der mich wie in Trance schnell meine Füße in Bewegung setzen ließ. Doch bevor ich bei dem mir unbekannten Mann ankam, lief ich in jemanden rein. Erschrocken schaute ich die Frau an, der ich gerade wohl wegen meiner Faszination für diesen Mann den Kaffee über ihre Sachen gegossen hatte. "OH MEIN GOTT IST DAS DEIN ERNST!?" schrie sie, und ich konnte das pure Entsetzen in ihrem Gesicht lesen, als sie mich ansah. Mina. "Jeongguk?" fragte sie, und ich konnte einfach nichts sagen. Stumm wie ein Fisch öffnete ich kurz meinen Mund, schloss ihn dann aber direkt wieder. "Was machst du hier?" fragte sie, und ich blickte nochmals hinter sie, auf der Suche nach dem Mann, der jedoch weg war. Mina jedoch schien gedacht zu haben, dass ich die junge Frau hinter ihr angeschaut hatte, und fing an zu lachen, was meine Aufmerksamkeit wieder zu ihr lenkte.

"Du bist doch jetzt taub, nicht?" grinste sie und ich nickte wieder. "Stumm auch?" lachte sie wieder, und ich konnte meine Verachtung gegen sie kaum zurück halten. Klar, ich hatte sie nicht besonders Gentleman like behandelt, aber ich hatte ihr nie falsche Hoffnungen gemacht. Ich war immer ehrlich zu ihr gewesen. "Was willst du?" fragte ich nur, während ich mich nach Hoseok umsah. Komm schon, jetzt war der perfekte Zeitpunkt, aufzutauchen... "Ich meine, du wirst sicher niemals wieder jemanden finden, schau dich doch mal an." sprach Mina, und ich verfluchte mich, dass ich es nicht sein lassen konnte, ihre Lippen zu lesen. "So ein herunter gekommener Krüppel wie du, du wirst doch als Single sterbe.. Wer würde schon freiwillig so nen Pflegefall als Partner wollen?" sprach sie weiter und fand sich selbst wohl sehr witzig, denn sie fing wieder an zu lachen.

Mir war das mehr als genug, denn diese Worte trafen mich ganz tief in der Seele. Allerdings musste ich zugeben, dass sie doch recht hatte. Wenn wir das alles mal realistisch sahen, was hätte ich denn zu dem Mann gesagt, wenn ich ihn erwischt hätte? Hallo, ich bin Jeongguk, ich hab keine Ahnung, was du da sagst, ich kann nichts hören und hab Schlafstörung aufgrund eines Traumas, gepaart mit vereinzelten Panikattacken. Wollen wir nun einen Kaffee trinken? Ja, genau. Das sind doch die Anmachsprüche, auf die die Menschheit gewartet hat. Innerlich verfluchte ich mich wieder einmal selbst, und drehte mich einfach von Mina weg. Hoseok würde schon gleich da sein, da könnte ich auch um die Ecke warten. Mina jedoch griff nach meinem Arm, und zerrte mich so sehr, dass ich sie wieder ansehen musste. "Lass mich los." sagte ich nur ruhig, da ich wirklich keine Lust auf noch mehr Aufsehen hatte.

Die Leute um uns herum schauten schon wieder so dumm, dass ich merkte, wie mir wieder komisch wurde, und ich hatte nun wirklich keine Lust auf eine erneute Panikattacke. Doch bevor Mina mir antworten konnte, wurde sie zur Seite geschubst. "Hast du keine Ohren!" las ich Hobis Lippen, und war wohl noch nie so froh, dass es ihm egal war, dass Mina eine Frau war. Seiner Meinung nach hatte niemand das Recht, jemand anderen grob anzufassen oder sonstiges. Auch sie nicht, nur weil sie eben eine Frau war. Überdramatisch ließ Mina sich auf den Boden fallen und schrie irgendwas, ich machte mir aber nicht die Mühe es zu verstehen, sah nur ihren wütenden Gesichtsausdruck. "Tut mir leid, Guk. Ich musste noch was klären." nahm Hobi mich am Arm und wir gingen zusammen weg.

"Lass uns einfach zu mir nach Hause, okay?" beschloss Hoseok einfach, und ich war natürlich damit einverstanden. Das würde wohl wieder ein paar Tage für mich zu Hause bedeuten, manchmal war die Menschheit einfach zu anstrengend. Wir machten uns also auf den Weg zu Hobi Hyung, und wir sprach nicht wirklich viel. Ich musste das alles erstmal irgendwie verdauen, und ich dachte, Hyung wusste nicht wie er mit mir umgehen sollte. Als wir dann jedoch bei Hoseok ankamen, erwartete mich dort eine Überraschung. Jimin wartete schon auf uns, er hatte Kuchen dabei und begrüßte uns beide normal, als wäre es nicht das erste Mal seit Wochen, dass wir zu dritt hier standen. "Wir wollen dir einfach klar machen, dass alles okay ist. Hoseok und ich haben miteinander gesprochen, und es ist alles in Ordnung. Wir sind immer noch beste Freunde, und das wird sich auch nicht ändern." erklärte mir Jimin, während wir gemeinsam in die Wohnung von Hoseok gingen.

"Ich bin auch vor 2 Tagen wieder hier eingezogen." lächelte Minnie, und mir fielen wohl gefühlt ein paar tausend Steine vom Herzen. Auch wenn die beiden wohl noch lange nicht wieder da waren, wo sie früher mal standen, so sah ich, dass der Umgang der beiden nicht irgendwie zwanghaft war, sondern ganz normal freundschaftlich. "Du wirst nicht glauben, was eben passiert ist, Mina hat.." fing Hoseok an, und machte den Kaffee für uns, während er mit Jimin in der Küche stand und ihm von dem Vorfall berichtete. Ich hatte mich auf das Sofa gesetzt und beobachtete meine besten Freunde, die sich natürlich tierisch über Mina aufregten. Ja, es wurde so langsam immer normaler. Die Worte meiner Ex Liebschaft jedoch hallten noch immer in meinem Kopf. Sie hatte ja recht, wenn ich ehrlich war. Liebe? Das war für mich wohl Geschichte.

Silent ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt