𝕿𝖗𝖆𝖎𝖙𝖔𝖗 (𝕭𝖎𝖑𝖑𝖞 𝕳𝖆𝖗𝖌𝖗𝖔𝖛𝖊 / 𝕰𝖉𝖉𝖎𝖊 𝕸𝖚𝖓𝖘𝖔𝖓)

☪ 07

Nachdem Billy sich auf den Weg gemacht hatte, um sich etwas zum Anziehen zu besorgen für heute Abend, war Wina in ihr Zimmer gegangen. Kurz hatte sie mit dem Gedanken gespielt rüber zum Hellfire Club zu gehen, doch sie war sich nicht sicher ob sie jemand überhaupt da haben wollte.
Immer noch raste ihr Herz, von der unerwarteten Begegnung mit Eddie. Sie hatte eher mit Max gerechnet, als sie die Tür öffnete, niemals mit Eddie Munson persönlich.
Immerhin hatte sie sich vorhin ein Oberteil von ihm übergezogen, was nach ihm gerochen hat. Nachdem sie Billy quasi ihre Familiengeschichte aufgedrängt hatte, brauchte sie einfach etwas, was ihr Sicherheit und Geborgenheit vermittelte.
Eigentlich hatten Billy und sie sich vorher auf einen ruhigen Abend geeinigt. Ihr war nicht nach Ausgehen, vor allen nicht ins Hide Out wo die Jungs auf der Party des Jahres auftraten. Doch jetzt hatte sie fest zugesagt und konnte nicht mehr kneifen. Nicht, nachdem Billy die Eifersuchtsnummer mit Eddie abgezogen hatte.
Trotzdem wurde ihr ganz flau im Magen, als sie an die Party heute Abend dachte. Immerhin würde auch sie da sein. Nicht mal in Gedanken schaffte Wina es, den Namen ihrer ehemaligen besten Freundin zu benutzen. Der Verrat von beiden zog ihr noch immer den Boden unter den Füßen weg. Trotzdem wollte sie das letzte Jahr nicht mit Trübsal verbringen. Nach diesem Jahr würde sie endlich ihren Abschluss in der Tasche haben und auf ein gutes College gehen. Sie warte nur noch auf die Rückmeldungen der wirklich großen Colleges. Bisher war noch keine einzige Absage dabei gewesen, obwohl sie locker um die 50 Bewerbungen geschrieben hatte. Eddie hatte keine geschrieben, aber war bei jedem neuen Brief der eintrudelte noch aufgeregter als Wina. Jedes Mal, war er ganz euphorisch und schaute nach, wie weit es von Hawkins weg sein würde. Umso weiter es wegging umso begeisterter wurde er. Eddie wollte diese Stadt genauso schnell hinter sich lassen wie sie. Gareth hatte sogar für ein paar Colleges zusagen bekommen, die auch auf Winas Liste lagen. Die Alternative, mit ihm zusammen wegzugehen und eine WG zu gründen, fand sie auch verlockend, sie wollte nur auf eine Rückmeldung von Yale warten. Immerhin war das ihr Traum College.
Sonst hatte sie auch eine Zusage der Stanford University in Kalifornien, die zur Verwunderung aller, auch Gareth angenommen hatte.
Auch wenn sie nicht mehr mit Eddie zusammen war, tröstete sie der Gedanke etwas, mit seinem besten Freund zu studieren. So würde sie auf der einen Seite nicht ganz alleine in eine neue Stadt gehen, während sie auf der anderen Seite immer noch Dinge über Eddie mitbekommen würde. Sie war noch nicht bereit, ihn komplett loszulassen. Auch wenn sie gerade Ablenkung in Billy fand, gehörte ihr ganzes Herz Eddie. Fünf gemeinsame Jahre lässt man nicht einfach so fallen.

Wütend über sich selber, entschied Wina sich unter die Dusche zu stellen. Sie hatte seit gestern Morgen nicht mehr geduscht. An ihren Körper musste immer noch der Schweiß von gestern Nacht kleben und bestimmt stank sie fürchterlich.
Ohne zu Zögern entledigt sie sich ihrer Kleidung und steigt in die Dusche.
Das eiskalte Wasser, sorgte dafür, dass sie endlich wieder etwas klarer denken konnte.
Um warmes Wasser zu bekommen, müsste sie mindestens 10 Minuten warten und dafür brachte Wina nur im Winter Geduld auf.
Leise fluchend, schäumt sich die junge Frau ihre Haare ein. Sie schämt sich immer noch, dass Eddie sie so leicht aus ihrer Reserve locken kann.

Ein Blick in seine braunen Augen und sie war dahin geschmolzen. Wäre Billy nicht da gewesen, hätte sie wahrscheinlich weinend in seinen Armen gelegen.
Das kalte Wasser abstellend, klettert Wina aus der Dusche und wickelt sich in ein großes Handtuch ein. Genervt ließ sie das Wasser von ihre kinnlangen hellbraunen Haaren einfach auf ihre Schultern Tropfen. Normalerweise würde sie sich noch ein zweites Handtuch um ihre Haare wickeln, aber heute störte es sie nicht.
In Gedanken war sie immer noch bei der Frage von Eddie. Auf der einen Seite wünscht sie sich einfach nur, dass Eddie sie dabei haben möchte, wenn er heute mit Corroded Coffin spielt. Doch eine leise Stimme tief aus ihrem Unterbewusstsein, flüsterte ihr zu, dass er sie gar nicht da haben wollte.
Verzweifelt biss sich Wina auf den Lippen herum, bevor sie eine Entscheidung traf.
Mit vorsichtigen Schritten tappst sie zum Telefon und wählt die viel zu vertraute Nummer.
"Cunningham"
Leise muss Wina schlucken. Sie hatte eigentlich gehofft, dass die Mutter von Chrissy ans Telefon geht und sie nicht direkt ihre ehemalige beste Freundin am Telefon hat.
"Hey Chrissy, hier ist Wina."
Am anderen Ende, der Leitung bleibt es so lange still, dass Wina sich genötigt fühlt weiter zu sprechen.
"Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend ins Hide out gehst?"
Mit jedem Wort wurde die Stimme von Wina leiser und vorsichtiger.
Ein Aufstöhnen kommt ihr aus der Leitung entgegen.
"Natürlich werde ich da sein. Immerhin feiern meine Freunde..."
Wina konnte nicht anders, als ihr ins Wort zu fallen.
"Du meinst wohl eher die Freunde von Jason, richtig?"
"Nein, Wina, es sind auch meine Freunde. Im Gegensatz zu deinen. Immerhin bist du nicht mal mehr im Hellfire Club. Ich glaube auch nicht das Eddie dich dabei haben will. Niemand will dich dabei haben", Chrissy Stimme zittert leicht vor Zorn.
Wina treten die Tränen in die Augen, bevor sie langsam den Telefonhörer auf die Gabel legt.
Die junge Frau lässt sich, ganz nach Liebesfilm Art, die sie doch eigentlich so sehr hasste, weinend an der Wand runtergleiten.
Innerlich zerbricht in ihr jede Hoffnung, jemals wieder zu Eddie zu finden.

Ein Blick auf die Uhr, verrät ihr, dass sie schon etwa zehn Minuten hier sitzt und heult. Genervt über sich selber wischt sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und rappelt sich vorsichtig wieder auf.
Vor dem jetzigen Anruf graut es ihr sogar noch mehr als den, denn sie schon hinter sich hat.
Vorsichtig schlägt Wina das Telefonbuch auf und fährt mit dem Finger langsam nach der richtigen Nummer über die Zeilen.
Kurz stoppt sie, so als ob sie es sich anders überlegt hat, aber ihr ist klar, dass der Anruf das einzige richtige ist.
"Hargrove."
Eine tiefe Männerstimme, die sich fast schon wütend anhört, lässt Wina zusammen fahren.
Auch wenn sie den Vater von Billy noch nie gesehen hat, reicht seine Stimme aus, um Wina einen Schauer über den Rücken zu jagen.
"Hallo Mr Hargrove. Hier ist Wina eine Klassenkameradin von Billy. Könnte ich ihn vielleicht sprechen?", es kostet sie ihre ganze Kraft möglichst nett und freundlich zu klingen, sonst hatte sie bestimmt nicht den leisesten Hauch einer Chance, jemals Billy ans Telefon zu bekommen.
Sie konnte deutlich hören, wie der Vater von Billy durchs Haus brüllte
"Billy, eine deiner Schlampen ist am Telefon. Sag ihnen, dass sie hier nie wieder anrufen sollen."
Für einen kurzen Moment, spielte sie mit dem Gedanken einfach aufzulegen und mit Billy wirklich im Hide Out aufzutauchen, doch genauso schnell hatte sie den Gedanken begraben.

Ungeduldig tapst Wina von einem Bein aufs andere, bis sie endlich Billys Stimme durchs Telefon vernehmen konnte.
"Ja?"
Er klang genauso genervt, wie sie es von ihm gewohnt war.
"Hey Billy. Ich bins. Ähm dumme Sache, aber heute Abend, ich komme nicht mit."
Eigentlich hatte sie erwartet, dass Billy jetzt nachfragen würde, warum sie nicht mitkommt, dabei legte er, ohne noch einen Ton zu sagen einfach auf.
Innerlich verfluchte Wina sich selber dafür, dass sie alle Leuten seid der Trennung vor den Kopf stieß.
Vorsichtig ging Wina in ihr Zimmer und ließ sich trotz der nassen Haare in ihr Bett fallen, bevor sie sich die Decke über den Kopf zog und anfing sich die Augen aus dem Kopf zu heulen.