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Es war zwecklos ihm jetzt, nach allem was er bereits durchgemacht hatte, irgendeine Geschichte aufzutischen.
Sebastian hatte die Wahrheit verdient und zwar die ganze. Auch wenn das am Schluss eventuell die Konsequenz hätte dass er sich von mir abwenden würde.

"Ich bin... nein ich war Stella", antwortete ich ihm leise und Sebastian sah mich jetzt mit zusammengekniffenen Augenbrauen an bevor ich leise weitersprach.

"Ich war sechzehn, gerade mit der Schule fertig und hatte den Traum eine berühmte Fotografin zu werden.
Doch kein einziges Fotostudio wollte mich ausbilden und meine Eltern konnten sich die teure Ausrüstung nicht leisten. Also beschloss ich, mir einen Job zu suchen damit ich mir die Kamera selber kaufen konnte. Ich las diese völlig harmlose Anzeige in der Zeitung das eine Agentur hier in New York Nachwuchsmodels sucht. Da ich die entsprechenden Maße hatte und laut anderen eine Schönheit wäre, bewarb ich mich mit drei Bildern von mir und wurde auch promt zu einem Gespräch eingeladen. Kurze Zeit später unterschrieben meine Eltern den Vertrag, doch leider ohne das Kleingedruckte zu lesen. Denn dort stand drin das man mich nicht nur als Model buchen kann sondern auch für diverse private Veranstaltungen oder als Begleitung. Doch es waren nicht etwa Prominete die uns buchten sondern die wirklich reichen zum Teil alten Säcke im Hintergrund. Firmenbosse, Musikproduzenten, Agenturbesitzer, Lobbyisten oder einfach nur die, die durch Glück an der Börse reich wurden oder reich geerbt hatten.
Die ersten Partys waren noch relativ harmlos, doch mit meiner Volljährigkeit geriet ich in den dunklen Sumpf, kam zum erstenmal mit Kokain in Berührung und wurde zur Edelprostituierten der Reichen und Mächtigen in New York.
Von da an war ich nicht mehr Manou Lecó sonder Stella Love.
Die Sucht war schuld das sie mit mir machen konnten was sie wollten und nicht gerade selten endete das ganze in einer Orgie oder meine Freier wurden gewalttätig. Doch alles passierte immer auf freiwilliger Basis.
Bis zu dem einen Abend als ein reicher Agenturchef mich in seinem Büro ohne Kondom vöglen wollte. Das war eine von zwei Bedingung die ich an meine Freier hatte. Niemals ohne Kondom. Die zweite war mein Stop oder Nein zu akzeptieren wenn ich etwas nicht wollte.
Dieser Freier aber meinte das Recht zu haben das zu tun was er wollte, denn schließlich würde er ja auch für mich zahlen. Also nahm er sich mit Gewalt das was er wollte und vergewaltigte mich."

Ich musste eine Pause machen, weil die Demütigung und der Schmerz immer noch so tief saßen, dass es mir erneut die Tränen in die Augen trieb die jetzt unkontrolliert liefen.

Sebastian der bis hierhin geduldig zugehört hatte, rutschte jetzt ein wenig näher, schob seinen rechten Arm unter meinen Kopf während er die linke auf meinen unteren Rücken legte und mich an sich ranzog.

Es war das erstemal seit zehn Jahren das ich mit jemanden anderem darüber sprach. Das erstemal seit langem das ich so etwas wie Geborgenheit fühlte. Hemmungslos weinte ich an Sebastians Brust, der mir die ganze Zeit beruhigend über den Rücken streichelte.

Langsam wurde ich ruhiger und die Tränen hörten auf zu laufen sodass ich weiter reden konnte, jedoch ohne mich aus seiner Umarmung zu lösen.

"Als er dann endlich von mir abließ, stürmte ich unter Schock aus seinem Büro und lief auf dem Flur seinem Sohn in die Arme. Das war der Moment in dem ich Phil kennenlernte. Er merkte direkt das etwas vorgefallen war und als ich seinen Verdacht bestätigte setze er mich auf einen der Stühle im Flur und sagte das ich hier warten solle.
Er stürmte in das Büro seines Vaters und schon begann das wütende Geschreie. Danach nahm Phil mich mit in seine Wohnung und kümmerte sich um mich. Er half mir durch den Entzug und war zu jeder Zeit für mich da. Ich erzählte ihm alles was in den letzten drei Jahren passiert war und in ihm brodelt es.

Manou, wir müssen diesen Drecksagenturen endlich das Handwerk legen. Meinst du, du hälst es noch ein paar Monate aus bis wir genügend Beweise gegen sie gesammelt haben? Ich verspreche dir danach wirst du so etwas nie wieder tun müssen.

Das waren seine Worte und ich ließ mich darauf ein. Für vier weitere Monate spielte ich noch Stella Love und sammelte so viele Beweise wie möglich. Während ich mit den Agenturbossen schlief entlockte ich ihnen ein Geheimnis nach dem anderen das ich auf Tonband aufnahm. Nach dem Sex, der meistens in ihren Büros stattfand, gab es einen Drink aus meinem Flachmann der mit K.O. Tropfen angereichert war. So konnte ich dann in aller Ruhe nach noch mehr Beweisen für ihre dubiosen Machenschaften zu suchen.
Nachdem ich genug davon gesammelt hatte, kaufte Phil mich aus meinem Vertrag raus und wir fingen an einen Plan zu schmieden. Daraus entstand dann der Gamechanger. Es lief alles ganz wunderbar und Phil sorgte dafür das ich von den besten Fotografen lernen konnte.
Wir verliebten uns ineinander und ich war rundum glücklich, bis zu dem Tag als ich herausfand was er mit den Informationen wirklich im Sinn hatte.
Während ich dachte das die Bilder reichen würden und daraufhin die Verträge aufgelöst wurden, waren es in Wirklichkeit Phils miese Erpressungen im Hintergrund.
Ich wollte damit nichts zu tun haben und versuchte aus der ganzen Sache auszusteigen, doch Phil machte mir schnell klar das ich bereits viel zu tief mit drinhängen würde. Tja und so ließ ich es dann einfach weiterlaufen.
Ich bekam das Geld von unseren Kunden während er sich das von den Erpressungen einsteckte. Irgendwann hatte er dann die Gelegenheit eine Firma zu erben, dafür musste er nur Cäcilia Banks heiraten und von da an lief alles unter dem Deckmantel seiner Firma. Phil und ich trennten uns zwar aber die Finger voneinander lassen konnten wir nicht. Für Cäcilia war das alles kein Problem sie genoss weiterhin alle Vorteile und lebte ihr Leben als wäre sie Single. Phil behandelte mich weiterhin gut und hatte mich in kürzester Zeit zur begehrtesten Fotografin in ganz New York gemacht.
Ich genoss die Gesellschaft der Stars und lernte viele nette Menschen kennen denen ich auf verschiedenste Weise helfen konnte ohne jemals wieder gegen meinen Willen mit jemandem schlafen zu müssen. Denn dieses Versprechen hielt Phil nach wie vor. Bis zu dem Abend als du mich Heim gefahren hast. Da hatte er mich für einen Millionen Deal an seinen Geschäftspartner verkauft...."

"Hat er....", warf Sebastian jetzt entsetz dazwischen und ich wusste was er fragen wollte.

"Nein hat er nicht, ich konnte mich wehren. Aber Phil war nicht gerade sehr erfreut darüber und bescherte mir an dem Abend den blauen Fleck auf dem Oberarm. Am anderen Morgen stand er dann entschuldigend vor der Türe und versuchte mich dazu zu überreden es doch zu tun. Es wäre ja nur eine Nacht.
Doch als ich ihm dann sagte das er genau so erbärmlich wäre wie sein Vater verpasste er mir das schicke Ding auf meiner Wange."

Sebastian zog mich jetzt noch enger in seine Arme und fing leise an zu flüstern.

"Es tut mir leid, es tut mir alles so wahnsinnig Leid. Ich danke dir für dein Vertrauen", war alles was er in dem Moment sagen konnte ohne selber in Tränen auszubrechen.

"Du hast einfach die Wahrheit verdient und ich wollte das du weißt auf was du dich einlässt wenn ich mich ohne Verkleidung mit dir zeige. Zehn Jahre sind zwar eine lange Zeit und ich sehe der blonden Stella mit den blauen Kontaktlinsen nicht mehr ganz so ähnlich aber es könnte durchaus sein das man mich doch wiedererkennt. Zum Glück existieren keinerlei Unterlagen mehr über Stella, dafür habe ich gesorgt. Aber es gibt da noch eine kleine Sache die du wissen solltest."

Ich löste mich aus seiner Umarmung, setze mich auf und sah ihm direkt in die Augen. Sebastian tat es mir gleich und saß jetzt im Schneidersitz vor mir.

"Der Agenturchef, Phils Vater, ist mittlerweile der Chef deiner Agentur."

Gamechanger  i'll do what you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt