Kapitel 7: Kennenlernen

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Pov. Steve: Mitten in der Nacht wurde ich aus dem Schlaf jedoch gerissen, als etwas, oder besser gesagt jemand, auf mich hinunter fiel.
„Tess geht es dir gut?", fragte ich sofort nach und checkte ihren Kopf ab. Nicht das sie sich den irgendwo gestoßen hat.
Sie war zwar wach, aber reagierte erst nicht, bis sie dann anfing zu kichern. Sie war wohl noch nicht nüchtern. Erleichtert atmete ich aus, als ich bemerkte, dass sie vom Sturz nichts davon getragen hat.
„Was mache ich denn hier?"
„Ich wusste nicht wo dein Zimmer ist und wollte dich die Nacht ungern ohne Aufsicht lassen."
„Ach wie niedlich. Steve Rogers. Der tolle Beschützer..", aus ihrem Grinsen wurde jedoch schnell ein finsterer Blick: „Wieso konntest du sie nicht beschützen.."
Sie? Spricht sie gerade von Nat?
„Ich war nicht da, als es passiert ist.. hätte ich ie zurückbringen können, hätte ich es getan.", ich senkte erst den Blick, während wir beide auf der Matratze zu Boden hin saßen. „Was.. war sie eigentlich für dich?"
„Ich habe sie geliebt..", gab sie dann zu. Erstaunt schaute ich auf. Sie meint es bestimmt im freundschaftlichen Sinne.
„Oh. Ihr wart also sehr gute Freunde?"
„Nein.. also doch.. aber kurz bevor sie gegangen ist, haben wir uns geküsst.. sie meinte ich wäre ein Grund zurück zu kommen, aber ich war wohl nicht Grund genug..", ich wusste gar nicht, dass Nat auch auf Frauen stand. Tess würde es wahrscheinlich bereuen, sobald sie nüchtern ist, sie ist den ganzen Abend den Fragen ausgewichen und wollte uns nur das Oberflächliche wissen lassen. Plötzlich kamen ihr jedoch die Tränen und sie war in einen emotionalen Rausch.
„Ich bin mir sicher, dass es nicht so war.", versuchte ich sie zu beruhigen: „Nat und Clint hatten bloß keine andere Wahl. Ein Leben musste geopfert werden, sie haben beide darum gekämpft, doch Nat war am Ende die Stärkere.. sie hätte nie zulassen wollen, dass Clint seine Familie nie wieder sieht."
„Ja.. wenn es um das Glück anderer ging, stellte sie ihr eigenes immer hinten an.. ich wünschte nur.. wir hätten mehr Zeit gehabt."
Ich wollte ihr zwar nicht unerlaubt zu Nahe rücken, doch breitete meine Arme als offene Option aus. Umarmungen sollen ja manchmal mehr helfen, als Worte. Mit lächelnden Schmollgesicht kam sie tatsächlich in meine Arme: „Wieso bist du bloß so nett.."
„Ganz ehrlich, keine Ahnung. Ich habe diesen sehr hoch sensiblen Beschützerinstinkt. Kann manchmal ganz nervig sein.", sie musste kurz auflachen. Sachte strich ich über ihren Rücken. Letztens Endes war sie, obwohl sie Erwachsen ist, immer noch ein Mensch mit einem Päckchen Ballast. Und jeder weiß, was das mit einem anrichten kann, wenn man sich wirklich niemanden gegenüber einfach mal öffnet: „Außerdem, mag ich es nicht andere weinen zu sehen."
„Ich hasse es zu weinen.", schnell wischte sie sich die Tränen mit dem Handrücken ab.
„Es ist aber in Ordnung manchmal seine Gefühle laufen zu lassen.", versicherte ich ihr. Komischerweise sagte sie nichts mehr. Ihre Augen waren geschlossen. Automatisch brachte es mich zum Lächeln, warum auch immer. Aber zu wissen, dass ich ihr gerade wohl irgendwie emotional geholfen habe, machte mich sehr froh. Aber man.. schlief sie leicht ein. Was jetzt? Ich lehnte mich vorsichtig zurück, dabei lag sie immer noch direkt neben mir, mit dem Kopf auf meiner Brust. Daran war ja nichts verwerflich? Schließlich schlafen wir ja nur.. Nebeneinander.. Arm in Arm.. vielleicht fühlte es sich doch etwas merkwürdig an. Ich kannte offiziell erst seit einem Tag und schon lag sie bei mir ungeplant im Zimmer. Irgendwie konnte ich durch diese Nähe auch nicht sofort einschlafen. Meine Gedanken waren dafür viel zu durcheinander. Wenn ich mich recht erinnere, hat noch nie eine Frau neben mir auf diese Art und Weise mit mir geschlafen.
Reiß dich zusammen, Rogers. Sie steht auf Frauen und macht nur eine schwere Zeit durch. Ich sollte mir auf diese Nacht bloß nichts einbilden.

Erneut wurde ich geweckt, dieses Mal war es jedoch bereits hell. Tess sprang ruckartig nach oben. Müde gähnte ich zunächst einmal. Der Schlaf heute war mit den Unterbrechungen viel zu kurz.
„Was.. was suchst du hier?", sofort stand sie auf. Jep. Jetzt war sie nüchtern: „Das ist nicht mein Zimmer."
„Nein, es ist meins.", ich setzte mich auf: „Nachdem du gestern besoffen warst und ich nicht wusste, wo dein Zimmer ist, hast du hier geschlafen."
„Gott.. haben wir..."
Sie erinnert sich nicht an die Nacht? Und nicht an das kurze aber ausführliche Gespräch? „Nein. Haben wir nicht. Ich bin nicht so der Typ, der eine betrunkene Frau ausnutzt.. zumal du ja auf Frauen stehst."
„Wie bitte? Wie kommst du denn darauf bitte?"
„Du hast es mir heute Nacht erzählt, dass mit dir und Nat.", wieso sollte ich ihr das verheimlichen? Was soll sie machen, wenn sie weiß, dass ich es weiß? Mich feuern?
„Wehe du erzählst, dass irgendjemanden, Rogers. Das geht niemanden etwas an."
„Ja. Ist ja okay. Komm jetzt erstmal etwas runter. Du hast gestern nur Zuviel Alkohol getrunken, sonst ist nichts Schlimmes passiert. Wie geht es dir?"
„Ich bin verkatert, was sonst. Dieser Abend war absolut eine bescheuerte Idee."
Ich stand auf und richtete mein Bett wieder erst zurecht: „Leg dich ruhig noch etwas hin und ruh dich aus. Ich besorge dir etwas zu Essen und ein Aspirin."
Erstaunt über meine Fürsorglichkeit, hob sie eine Augenbraue: „Wie kommt es, dass du nicht verkatert bist?"
"Einer der Vorteile mit Supersoldatenserum. Auch die Ausnüchterung von Alkohol funktioniert so viel schneller.. außerdem hat mich die Situation gestern in der Bar ziemlich schnell ausgenüchtert."
Verwirrt schaute sie mich an: "Wieso.. was war in der Bar? Ich erinnere mich nicht komplett, nur das wir angefangen haben irgendwelche bescheuerten Trinkspiele zu spielen."
"Ja.. und als die Stimmung gekippt ist bist du rüber zu einen Typen gegangen, der dir dann jedoch auf die Pelle gerückt ist und ich dann dazwischen gegangen bin."
"Wow.. hast recht, du hast wirklich einen ausgeprägten Beschützerinstinkt.", lachte sie leicht: "Was jetzt natürlich nicht zwingend etwas schlechtes ist. Danke, dass du mir geholfen hast. Erneut."
Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, während sie sich ins Bett zurück legte, da drehte ich mich doch nochmal um, weil mich doch noch eine Frage beschäftigte: "Sag mal.. du sagtest ja.. dass gegen Ende hin zwischen dir und Nat ja etwas lief.. jedoch.."
"Jedoch?"
Konnte ich das wirklich fragen oder ging das schon zu sehr in die Privatsphäre? "Naja.. gestern hast du nicht wirklich lange gezögert, um mit diesen Typen zu flirten."
"Ich war ja auch ziemlich betrunken. Nein.. um deine Frage zu beantworten, ich habe ehrlich gesagt kein bestimmtes Geschlecht, dass ich bevorzuge. Ich mag sowohl, als auch. Aber im Ernst. Wehe du erzählst jemanden von Nat und mir. Das wusste bisher nur Nick. Nicht einmal Clint weiß genauere Details."
"Keine Sorge.. ich werde es niemanden verraten.", versicherte ich ihr und ging hinaus, um mich um mein Versprechen zu kümmern.
Früher wäre es nicht so normal gewesen, wenn man als Frau eine andere Frau gemocht hätte, heute ist das mittlerweile ganz normaler Alltag in der Gesellschaft, bis auf ein paar kleine Ausnahme. Also die Neuzeit brachte viele Veränderungen technisch, als auch gesellschaftlich. Ich hab es mir zu Beginn viel schlimmer vorgestellt, als es nun eigentlich ist.
Nichtsahnend lief ich in die Gemeinschaftsküche hinein nur um Blitzschnell meine Blick von einer halbnackten Blondine abzuwenden.
"Oh! Captain America! Ich meine so überraschend ist das ja nicht, dass ich Sie hier treffe, schließlich leben Sie hier ja. Eine wirkliche Ehre Sie kennen zu lernen.", freudig ging sie zwar auf mich zu, aber ich trat sicherheitshalber einen Schritt zurück und verdeckte mir seitlich mit der Handfläche die Augen.
"Ehh ja.. wer sind Sie und was machen Sie hier?
Gähnend kam jedoch die Antwort auf meine Frage hinein. Die Blondine fiel ihm direkt um den Hals. Bucky hatte also, wie es scheint, wirklich gestern noch in der Bar Erfolg gehabt.
"Liebes, du solltest jetzt besser gehen. Unser Boss mag es eigentlich nicht so sehr, wenn wir jemanden ins Quartier mitbringen."
"Oki, doki, Bärchen. Letzte Nacht war übrigens toll, wir sollten das dringend wiederholen, du hast ja meine Nummer."
"Ja, genau. Machen wir.
Während sie ihm noch einen fetten Kuss aufdrückte, verließ sie regelrecht verliebt die Küche und machte sich in Richtung Buckys Zimmer.
"Sag mal.. spinnst du?", ich haute ihm auf dem Oberarm, wo er auf jeden Fall noch etwas spürte.
"Was denn? Ist mir weiblicher Besuch nicht erlaubt. Das war sowieso nur eine einmalige Sache.. betrunken war sie deutlich besser auszuhalten. Sie redet ununterbrochen.. der reinste Wasserfall."
Verurteilend schüttelte ich den Kopf: "Buck, so bist du nicht. Das ist echt ekelhaft, so geht man nicht mit Frauen um."
"Nur weil es früher nicht so gängig war, heißt es nicht, dass es heute nicht okay sein soll. Meine Güte, Steve. Du musst dich echt Mal lockerer machen. Menschen haben Bedürfnisse und die kann man sich auch ohne Liebe oder irgendwelche Verpflichtungen stillen. Verstehst du.. One Night Stands nennt man das auch."
"Natürlich kenn ich das.", doch wirklich nachvollziehen konnte ich das trotzdem nicht. Ich bahnte meinen Weg zum Kühlschrank und richtete ein paar bestrichene Bagels mit Marmelade und Frischkäse zurecht. Ein Glas mit frischen Orangensaft noch dazu.
"Sag mal. Hast du auch ein Date heute Nacht gehabt oder für wen ist das Frühstück.", scherzte er und schnappte sich eine Traube, die ich gerade auf dem Tablet anrichtete.
"Das ist bloß ein Kater-Frühstück. Nicht jeder von uns hat so ein Serum wie wir in sich. Und während ihr gestern noch gefeiert habt, habe ich mich um Tess ihren Zustand gekümmert. Ich bin froh, dass sie bisher noch nicht erbrochen hart. Wo ist die Packung mit Aspirin?"
"Drüben auf der Theke, Sam hat sich bereits welche geschnappt. Momentmal.. wart ihr die ganze Nacht zusammen.. du und unsere Chefin?", er verschluckte sich fast regelrecht an der Traube.
Während ich zwei Aspirintabletten auf das Tablett ausdrückte, schüttelte ich den Kopf: "Es ist nicht so, wie du denkst. Ich habe mir bloß sorgen gemacht, dass sie im Schlaf an ihr Erbrochenes ersticken könnte, ich wusste nicht wo ihr Zimmer ist, deswegen habe ich sie zu mir ins Bett getragen. Ich selbst habe heute auf dem Boden geschlafen. Da ist absolut nichts passiert."
"Wow... und Miss sehr vorsichtig hat sich wegen der Schlafbeobachtung nicht fertig gemacht?"
"So schlimm ist sie gar nicht. Nein, hat sie nicht. Sie war sogar recht dankbar, dass ich ihr ohne Hintergedanken geholfen habe, denn das kann man auch machen, Buck."
Ich wollte gerade das Tablet nehmen und wieder zurück gehen, da hakte ich nochmals nach: "Wird das nun öfter vorkommen? Das du Frauenbesuche hier her holst für eine Nacht."
"Nur wenn ich meine Bedürfnisse stillen will. Ansonsten wer weiß.. vielleicht finde ich auch die wahre Liebe irgendwann.", scherzte er kurz, dabei wollte er mich auch direkt ein wenig triezen.
Ich seufzte auf und machte mich auf den Weg zurück zu Tess.
"Alles okay?", hakte sie nach, als ich das Tablet auf ihrem Schoß ablegte: "Du scheinst etwas neben der Spur zu sein.", schnell trank sie zuerst die zwei Aspirintabletten mit dem Organgensaft hinunter.
"Ja. Bucky hatte nur ein altes Thema wieder aufgewühlt."
"Es geht um diese Frau, die du in der Vergangenheit zurückgelassen hast.. richtig?"
Verwundert schaute ich sie an. Ich konnte mich nicht daran erinnern, gestern etwas über Peggy erzählt zu haben. "Nat hat es mir mal erzählt.. das du jemanden in deiner Zeit geliebt hast, doch eine Mission dann erst in der jetzigen Zeit wieder aufgewacht bist."
"Ja.. es geht irgendwie um sie. Ich meine ich habe es akzeptiert. Wirklich. Schließlich hatte ich die Option einfach in der Vergangenheit zu bleiben.. doch ich tat es nicht.. ich wollte in der Zukunft nichts verändern und.."
"Und?"
"Ich hab mich irgendwie an diese Zeit hier gewöhnt. Ich habe eine Familie hier, auch wenn die mich immer noch zu oft ärgern wollen. Es sollte mir nichts ausmachen, doch wenn ich das vorgesagt bekomme oder darüber Witze gerissen werden, fühlt es sich.. naja.."
"Beschissen an.", sprach sie es aus. Ich fluchte nun mal nicht so gerne, aber ich musste auch lachen, als sie es aussprach.
"Ja, es fühlt sich beschissen an. Ich meine.. es ist doch nichts falsches daran, auch mal auf jemanden zu warten, wofür es sich lohnt.. anstatt die Nächstbeste ins Bett zu bekommen. Oder?"
"Hmm..", sie biss in ihren Bagel hinein und musste sich die Marmelade von den Lippen lecken. Ich räusperte mich und wendete meinen Blick schnell ab. Das war es, was Bucky meinte. Menschen haben Bedürfnisse.. und das zu sehen.. naja.. es ist nicht unsexy. "Ehrlich gesagt, finde ich das eigentlich sogar ziemlich niedlich von dir. Wenn du so leben willst, ist daran nichts zuzusetzen und man sollte sich auch nicht darüber lustig machen."
"Also.. verstehst du mich in der Hinsicht wirklich?"
"Klar. Daran ist ja nichts unverständliches. Ich würde es vielleicht nur nicht genauso machen. Ich meine.. jemanden zu haben, den man lieben kann und von den man geliebt wird, ist wirklich schön.. Aber ich finde schlichten ligieren Sex ab und zu auch nicht so unfassbar schlecht."
Sie aß auf und trank den Rest Saft hinterher: "Versteh mich nicht falsch, Rogers. Aber probiere es einfach selbst Mal aus, wenn du Lust hat. So schlimm ist das gar nicht... So.. danke für das Frühstück, aber ich gehe jetzt auf jeden Fall rüber in mein Zimmer. Ich brauche dringend eine Dusche, ich rieche so, als hätte ich in Alkohol gebadet. Danach ist Training angesagt.", ich bewunderte ihr diszipliniertes und dennoch lockeres Verhalten. Vielleicht sollte ich mir davon wirklich mal eine Scheibe abschneiden.

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Video-Edit zu diesem Kapitel: https://vm.tiktok.com/ZMYXssopb/

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