Pov. Tess: Keine Ahnung, was in mich gefahren ist, aber nun sind meine Lippen auf seine. Ich könnte es unterbrechen, aber ungeschehen machen, ist jetzt nicht mehr möglich. Es war ein Moment in dem ich mich mal wirklich wohl fühlte in letzter Zeit. Irgendwie brauchte ich das. Diese Aufmerksamkeit und Nähe von jemanden. Körperliche Nähe von jemanden. Genau das gab mir Steve. Ich sträubte mich gedanklich wirklich davor IHN zu küssen. Ausgerechnet ihn, doch mein Körper spielte sein eigenes Spiel. Er machte aber auch schlichtweg keine Anstalten zu einem Rückzug, im Gegenteil, seine Hand wollte jegliche Hindernisse zwischen und entfernen und zog mich an der Taille näher zu sich heran. Ich ärgerte mich so sehr zeitgleich, dass mein Plan der seriösen Chefin mal wieder sofort ins Wasser fiel. Nur weil ich mich selbst nicht unter Kontrolle hatte. Spätestens als seine Zunge Einlass in meinen Mund wollte, musste ich mich mit meinem Gewissen aber lösen. Nat sah mir bestimmt kopfschüttelnd über die Schulter für diese Aktion.
Ich räusperte mich schnell: „Sorry.."
„Wofür?", verwundert schaute er mich an. Seine Atmung war wie meine deutlich schneller, als zuvor.
„Für den Kuss.."
„Hat er dir denn nicht gefallen?"
„Doch! Aber das ist es nicht.. Steve ich.. ich bin deine Vorgesetzte und ich verhalte mich dennoch so unprofessionell. Dieser Kuss war eine klare Grenzüberschreitung."
Er lachte leicht auf. Planlos verstand ich nicht, was er daran lustig fand. „Keine Ahnung, welche Grenze du überschritten hast, aber von uns beiden persönlich, hast du gar keine Überschritten."
„Steve..", bat ich ihn indirekt leise stimmlich, dass er nicht so locker damit umgehen soll.
„Tess nur weil du so gesehen jetzt den Job von Fury übernommen hast, heißt es doch nicht, dass du nicht leben kannst. Ich meine.. selbst wenn wir uns jetzt geküsst haben.. wir können Arbeit von Privat ja wohl trennen."
Doch irgendwie war es nicht nur das. Es fühlte sich wie ein Betrug an. Genauso wie ich an jenem Abend betrunken mit Bucky geschlafen habe, aber hier.. ich bin nüchtern. Es ist das erste Weihnachten ohne Nat und ich küsse direkt jemanden anderen.. es fühlt sich intimer an, als alles andere und somit auch irgendwie falsch.
„Steve.. ich denke nicht, dass wir.."
„Sprich das jetzt nicht aus, was ich vermute, dass du ansprechen willst.", unterbrach er mich seufzend und startete den Motor. Zwar wollte ich es dennoch aussprechen, doch wurde dann auch von einer Nachricht unterbrochen.
„Was?", hakte er nach, als ich verwirrt auf mein Display schaute.
„Nick ist da.. Er erwartet mich, aber außerhalb des Quartiers. Hier sind die Koordinaten.", ich gab die Nummer im Navi ein: „Wahrscheinlich, weil er etwas nur mit mir besprechen muss."
„Nick? Nick Fury schreibt dir mitten in der Nacht? Mit der Bitte dort hin zu fahren? Tess, das ist mitten im nirgendwo. Was ist wenn das eine Falle ist und jemand Furys Handy hat?", irgendwie fühlte es sich wirklich gut an, dass sich jemand um mich sorgte.
„Ehh.. und wie stellst du dir das jetzt vor? Soll ich ihn etwas fragen, was nur er weiß?", lachte ich leicht: „Steve. Nick ist Nick, der lässt sich nicht so schnell sein Handy abnehmen."
„Ich komme mit dir. Wir sitzen sowieso im selben Auto, also wirst du mich erstmal nicht los werden."
Das will ich auch irgendwie gar nicht. Ich will das er bei mir bleibt. Zu meinem Erstaunen gab er kein Wort von sich bezüglich des Kusses. Ich dachte, dass er sich die ganze Fahrt doch darüber unterhalten würde, doch stattdessen, ließ er das Thema komplett abkühlen. Irgendwie gab es mir ein mulmiges Gefühl, dass er sogar komplett still war.
„Wir sind da.", meldete er sich erst wieder zu Wort, als wir am Ziel angekommen sind. Es war mitten im Wald, jedoch war hier auch ein kleiner Pfad durch die Bäume. Dort muss es sein.
„Irgendwie doch ziemlich gruselig.."
Er nahm meine Hand: „Du bist nicht allein.", versicherte er mir und ließ mein Herz höher schlagen. Diese Worte. Das letzte Mal, dass ich sie mit purer Treue hören konnte, war von Nat. Vieles fühlt sich so an, wie damals, doch Vieles fühlte sich komplett neu an. Neu und gut.
„Steve..", versuchte ich seine Vernunft erneut zu erreichen.
Doch schnell flieh er regelrecht aus dem Wagen und stieg aus. Von mir aus, könnte er es jedesmal so machen, wenn ich emotional fliehen will. Vielleicht habe ich so eine Möglichkeit wirklich mal wieder Glück in Gefühlen zu haben.
Mit einer Taschenlampe ging er den Pfad entlang und folgte ihm leise. Als ich jedoch etwas im Gebüsch rascheln hörte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Sofort presste ich mich an Steves Arm fest und halte mich ein. Ich fühlte mich wie in einem grusligen Horrorfilm.
Mit seinen freien Arm hielt er mich an sich fest und führte mich so zu einer am Pfad liegenden leer wirkende Hütte.
„Vielleicht hattest du doch recht.", gab ich zu, denn es war sehr untypisch für Nick, dass er mich an so einen Ort herbestellen würde.
Er betrat als erstes die Hütte, genauso wie an den Tag, wo er mich bei der Explosion geschützt hat. Im selben Augenblick ging das Licht in der Hütte an. Erleichtert atmeten wir auf, als es wirklich Nick war, der im Sessel saß. Er hob die Augenbraue ab, als er mich ab Steves Arm klammern sah. Ja, vielleicht habe ich mich gerade etwas erschreckt.
„Normalerweise kommst du allein.", er stand auf und deutete zu Steve, Abstand zu gewinnen. Sofort trat er einen Schritt zur Seite und damit auch von mir weg.
„Ja.. und du bestellst mich normalerweise nicht mitten in der Nacht in einen Wald. Ich bin vielleicht ausgebildet, aber manche Dinge sind selbst für mich gruselig."
„Apropos ausgebildet. Deswegen habe ich dich herbestellt. Ich weiß, dass du das eigentlich nicht mehr machen wolltest..", sofort wusste ich, was er von mir verlangen wollte.
„Nein Nick. Ich mache das nicht mehr.", verwirrt sah Steve zu mir hinüber.
„Ich brauche jemanden mit Romanoffs Fähigkeiten. Du bist die Einzige, die das auch nur im Geringsten hinbekommen würde."
„Darf ich fragen, um was es sich hier handelt?", Steve fragte vorsichtig nach, doch ich warf ihm bloß einen verstummenden Blick zu.
Nick holte jedoch die Akte hervor. Meine Akte. Alle meine Aufträge und Missionen. Jede Aufgabe die ich von Nat gemeistert hatte. Steve schaute sich die Aufzeichnungen an und sah mich ungläubig an. Vielleicht hatte er genau das nie von mir erwarten können, aber ja. Aufgrund gewisser Aufträge nach, war ich vielleicht nicht so unschuldig, wie es möglicherweise immer schien. Wenn ich es musste, konnte ich wirklich grausam werden, doch die meisten meiner Ziele haben ehrlich gesagt nichts anderes verdient. Dennoch, als Nat immer mehr Zeit mit Cap und den Avengers verbrachte, keilte sie auch mich von dieser Art Missionen ab. Sie wollte nicht mehr, dass ich irgendjemanden bewusst verletzten oder bedrohen musste. Sie leitete mich bereits unbewusst in die Heldenschiene ein.. hat sie gewusst, dass sie irgendwann nicht mehr da sein würde?
Nick stemmte die Hände in die Seite und sah mich enttäuscht an: „Ich verstehe dein Problem nicht, du bist gut indem, was du tust."
„Weil ich es Natasha versprochen habe. Diesen Weg, den ich gegangen bin, wurde beendet. Keine Verletzten mehr.."
„Wer sagt denn, dass du ihn verletzten sollst?"
„Weil es immer so war bisher, Nick."
Er seufzte auf: „Ich will nur, dass du jemanden beschattest vorerst. Wir müssen wissen, ob es Zusammenhänge zu der korrupten Organisation in Sword gibt. Um den Rest kümmern wir uns."
„Nur beschatten?", hakte ich ungläubig nach. Nick stimmte erneut zu: „Rogers kommt mit mir mit."
Überrascht starrte nicht nur Nick zu mir, sondern auch Steve: „Ich soll mit dir kommen?"
„Ja, als Versicherung, dass ich wirklich niemanden verletzten muss."
„Zwischen euch beiden läufts doch nichts oder?", skeptisch blickte Nick zu Steve.
Sofort fing er an seinen Kopf zu schütteln: „Natürlich nicht, Sir.", ouch. Natürlich nicht? Wow, war wohl doch ein ziemliches Hindernis für ihn mir näher zu kommen, vielleicht habe ich mich auch einfach geirrt und er ist gar nicht so interessiert, wie ich dachte. Oder meine Vergangenheit schreckte ihn schlichtweg nun von mir ab.
Ich schnappte mir den Umschlag aus Nicks Hand, wo bereits sämtliche Informationen über die Zielperson aufgelistet waren. In wenigen Minuten, wussten wir schlichtweg alles über diese Person. William Pears, verheirateter Familienvater von drei Töchter und einem Sohn. Sehr wohlhabend und bereits 52 Jahre alt. Doch seine häusliche Abwesenheit stimmte nicht mit seinen Arbeitszeiten überein. Irgendwas verheimlichte er also seiner hohen Führungsposition in Sword und seiner Familie gegenüber. Ob er es den Fremden ermöglichte in Sword unbemerkt einzudringen? Da ich diesen arroganten Typen sowieso nie leiden konnte, habe ich nichts dagegen ihn zu stürzen und damit Sword vielleicht wieder zu dem zu machen, was es eigentlich war.
„Ich kümmere mich morgen Abend um Pears.", versicherte ich ihm. Jetzt erstmal sollten wir uns wirklich ein wenig ausruhen. Redebedarf zum Kuss.. hatte weder er, noch ich.
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After Endgame (Steve Rogers FF)
FanfictionWas wäre wenn Steve nie in die Vergangenheit zurück gekehrt wäre? Rogers verblieb in der neuen Zeit bei seiner neuen Familie, den Avengers, nach dem Thanos endlich besiegt wurde. Kurz konnten das neue Trio bestehend aus ihm, Sam und Bucky verschnauf...